Von Dichtern, Freunden und Konkurrenten

08.12.2009
Rüdiger Safranski, der beste Erzähler intellektueller Biografien, schildert den Weg der einzigartigen Freundschaft zwischen Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller - und lehrt, wie Männer mit Konkurrenz umgehen können.
Madame de Stael war über die beiden über alle Maßen verwundert. Am stärksten beeindruckte sie an Goethe und Schiller, so Rüdiger Safranski, "der herrscherische Gestus der beiden gegenüber dem Publikum. In Frankreich, sagt sie, erzieht das Publikum seine Autoren, in Deutschland ist es offenbar umgekehrt."

Die Männerfreundschaft der beiden Weimarer Klassiker ist bis heute ein Faszinosum geblieben. Denn Goethe und Schiller waren zwei durch und durch verschiedene Charaktere mit zwei sehr unterschiedlichen Lebensgeschichten: hier Naturliebe und Intuition, dort Intellekt und unbedingter Freiheitswille, hier ein langes, erfülltes Leben, dort Krankheit und früher Tod. Und doch sagte jeder der beiden vom anderen, er sei ihm der wichtigste Mensch gewesen.

Rüdiger Safranski, der beste Erzähler intellektueller Biografien, den wir haben, schildert den Weg dieser einzigartigen Freundschaft. Aus seinem brillant geschriebenen Buch lässt sich viel mehr entnehmen als nur, in welchen wechselnden Verhältnissen Deutschlands größte Dichter zueinander standen. Diese Freundschaftsstudie lehrt unter anderem auch, wie Männer mit Konkurrenz umgehen können, nämlich dass es, in den Worten Friedrich Schillers, "dem Vortrefflichen gegenüber keine Freiheit gibt als Liebe."

Besprochen von Denis Scheck

Rüdiger Safranski: Goethe & Schiller - Geschichte einer Freundschaft
Hanser Verlag, München 2009
344 Seiten, 21,50 Euro