Vor 100 Jahren: Gründung der UFA

Die "Traumfabrik" des deutschen Films

Von Regina Kusch  · 18.12.2017
Die UFA, die Universum Film AG, zählt zu den ältesten Filmfirmen Europas. Die Traumfabrik aus Potsdam Babelsberg steht für große Namen wie Heinz Rühmann oder Marlene Dietrich ebenso wie für die dunklen Kapitel deutscher Filmgeschichte.
Sie brachte jede Menge Stars hervor und unvergessene Filme: Die UFA steht für Namen wie Heinz Rühmann, Willy Fritsch oder Lillian Harvey, die mit großen Tonfilm-Operetten wie "Die drei von der Tankstelle" oder "Der Kongress tanzt" deutsche Kinos füllten.
Seit ihrer Gründung am 18. Dezember 1917 produzierte die "Universum-Film- AG" filmische Unterhaltung in Deutschland. Dabei sollte die Traumfabrik aus Potsdam Babelsberg zum Ende des Ersten Weltkriegs vor allem mit Propagandafilmen die nationalen Interessen unterstützen, wie General Erich Ludendorff in einem Brief an das königliche Kriegsministerium gefordert hatte, Zitat:
"Für einen glücklichen Abschluss des Krieges ist es unbedingt erforderlich, dass der Film überall da, wo die deutsche Einwirkung noch möglich ist, mit dem höchsten Nachdruck wirkt."

Propagandainstrument - und Geschäft

Ein Besucher geht in Berlin im Museum für Film und Fernsehen an einem Großfoto vorbei, das Dreharbeiten aus dem Jahr 1929 aus dem Film "Asphalt" zeigt.
Ein Exponat der Ausstellung "Die Ufa - Geschichte einer Marke" im Berliner Museum für Film und Fernsehen.© Maurizio Gambarini/dpa
Doch die Deutsche Bank, die mit 25 Millionen Reichsmark in das Filmgeschäft eingestiegen war, hatte weniger patriotische als wirtschaftliche Interessen. Rainer Rother, künstlerischer Direktor der Deutschen Kinemathek:
"Man will eine große Firma haben, von der von Anfang an gesagt wird, die ist nicht nur ein Propagandainstrument, sondern es ist ein Geschäft. Und damit ändert sich ganz radikal die Sicht auf den Film seitens der offiziellen Regierungsstellen."

Legendäre Flops und große Kinogeschichte

1919 wurde Ernst Lubitschs "Madame Dubarry" mit Pola Negri in der Titelrolle zum Kassenschlager und konnte als erster Film nach der Kriegsniederlage in die USA verkauft werden. Anfang der 20er entstanden in den neu errichteten Studios in Babelsberg und Berlin-Tempelhof aufwendige Stummfilmproduktionen wie "Dr. Mabuse" oder die "Nibelungen" von Star-Regisseur Fritz Lang, von denen die Konzernleitung hoffte, mit Hollywood konkurrieren zu können, sagt Rainer Rother:
"Die UFA der 20er-Jahre ist stilbildend in vieler Hinsicht gewesen, was die Kameraarbeit angeht, man konnte fast ohne Zwischentitel erzählen, ökonomisch war sie, vielleicht im Selbstverständnis, eine wirkliche Konkurrenz für Hollywood. Faktisch nicht. Der Exporterfolg der UFA in die USA ist immer relativ gering gewesen."
Szene aus Fritz Langs "Metropolis", bei dem Karl Freund die Kamera führte
Szene aus Fritz Langs "Metropolis"© imago/United Archives
Die hohen künstlerischen Ansprüche führten nicht selten zu Misskalkulationen und Budgetüberschreitungen. Fritz Langs futuristisches Epos "Metropolis" wurde der teuerste Flop des Unternehmens.
1927 kaufte der deutschnationale Medienzar Alfred Hugenberg die UFA und etablierte erfolgreich den Tonfilm. Mit Marlene Dietrich und Emil Jannings in "Der blaue Engel" gelang ihm ein weltweiter Erfolg. Als Vorlage diente Heinrich Manns Roman "Professor Unrat", in dem ein alter Lehrer sich in eine Varietésängerin verliebt und daran zugrunde geht.

Ab 1933 im Dienst des neuen Regimes

Doch Marlene Dietrich, größter Star der UFA, verließ Anfang der 30er-Jahre Deutschland und folgte ihrem Regisseur Josef von Sternberg nach Hollywood. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten entließ die UFA sofort alle jüdischen Mitarbeiter. Schauspieler wie Fritz Kortner oder Peter Lorre, Regisseure wie Billy Wilder und auch Produzent Erich Pommer emigrierten in die USA. Dazu Rainer Rother:
"Die UFA produziert mit Blick auf die neuen Herren 'Hitlerjunge Quex', und die Formen der Unterhaltung ändern sich. Die Tonfilmoperette, die sehr stark von den jüdischen Kreativen lebte, von den Komponisten wie Werner Richard Heymann und Friedrich Hollaender, die ist verpönt."
Die höchsten Gagen erhielten nun Hans Albers, Zarah Leander und "Jud-Süß"- Regisseur Veit Harlan. Nach Kriegsende besetzte die Rote Armee die Babelsberger Ateliers.
1946 wurde die DEFA gegründet. In West-Berlin übernahm nach diversen Besitzerwechseln 1964 der Bertelsmann-Konzern die Reste der UFA und setzte vor allem auf Fernsehserien und Seifenopern. Die ökonomisch erfolgreichste, "Gute Zeiten, schlechte Zeiten", läuft seit 25 Jahren. Doch an ihre großen Kinoerfolge aus den 20er-Jahren konnte die UFA nicht mehr anknüpfen.
Mehr zum Thema