Unser Fußabdruck lässt sich nicht mehr leugnen

Von Thomas Otto · 10.01.2013
Das Zeitalter des Menschen hat begonnen - diese Idee steckt hinter dem Begriff Anthropozän. Nicht mehr die Natur, sondern der Einfluss des Menschen bestimmt demnach maßgeblich, wie sich die Erde und alle Lebewesen auf ihr entwickeln.
Dieser neue Abschnitt in der Erdgeschichte löst die Zeit des Holozän ab. Das Holozän begann vor etwa 11.700 Jahren am Ende der letzten Kaltzeit. Dort haben uns Geologen, die in Zeiträumen von Jahrmillionen denken, bisher verortet. Doch die drastischen, von Menschen gemachten Veränderungen unserer Umwelt haben Wissenschaftler auf den Gedanken gebracht, ein neues Zeitalter zu definieren: Das Anthropozän, vom griechischen "Anthropos" für Mensch, das neue Menschengemachte.

Vor etwa zehn Jahren regte der Chemienobelpreisträger Paul Crutzen den Begriff an. Das zurzeit viel diskutierte Denkmodell geht davon aus, dass wir uns seit 200 Jahren in diesem neuen Abschnitt der Erdgeschichte befinden. Für Crutzen beginnt das Anthropozän mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert, mit dem flächendeckenden Einsatz fossiler Brennstoffe. Menschheits- und Erdgeschichte sind seitdem miteinander gekoppelt. Der menschliche Einfluss auf das Klima nimmt zu, wir gestalten Landschaft, Flora und Fauna. Unser Fußabdruck lässt sich nicht mehr leugnen. Weder auf dem Mount Everest, noch in den Tiefen der Ozeane.

Würden in Millionen Jahren fremde Forscher unsere Erde besuchen, würde wohl oberflächlich nichts mehr vom Wirken der Menschen zu sehen sein. In den Sedimentschichten wird sich unsere Existenz aber eingegraben haben, in den Schichten des Anthropozän. So wie auch die Skelette der Dinosaurier von einer längst untergegangenen Welt zeugen.
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