Underground-Super-8-Filme der 80er

"Wir haben ein Lebensgefühl eingefangen"

In einem Ausschnitt aus dem Film "Mein Papi" von 1981 von Jörg Buttgereit ist ein Mann im weißen Feinrippunterhemd und Shorts auf einem Wohnzimmersessel zu sehen. Der Film ist ebenfalls in der Undergroundfilm-Reihe im Lenbachhaus zu sehen.
Ausschnitt aus dem Film "Mein Papi" von 1981 von Jörg Buttgereit. Er ist ebenfalls in der Undergroundfilm-Reihe im Lenbachhaus zu sehen. © Jörg Buttgereit
Künstlerin Yana Yo im Gespräch mit Gesa Ufer · 18.09.2017
Auf Super-8-Filmen hielten in den 80er-Jahren brave Bürger ihr junges Familienglück fest. Underground-Künstlerinnen wie Yana Yo dagegen nutzten die Technik für Experimente. Die sind nun in einer Filmreihe im Lenbachhaus in München zu sehen.
Super-8 war das Medium der 1980er-Jahre. Während brave Bürger ihr junges Familienglück oder das erste Auto filmten, entstand parallel dazu eine regelrechte Szene von Avantgarde- und Undergroundkünstlern, die mit dieser Technik experimentierten. Eine dieser Künstler ist die in Köln lebende Yana Yo.
Zu Beginn der 80er-Jahre veröffentlichte sie eine Reihe von Super-8-Filmen, deren Ästhetik und Inhalt geprägt waren von Punk- und Postpunk: mediale und reale Paranoia, Found Footage, Do-it-yourself-Produktionsweise, vorsätzlicher Dilletantismus. So bebilderte sie etwa mit dem Film "Normalzustand" den Song "Apokalypse" der Düsseldorfer Punkband Fehlfarben. 1980 lieferte die Band damit den Soundtrack zum Lebensgefühl einer ganzen Generation. Yana Yo schnitt Panzer und Nahkampfszenen unter den harten Rhythmus, sterile Supermarktregale und eine brennende Dummy-Puppe.
Für den Film "Normalzustand" sei der Fehlfarben-Song "Apocalypse" ausschlaggebend gewesen, sagt Yana Yo im Deutschlandfunk Kultur.

"Der hat mich dazu verleitet, ihn mit eigenen Bildern zu besetzen. Also, Filmmaterial, was ich unterwegs eingefangen hatte oder Abgefilmtes aus dem DDR- oder Westfernsehen. Sowas wie Kriegsaufnahmen von russischen Panzern, das Papst-Attentat oder volle Warenregale. Einfach nach dem Motto: mal gucken, was passt."

"Avantgarde-Langweiler" wie Andy Warhol

Yana Yo war Meisterschülerin an der Berliner Hochschule der Künste - der heutigen Universität der Künste - und ist bis heute als Künstlerin aktiv. Bewusst dilettantisch seien sie und ihre Mitstudenten damals aber nicht unbedingt an die Filmproduktion herangegangen, sagt sie.
"Das war im Grunde tatsächlich ungeschult. Also, man ist ganz unbefangen mit dem Material umgegangen und hat geguckt, was dabei rauskommt. Klar haben wir Vorbilder gehabt oder Einflüsse. Wir haben damals eben auch solche Avantgarde-Langweiler, wie wir das nannten, aus den 60er-Jahren gesehen." Dazu habe etwa Andy Warhol gehört, so Yo. "Aber wir haben in der Zeit schon ein Lebensgefühl eingefangen mit unseren Bildern."
Yana Yo wurde 1959 in Wimbern in Nordrhein-Westfalen geboren. Sie studierte an der Universität der Künste Berlin, war Meisterschülerin bei K.-H. Hödicke. Seit 1989 lebt und arbeitet Yana Yo in Köln.
(abr)

Die Filmreihe "Normalzustand - Undergroundfilm zwischen Punk und Kunstakademie" im Münchner Lenbachhaus geht vom 19. September bis 22. Oktober 2017.

Mehr Informationen zu Yana Yo auf der Webseite der Künstlerin.

Unsere "Fazit"-Besprechung der Reihe finden Sie hier.

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