Umgang mit der Neuen Rechten

"Wenn die Faust spricht, ist bei uns Schluss"

Der Philosoph Daniel-Pascal Zorn live auf der Frankfurter Buchmesse.
Der Philosoph Daniel-Pascal Zorn live auf der Frankfurter Buchmesse. © Deutschlandradio / David Kohlruss
Andreas Speit und Daniel-Pascal Zorn im Gespräch mit Maike Albath · 14.10.2017
Wie mit der Neuen Rechten umgehen? Mit ihnen sprechen, oder nicht? Darüber haben der Journalist Andreas Speit und der Philosoph Daniel-Pascal Zorn diskutiert – und dabei zumindest eine ganz klare Grenzen gezogen.
Eine Streitschrift für eine andere Art des Sprechens, haben der Historiker Per Leo, der Jurist Maximilian Steinbeis und der Philosoph Daniel-Pascal Zorn geschrieben. Der Titel "Mit Rechten reden: Ein Leitfaden" sei kein Imperativ und auch keine Empfehlung, stellt Daniel-Pascal Zorn im Gespräch auf der Frankfurter Buchmesse bei Deutschlandfunk Kultur klar. "Wir behaupten nicht, dass man das soll, sondern wir beschreiben, welche Probleme dabei entstehen und wie man möglicherweise mit diesen Problemen umgehen kann, ohne immer nur über diese Rechten zu reden, sondern auch mit ihnen."
Zum Beispiel helfe genaues Nachfragen bei bestimmten Behauptungen, nicht immer in die Defensive zu geraten und das Gegenteil beweisen zu müssen. Ein weiteres Beispiel: Die Entkräftung des häufig verwendeten Satzes "Das wird man ja wohl noch sagen dürfen" durch die Aufforderung das vorgeblich Unsagbare doch zu sagen - um damit quasi zu belegen, dass man es eben sagen kann. Damit ließen sich verhärtete Gesprächsmuster aufbrechen.

Gefahr des Missbrauchs

Der Journalist und Autor Andreas Speit betonte wiederum, dass man nicht grundsätzlich entscheiden könne, ob man mit Vertretern der Neuen Rechten spricht oder nicht. Speit hat zusammen mit Kollegen das Buch "Reichsbürger - Die unterschätzte Gefahr" geschrieben. Die Erfahrung mit der Neuen Rechten habe gezeigt: "Unabhängig davon, wie wir mit ihnen sprechen, gibt es die Erfahrung, dass sie dieses Gespräch für sich politisch nutzen – und wenn es mit dem Hinweis ist: also so schlimm kann ich ja gar nicht sein, ich habe doch letztens mit Herrn Zorn auf dem Podium gesessen." Speit fordert in Anlehnung an Umberto Eco: Um tolerant zu sein, müsse man die Grenzen des Tolerierbaren benennen.
Der Philosoph Zorn erwiderte daraufhin, dass die eigentliche Währung eben nicht Aufmerksamkeit, sondern das Argument sei. "Jeder hat das Recht, etwas zu sagen, aber jeder hat auch das Recht zu fragen: Warum muss ich das glauben? Warum ist das richtig? Was sind Deine Gründe? Warum muss ich Dir zustimmen? Und dann fängt ein kritisches Gespräch an." Gleichzeitig zögen sie in ihrem Buch eine klare Grenze. "Wenn die Faust spricht, ist bei uns auch Schluss. Wir differenzieren zwischen denjenigen, die Straftaten begehen und denjenigen, die mit uns reden. Und wenn Straftaten begangen werden, ist Ende."
Rechte demonstrieren am 09.09.2017 in Berlin in der Nähe des Kanzleramtes.
Rechte demonstrieren am 09.09.2017 in Berlin in der Nähe des Kanzleramtes. © Kay Nietfeld/dpa

Gesprächsformen variieren

Ganz praktisch hat er den Ratschlag, nicht immer dieselbe Form des Gesprächs zu suchen. "Ganz viele Menschen nehmen zum Beispiel schon Fragen als Konfrontation wahr. Wir müssen verstehen, dass wir verschiedenste Weisen des Gesprächs haben, dass Gespräche auch scheitern können, weil jemand etwas als konfrontativ wahrnimmt, was gar nicht konfrontativ gemeint ist." So eine Gesprächssituation aufzulösen, funktioniere manchmal und manchmal nicht. Der Impetus, mit allen zu reden, sei deswegen "Quatsch". "Reden Sie mit denen, wo Sie das Gefühl haben, Sie können mit denen reden und reden Sie auch manchmal mit denjenigen, wo Sie das Vorurteil haben, mit denen kann man eh nicht reden", so der Philosoph Zorn.
(uz)

Per Leo, Maximilian Steinbeis, Daniel-Pascal Zorn: "Mit Rechten reden. Ein Leitfaden"
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart
183 Seiten, 14 Euro

Andreas Speit (Hg.): "Reichsbürger - Die unterschätzte Gefahr"
Ch.Links Verlag, Berlin
216 Seiten, 18 Euro

Mehr zum Thema