Weckruf an die Weltgesellschaft

08.06.2013
Gut verständlich fasst Ugo Bardi in "Der geplünderte Planet" die Bergbaugeschichte und die Bedeutung von Bodenschätzen zusammen. Weil immer mehr Energie nötig wird, die verbleibenden Rohstoffe zu gewinnen, fordert der italienische Chemiker mehr Sparsamkeit und verbessertes Recycling.
Die gute Nachricht lautet: Von allen Mineralien gibt es in der Erdkruste mehr als genug. Die schlechte Nachricht: Sie alle aus dem Erdreich zu lösen, kostet mehr Energie, als wir auf absehbare Zeit aufbringen können. Das bedeutet nichts anders, als dass wir mit den wichtigsten Rohstoffen haushalten müssen, sonst werden sie noch in diesem Jahrhundert ausgehen.

Zu diesem Schluss gelangt jedenfalls der italienische Chemiker Ugo Bardi, der jetzt den jüngsten Bericht des Club of Rome vorgelegt hat. In sieben Kapiteln führt er seine Leser durch das Thema. Er beginnt mit der erdgeschichtlichen Geologie, dem Entstehen der Mineralien und endet bei den Möglichkeiten, Rohstoffe zu ersetzen, zu recyceln und effizienter zu nutzen.

Detail- und kenntnisreich, gut bewandert in der antiken Geschichte gibt Ugo Bardi einen leicht verständlichen Überblick über die Historie des Bergbaus und die Bedeutung, die Bodenschätze für das Entstehen großer Weltreiche hatten. Natürlich geht er auch auf die immensen Umweltprobleme ein, die der Abbau von Mineralien mit sich bringt. In den Appalachen in den USA werden ganze Bergspitzen abgesprengt, um Kohle zu gewinnen. Der Tagebergbau verwüstet riesige Flächen, hinterlässt totes Land.

Riesige Abfallmengen, extremer Energieaufwand
Da die Erze nur Bruchteile der gesuchten Minerale enthalten, hinterlässt der Bergbau unglaubliche Abfallmengen. So stecken zum Beispiel in einem Kilogramm Kupfererz nur 0, 5 Prozent Kupfer. Ein normales Auto, so rechnet Bardi vor, aber enthält an 50 Kilogramm Kupfer. Der Abraum aber beträgt rund eine Tonne, eine ganze Lastwagenladung. Gleichzeitig verschlingen der Bergbau sowie die Aufbereitung der Rohstoffe rund 10 Prozent der globalen Energie. Allein die Stahlproduktion benötigt schon 5 Prozent. Da die besonders reichhaltigen Lagerstätten bald erschöpft sind, muss auf Vorkommen ausgewichen werden, die noch geringere Menge des gesuchten Minerals enthalten. Resultat: noch mehr Abfälle, noch größerer Energieaufwand.

Eingebettet in die Geschichte und den aktuellen Zustand des Bergbaus finden sich ausführlichen Berichte ausgewiesener Rohstoffexperten zu einzelnen Mineralien. Sie geben Auskunft über die schwindenden fossilen Rohstoffe wie Erdöl, Erdgas und Uran. Selbst die angeblich massenhaft vorhandene Kohle erreicht ihr Fördermaximum spätestens 2050. Auch Gold, Kupfer, Platin sowie seltene Metalle werden bald wirklich selten. Phosphor, Grundstoff jeglicher Landwirtschaft, erreicht zum Beispiel das Fördermaximum 2034. Es sind ausgesprochen vorsichtige Schätzungen, die dennoch zeigen, dass alle Rohstoffe, die die moderne Konsumgesellschaft braucht, noch in diesem Jahrhundert ausgehen oder knapp werden. Der Energieaufwand, um sie zu gewinnen, wird immer größer. Irgendwann ist nicht mehr genug Energie vorhanden, um an die Rohstoffe zu gelangen, übersteigen die Kosten den Nutzen.

Die Schlussfolgerung liegt auf der Hand und wird im Bericht denn auch entsprechend gewürdigt: sparsamerer Umgang mit den Rohstoffen, erheblich verbessertes Recycling, Suche nach Ersatz. Es wäre gut, wenn die Weltgesellschaft diesen Weckruf wahrnimmt und handelt.

Besprochen von Johannes Kaiser

Ugo Bardi: Der geplünderte Planet - Die Zukunft des Menschen im Zeitalter schwindender Ressourcen
Übersetzt von Eva Leipprand
Oekom Verlag, München 2013
368 Seiten, 22,95 Euro
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