Veraltete Strukturen

Von Philipp Gessler, Deutschlandradio Kultur · 14.10.2013
Es gibt ein paar gute Gründe, hier in Deutschland auf eine striktere Trennung von Kirche und Staat zu drängen. Aber ob die unsägliche Affäre um Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst dafür ein guter Anlass ist, darf bezweifelt werden, kommentiert Philipp Gessler.
Natürlich darf man nicht alles in einen Topf werfen. Wenn ein Bischof in Limburg der Prunksucht und dem Größenwahn verfällt, berührt das erst einmal das Verhältnis Staat-Kirche nicht. Es gibt ein paar gute Gründe, hier in Deutschland auf eine striktere Trennung von, ums es altertümlich zu sagen, "Thron und Altar" zu drängen. Aber ob die unsägliche Affäre um Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst dafür ein guter Anlass ist, darf bezweifelt werden. Denn so unappetitlich die ganze Chose ist – sie ist zunächst einmal eine innerkirchliche Angelegenheit, keine staatliche. Und das gilt, auch wenn sich jetzt sogar die Bundeskanzlerin zu einem kritischen Kommentar über den unglaublichen Pattex-Bischof genötigt sieht, auch in diesem Fall.

Dennoch: Das Ganze ist eine Kirchenkrise, nicht nur die Krise eines Bischofs – und da diese Krise das Finanzgebaren der katholischen Kirche insgesamt in die Kritik stellt, sei daran erinnert, dass es einen Punkt auf jeden Fall gibt, in dem Kirche und Staat strenger getrennt gehören: Es sind die so genannnten Staatsleistungen. Dies sind Entschädigungszahlungen an die Kirchen, weil sie vor 200 Jahren – richtig gehört: vor 200 Jahren - vieler ihrer Güter im Zuge der Eroberungen Napoleons in deutschen Landen und der damit einher gehenden Säkularisierung an die staatlichen Mächte verloren haben. Pro Jahr streichen die beiden Volkskirchen dafür noch heute insgesamt rund 460 Millionen Euro vom Staat ein. Pro Jahr.

Dies sind Leistungen, die vielleicht im 19. Jahrhundert noch ihre Berechtigung hatten – heute aber gehören sie schlicht abgeschafft. Dieses Geld stinkt. Und die klügeren Köpfe in den beiden Volkskirchen haben schon lange verstanden, dass dieser Mammon ihnen am Ende eher schadet als nützt. Denn es liegt darauf kein Segen, um es biblisch zu sagen.