"Vertraute Fremde"

19.05.2010
Ein abgebrannter Comiczeichner verwandelt sich in "Vertraute Fremde" in einen 14-Jährigen zurück. Im Körper eines Jungen, aber mit der Lebenserfahrung eines Erwachsenen, versucht er einiges noch einmal anders zu erleben.
Belgien / Luxemburg / Frankreich / Deutschland 2010, Regie: Sam Gabarski, Hauptdarsteller: Alexandra Maria Lara, Léo Legrand, Pascal Gréggory, Jonathan Zaccaï, ohne Altersbeschränkung, 98 min.

Bei Comicverfilmungen denkt man in erster Linie an großes Hollywoodkino vom Schlage "Batman" oder ganz aktuell "Iron Man". Dort wird eher geklotzt und die Story und vor allem die Subtilität bleiben meist auf der Strecke. Nun hat der seit fast 30 Jahren in Belgien lebende, in München geborene Sam Gabarski (der im übrigen aus einer polnisch-jüdischen Familie stammt) einen Manga-Comic von Jiro Taniguchi verfilmt und in den französischen Kulturkreis übertragen.

Sein neuer Film "Vertraute Fremde" ist ebenso eine Zeitreise, wie ein Film über das Erwachsenwerden und Kindbleiben. Es geht um den etwas abgebrannten Comiczeichner Thomas, der per Zufall wieder 14 Jahre alt ist und in den 60er-Jahren in einer französischen Kleinstadt aufwuchs. Im Körper eines Jungen, aber mit der Lebenserfahrung eines Erwachsenen, versucht er einiges noch einmal neu und anders zu erleben. Vor allem möchte er verhindern, dass sein Vater am Tag seines Geburtstags die Familie (wie damals) verlässt ...

Nach dem eher gewagten, witzigen und provokativen "Irina Palm" hat Sam Gabarski diesmal einen ganz ruhigen, einfühlsamen und überaus stimmungsvollen Film gedreht, der auch in die Zeit seiner Jugend zurückführt und in erster Linie eine Familiengeschichte erzählt. Dabei werden die fantastischen und surrealen Elemente der Geschichte so real und natürlich gefilmt, dass sie alles Übersinnliche vergessen lassen. Das macht die Sogkraft des Films aus, der einen auch wegen des hervorragenden Soundtracks von "Air" (Lost in Translation) so in seinen Bann zieht.

In den Hauptrollen sieht man den französischen Charakterdarsteller Pascal Gréggory (besonders aus Filmen von Patrice Chéreau bekannt) und Alexandra Maria Lara, die sehr berührend die Mutter von Thomas spielt.

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