Genau 100 Jahre ist es her, dass der Dichter und Dramatiker Frank Wedekind starb, aber sein Stück "Frühlings Erwachen" über Jugend und Sexualität im prüden wilhelminischen Reich ist nach wie vor aktuell - trotz Internet, früher Aufklärung und einem wesentlich liberaleren Erziehungstil.

"Die Jugendlichen haben eigentlich genau die gleichen Sorgen wie damals in dem Stück von Frank Wedekind", sagt die Regisseurin Joanna Praml, die "Frühlings Erwachen" gemeinsam mit Jugendlichen für die Düsseldorfer Bürgerbühne inszeniert hat. "Also, die Frage nach Liebe oder Schuldruck, wie geht das mit der Sexualität, oder die Auseinandersetzung mit den Eltern. Da ist es doch sehr, sehr aktuell, finde ich."

Zwar könne man heute alles im Internet nachgucken und -lesen und es gebe sehr viele Ratgeber, meint Praml. "Aber wenn man dann vor dem Jungen steht oder vor dem Mädchen, dann muss man plötzlich zueinanderfinden, die richtigen Worte finden, verstehen, was der andere will, dann wird es dann doch schwieriger. Also, da findet man die Lösung nicht im Internet."

Auch soziale Kontrolle findet nach wie vor statt, hat die Regisseurin festgestellt: "Natürlich gibt es nicht diese strengen Eltern und den Druck der Eltern in dem Sinne wie bei 'Frühlings Erwachen' und diese prüde Gesellschaft um einen herum." Aber die Jugendlichen erlegten sich gewissermaßen selbst eine starke Kontrolle auf. "Durch die sozialen Netzwerke, durch Facebook, Snapchat etc. ist man auch wieder in einer Art Kontrolle und kann jetzt auch nicht alles machen, was man will. Denn es könnte ja jederzeit auf Facebook, auf Snapchat etc. gepostet werden."

(uko)