Von Klaus Pokatzky

08.08.2005
Die Feuilletons erinnern an die Schauspielerin Ilse Werner. Die "Süddetusche Zeitung" und die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" beschäftigen sich mit den Ängsten vor einer Übernahme von "Pro Sieben Sat1" durch das Verlagshaus Axel Springer. Ebenfalls in der "Süddeutschen Zeitung" schildert der irakische Schriftsteller Najem Wali die Probleme der multi-ethnischen nordirakischen Stadt Kirkuk. Und der "Tagesspiegel" veröffentlicht die Meinungen von Kaberettisten zu einem möglichen Regierungswechsel.
Natürlich erinnern die Feuilletons an die Schauspielerin Ilse Werner. "Immer munter" war sie für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG, eine "Frau, die alles kann" für die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG und "ein Gesicht zum Träumen in traumloser Zeit" für die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG - dort erinnert Andreas Kilb:

"Die großen Stars der Ufa sind nun alle gestorben, Zarah Leander, Kristina Söderbaum, im Mai vergangenen Jahres auch Marika Rökk. Mit Ilse Werner, die in der Nacht zum Montag im Alter von 84 Jahren in Lübeck starb, endet eine Epoche des deutschen Films."

Eine mögliche Übernahme des privaten TV-Verbundes "Pro Sieben Sat1" durch das Verlagshaus Axel Springer beängstigt manchen. Die SÜDDEUTSCHE beschreibt, wie sich die ARD juristisch für einen Kampf vor dem Kartellamt gerüstet hat - und die FRANKFURTER ALLGEMEINE befragt zwei große regionale Zeitungshäuser: "Es wäre grotesk, wenn das Kartellamt diese Übernahme genehmigen würde", ließ Constantin Neven DuMont vom "Kölner Stadt-Anzeiger" verlauten, während Dirk Ippen, Verleger unter anderem des "Münchner Merkur", Ruhe bewahrt: "Wir haben kein Interesse, das zu verhindern".
In der SÜDDEUTSCHEN beschreibt der irakische Schriftsteller Najem Wali die nordirakische Stadt Kirkuk mit ihrer explosiven ethnischen Melange aus Turkmenen und Kurden, Arabern, Assyrern und Armeniern, Mandäern, Juden, Christen, Sunniten und Schiiten. Zur Lösung ihrer Probleme empfiehlt er das multiethnische Modell der bosnischen Hauptstadt Sarajevo - die von einem Präsidialrat regiert wird, in der alle Ethnien vertreten sind, die im jährlichen Wechsel den Vorsitz des Rates übernehmen:

"Die Lösung der Kirkuk-Frage wäre der einzige Garant für ein friedliches Zusammenleben des großen Mosaiks der Kulturen und Religionen, das Kirkuk immer war. Mehr noch: Sie ist der Schlüssel für eine Einigung im ganzen Land."

Die FRANKFURTER ALLGEMEINE wirft zwei Blicke auf das deutsche Akademikerleben. Einmal beklagt Melanie Mühl, dass Akademikerinnen "keine Zeit für die Familiengründung" haben - sprich: Frauen, die Karriere machen wollen, sich besser erst gar keine Familie anschaffen sollten.

"Im Vorstand der nach Beschäftigungszahlen siebenundachtzig größten Unternehmen der "Old Economy" liegt der Frauenanteil bei nur einem Prozent."

Und David Poeppel, Professor an der University of Maryland und einst Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin, sendet an seine deutschen Universitätskollegen scheltende Grüße unter dem Titel "Ihr Heulsusen". Darin rügt er nicht nur die mangelnde Kooperation zwischen deutschen Universitäten und großen Unternehmen, sondern stellt auch fest, dass die finanzielle Situation der amerikanischen Universitäten keineswegs so rosig sei, wie in deutschen Landen immer gerne dargestellt:

"Was Europa und besonders Deutschland hauptsächlich fehlt, ist ein grundlegender Optimismus, der die Energie dafür gibt, erstklassige Arbeit zu leisten. Wie man in Amerika sagt: no guts, no glory - ohne Mut kein Ruhm."

Und abschließend in Kürze noch etwas von der Wahlkampffront. In der WELT tritt der ostdeutsche Dramatiker Oliver Bukowski Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm noch einmal ans Schienbein wegen dessen flugs zurückgenommener Proletarisierungs-Thesen - ein Stück, das uns sicherlich noch eine Weile unterhalten wird. Die FRANKFURTER ALLGEMEINE porträtiert den Berliner Staatsrechtslehrer und Romancier Bernhard Schlink, der nun die Bundesregierung in Sachen Neuwahlen vor dem Bundesverfassungsgericht vertritt, den "Kanzleradvokaten".

Und der TAGESSPIEGEL gibt die Meinungen von Kabarettisten zu einem möglichen Regierungswechsel wieder. Beispiel Matthias Deutschmann, für den die Unterschiede zwischen den Parteien "nicht mehr wie zu Adenauer-Zeiten" sind: "Die CDU ist heute auf dem linken Flügel linker als die Regierung."