Verein "Wir machen das"

Gemeinsam Erfolgsgeschichte schreiben

06:50 Minuten
Annika Reich im Porträt
Annika Reich ist Schriftstellerin, Kolumnistin und künstlerische Leiterin von "Wir machen das". Dessen Motto: Zukunft statt Herkunft. © imago / Horst Galuschka
Annika Reich im Gespräch mit Ute Welty · 29.08.2020
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Seit fünf Jahren bringt ein Verein geflüchtete und einheimische Schreibende zusammen: "Wir machen das" sei viel tatkräftiger als "Wir schaffen das", sagt Gründungsmitglied Annika Reich. Und erklärt, wie beide Seiten profitieren.
Vor fünf Jahren, als Hunderttausende Menschen aus Syrien und anderen Ländern nach Deutschland kamen, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel den Satz:"Wir schaffen das". Ein Motto, dem die Schriftstellerin Annika Reich mehr Tatkraft entgegensetzen wollte.
So gründete sie mit einigen Mitstreiterinnen den Verein "Wir machen das", dessen künstlerische Leiterin sie bis heute ist. Ein Ziel sei, berufliche Perspektiven, Bildungsangebote und Vernetzung zu verbessern.
Anders als Merkels berühmter Satz beziehe der Name des Vereins die Geflüchteten mit ein, sagt sie. Das Prinzip: geflüchtete und einheimische Schreibende arbeiten in Tandems zusammen.

Viele Geflüchtete haben Bücher veröffentlicht

Nach fünf Jahren kann Reich über große Erfolge berichten. Fast die Hälfte der Geflüchteten, mit denen die Institution zusammenarbeite, habe Buchverträge abgeschlossen oder Bücher veröffentlicht. Sie hätten Preise und Stipendien gewonnen und sich im deutschen Literaturbetrieb etabliert. Das sei besonders "erstaunlich, wenn man sich anschaut, wie wenig zum Beispiel arabische Gegenwartsliteratur ansonsten in Deutschland publiziert wird".
Und es entstehe eine Win-Win-Situation: "Es ist auch eine Erweiterung der Perspektive für uns." So gewinne man einen direkten Blick auf den Alltag in Kriegs- und Krisengebieten und was es bedeute, im Exil zu leben. Geflüchtete müssten ständig um ihren Aufenthaltsstatus fürchten und fänden schwer eine Wohnung oder therapeutische Begleitung. "Da sind wir an ganz vielen Stellen noch lange nicht so weit, wie wir uns das wünschen würden", sagt Reich.
(bth)
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