Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge

Querelen an der Führungsspitze

Markus Meckel, Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, spricht am 16.03.2016 in Hamburg auf der Pressekonferenz zur Verleihung des Deutschen Nationalpreises.
Markus Meckel, Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge: "Da fühle ich mich wirklich an alte Zeiten in der DDR erinnert." © dpa / picture alliance / Dominik Flügel
Von Philipp Gessler · 07.09.2016
Er ist der Mann, der als Präsident den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge modernisieren will. Und er hat reichlich Gegenwind. Markus Meckel soll am 23. September vorzeitig abgesetzt werden. Philipp Gessler hat ihn getroffen.
Im Hauptstadtbüro des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge kann Präsident Markus Meckel seine Wut nur schwer bändigen. Dann bricht es aus dem früheren DDR-Dissidenten und letzten DDR-Außenminister heraus:
"Da fühle ich mich wirklich an alte Zeiten in der DDR erinnert. Es ist ja gerade das Jahr, in dem Wolf Biermann aus der DDR rausgeschmissen wurde und es dann viele Unterschriftsammlungen gab, unter vorgelegten Texten. Das macht mich betroffen, weil das zeigt, dass offensichtlich die Unternehmenskultur im Volksbund dann doch nicht so demokratisch ist, wie man glaubt. Aber jeder Delegierte muss sich im Endeffekt selbst entscheiden, wie er die Zukunft sieht und wen er da unterstützt."
Es geht um einen Brief, den zwei Landesvorsitzende des Volksbundes an die rund 75 Delegierten des Bundesvertretertages am 23. September in Göttingen geschickt haben. Die beiden Landesfürsten machen Druck: Sie wollen, dass Markus Meckel, der seit drei Jahren im Amt ist, vorzeitig abgewählt wird.
Ihre Hauptvorwürfe: Der Präsident sei nicht teamfähig, gehe fahrlässig mit den Finanzen um und schädige den Volksbund in der Öffentlichkeit - nicht zuletzt durch seine Aussagen über ein drohendes Finanzloch schon in wenigen Jahren.
"Die mittelfristige Finanzplanung, die dem Präsidium vorliegt, sagt, dass wir mehr als 20 Millionen im Jahr 2020 an Minus haben. Das ist eine verheerende Bilanz. Deshalb muss die Finanzstruktur umgestellt werden.

Pflege von 2,7 Millionen Gräbern im Ausland

Der Volksbund kümmert sich seit fast hundert Jahren um die Pflege der Gräber von etwa 2,7 Millionen Kriegstoten, vor allem Soldaten, im Ausland. Er ist in 45 Staaten aktiv und sorgt sich um 832 Kriegsgräberstätten. Schirmherr der Organisation ist traditionell der Bundespräsident.
Derzeit hat der Volksbund einen Etat von mehr als 50 Millionen Euro, wovon knapp 13 Millionen von der Bundesregierung stammen. Der Rest sind Spenden, vor allem der Kriegswitwen und ihrer Kinder. Wenn aber diese beiden Generationen weg sterben: Was bedeutet das für das Spendenaufkommen?
Meckel will deshalb den Anteil des Staates an den Finanzen erhöhen:
"Wir haben jetzt im Frühjahr meine Denkschrift diskutiert, die dem Volksbund eine klare Perspektive gibt. Wir sind in Gesprächen für die Umstellung der Finanzen des Volksbundes mit Bundestag und Bundesregierung. Insofern kommt es hier für den Volksbund sehr zur Unzeit, dass man plötzlich den Präsidenten abwählen möchte. Dies bringt diesen für die Zukunft wichtigen Reformprozess völlig durcheinander. Und ich glaube, es konterkariert das, was für die Zukunft wichtig ist."
Während die Gegner Meckels ihm eine schlechte Amtsführung vorhalten, glaubt er selbst, dass es ihnen im Kern um die neue Ausrichtung geht, die er dem Volksbund verpassen möchte – eher weg von der reinen Grabpflege hin zu einem Verband der Pflege der Erinnerungskultur im Sinne moderner Friedensarbeit. Meckel ist verbittert:
"Wir hatten eine Vorstandssitzung am letzten Freitag. Und eines der Vorstandsmitglieder hat gesagt: Ein Verein, der nicht reformiert werden möchte, den kann man nicht reformieren. Ich befürchte, das bewahrheitet sich am 23. September."
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