US-Präsident erkennt Jerusalem als Hauptstadt Israels an

"Dramatisches Geschenk für Netanyahu"

US-Präsident Donald Trump unterzeichnet eine Absichtserklärung die US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem zu verlegen
US-Präsident Donald Trump unterzeichnet eine Absichtserklärung, die US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem zu verlegen © imago/ZUMA Press
Tom Segev im Gespräch mit Moderator Eckhard Roelcke · 06.12.2017
Die Entscheidung Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen und die US-Botschaft dorthin zu verlegen, sei schwer nachzuvollziehen, meint der israelische Historiker Tom Segev. Womöglich stecke ein größerer Plan dahinter.
Der Historiker und Journalist Tom Segev bezeichnet Trumps Jerusalem-Entscheidung als "dramatisch" und "unverständlich, fast exzentrisch". Es sei schwer zu verstehen, was das eigentlich soll. Die Entscheidung werde bestimmt nicht zum Frieden beitragen, so Segev.
Er könne sich das nur so erklären, dass möglicherweise diese Entscheidung Teil eines größeren Plans sei, vielleicht eines Friedensplans, der im Gegenzug von Israel erhebliche Zugeständnisse verlangen könnte.

Grund zur Freude für Benjamin Netanyahu

Netanyahu hätte sich aber kaum etwas besseres wünschen können, da seine politische Zukunft zurzeit unsicher ist, weil die israelische Staatsanwaltschaft wegen möglicher Korruption gegen ihn ermittelt.
Es gebe zwar keinen Friedensprozess derzeit, aber man könne den Konflikt besser managen als dies gerade geschehe, und gerade dazu trage Trumps Entscheidung nicht bei. Trumps Ankündigung sorge nur für mehr Spannungen, die in Gewalt münden könnten, so Segev weiter.

Jerusalem ist seit 3000 Jahren ein Problem

Laut Segev ist der "sogenannte Friedensprozess" für die arabischen Staaten ab heute beendet. Jerusalem sei schon "seit 3000 Jahren ein Problem" und bleibe das womöglich auch für die nächsten 3000 Jahre. Die Stadt liege nun 'mal im "Herzen der Identität" von Juden, Moslems und Christen.
Streng genommen habe die Verlegung der US-Botschaft keine praktische Bedeutung, es sei alles symbolisch, es seien alles nur Worte, typisch also für Jerusalem, so Segev. "Jerusalem ist eine Stadt der Worte, der Träume, des Glaubens, der Fiktionen und eigentlich nicht eine Stadt der Realitäten."
In nächster Zeit könne es wieder ungemütlich werden. Gerade in der Vorweihnachtszeit, in der man viele Touristen erwartet, sei solch ein Statement des US-Präsidenten nicht hilfreich.
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