Umweltschutz im Land des Kyoto-Protokolls

Von Peter Kujath, ARD Tokio · 16.02.2011
Japan wollte seinen CO2-Ausstoß um 25 Prozent verringern. Das ist bisher nicht gelungen. Um den Verpflichtungen nachzukommen, kauft das Land Emissionsrechte anderer Länder auf.
"Ich nutze beim Einkaufen keine Plastiktüten. Aber mein Umweltbewusstsein ist nicht so stark ausgeprägt, dass ich zum Beispiel auf mein Auto verzichten und stattdessen auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen würde."

Mit finanziellen Anreizen verbunden wäre ein Umstieg für diesen 50-jährigen Mann in Tokio wohl aber keine Frage. Umweltschutz funktioniert in Japan - wie fast überall auf der Welt - am besten über den Geldbeutel. Die Energie-effizienten Haushaltsgeräte waren der Verkaufsschlager, solange es entsprechende Öko-Punkte gab. Die energieeffiziente Technik bietet Japans Industrie auch gewinnbringend den Schwellenländern an und will auf diese Weise auch die eigene CO2-Bilanz verbessern. Als die Demokratische Partei vor anderthalb Jahren in Japan an die Macht kam, waren die Erwartungen hoch. Doch erfüllt haben sie sich nicht, so Yurika Ayukawa, Professorin für Umweltschutz an der Chiba Universität.

"Sie hatten versprochen, eine Umweltsteuer zu erheben, einen inländischen Emissionsrechtehandel aufzuziehen und ein Stromeinspeisungsgesetz zu erlassen. Aber die Einführung des Emissionshandels ist auf die lange Bank geschoben, der Ankauf von Strom aus erneuerbaren Energiequellen bevorzugt die großen Unternehmen und die Umweltsteuer wird zwar erhoben, ist aber nicht zweckgebunden und ersetzt lediglich die bestehende Benzin-Steuer."

Auch die Ankündigung einer 25-prozentigen Reduzierung des CO2-Ausstoßes bis zum Jahr 2020 des ersten DPJ-Regierungschefs ist bisher ein Papiertiger geblieben. Mögliche Maßnahmen und Verordnungen sind noch nicht einmal ins Parlament eingebracht worden. Um seine Verpflichtungen aus dem Kyoto-Protokoll zu erfüllen, kauft Japan fleißig Emissionsrechte unter anderem von osteuropäischen Staaten. Und dann kommt dem Land noch die Weltwirtschaftskrise zu Hilfe, die die Industrieproduktion und damit auch den CO2-Austoß einbrechen lassen hat. Eine echte Trendwende in der Umweltpolitik sieht anders aus. Fast die Hälfte der Energie-Versorgung Japans wird nach wie durch Öl gedeckt, 21 Prozent liefert Kohle, 17 Prozent Gas. Atomstrom deckt zu zehn Prozent den Energiebedarf Japans und ist die einzige nennenswerte inländische Quelle und soll deshalb massiv ausgebaut werden.

"Kernenergie ist die Grundlage für die Energie-Versorgung Japans. So steht es zumindest im offiziellen Energie-Plan der Regierung, der im Juni letzten Jahres verfasst wurde."

Bis 2030 soll der Anteil des Atomstroms auf 30 Prozent erhöht werden. Von erneuerbaren Energien ist kaum die Rede. Wasserkraft macht nur knapp drei Prozent aus, Wind-Energie deckt sogar nur 0,4 Prozent des Bedarfs.

"Wir könnten Windenergie vor der Küste nutzen, Gezeitenkraftwerke entwickeln und kleine Wasserkraftwerke in den Bergen installieren. Wenn die wichtigste Säule die erneuerbaren Energien würden, dann würden auch viele Steuergelder in die Forschung und Entwicklung dieses Bereichs investiert. Derzeit ist der größte Teil dieser Gelder reserviert für den Bereich der Nukleartechnologie."