Unmut der Aktionäre

"Deutsche Bank braucht ein klares Profil"

Die beiden Türme der Deutschen Bank in Frankfurt am Main
Stürmische Zeiten: Auf der Hauptversammlung der Deutschen Bank wird viel Unmut laut. © picture-alliance / dpa / Arne Dedert
Hans-Peter Burghof im Gespräch mit Katja Schlesinger und Frank Meyer · 21.05.2015
Strafzahlungen in Milliardenhöhe belasten Gewinn und Image. Die Aktionäre sind verärgert. Ein Ausweg aus der Krise ist nicht in Sicht. Für die Neuausrichtung der Deutschen Bank brauche das Management "Stehvermögen", meint der Volkswirt Hans-Peter Burghof.
Hans-Peter Burghof, Inhaber des Lehrstuhls für Bankwirtschaft und Finanzdienstleistungen an der Universität Hohenheim, sieht die Deutsche Bank vor schwierigen Entscheidungen im Hinblick auf eine strategische Neuausrichtung.
Die Deutsche Bank müsse mit einem gewissen Stehvermögen ein ganz eigenes Profil entwickeln, sagte Burghof im Deutschlandradio Kultur vor dem Hintergrund der heutigen Hauptversammlung in Frankfurt am Main:
"Das hat etwas damit zu tun, dass die Deutsche Bank auch eine ganz besondere Bank ist. Sie ist einerseits halt in Deutschland verankert – und wir haben ein sehr spezielles Finanzsystem. Und sie ist andererseits auf den internationalen Finanzmärkten und nach deren Regeln unterwegs."
Für die Deutsche Bank gehe es einerseits darum, ein "klares Profil" zu schaffen, so Burghof. Andererseits dürfe sie dabei nicht angelsächsische Banken nachahmen:
"Dann wird es austauschbar. Dann ist sie eine schlechte Kopie. Und eine schlechte Kopie ist immer schlechter als das Original."
"Risiken, die da aus dem Verhalten der Investmentbanker kommen, sind gewaltig"
Die Neuausrichtung betreffe zum einen das Netz der Zweigstellen, die sich nicht mehr tragen würden, äußerte Burghof. Die andere wichtige Frage sei, wie man das Investmentbanking unter Kontrolle bekomme:
"Denn die Risiken, die da aus dem Verhalten der Investmentbanker kommen, sind gewaltig. Und das hat die Deutsche Bank, wie viele andere Banken übrigens auch nicht, noch keineswegs im Griff."
Er rechne nicht mit einer Ablösung der beiden Bankchefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen, meinte Burghof vor dem Hintergrund der Kritik vieler Aktionäre. Für beide Vorstände würden die Belastungen allerdings immer größer werden: "Die Frage ist halt: Wie lange steht man das durch?"

Hören Sie dazu auch das Gespräch mit unserem Korrespondenten in Frankfurt am Main, Michael Braun . Zur schlechten Stimmung unter den Deutsche-Bank-Aktionären äußerte er sich in der Sendung "Studio 9 am Mittag" wie folgt:

"Die Aktionäre sind natürlich sauer, dass ihr Geld sich nicht rentiert. Sie haben Kapitalerhöhungen von 10 Milliarden Euro gemacht, die sind im Wesentliche in Strafzahlungen gelandet. Die Bank hat Substanz verkauft, hat Industriebeteiligungen verkauft, auch eigene Immobilien verkauft, die sie dann zurückgemietet hat, und die Erlöse davon sind im Wesentlichen in Boni-Zahlungen von Investmentbankern gelandet, jedenfalls in der Vergangenheit."