Ultraschall Berlin – Festival für neue Musik

"Tiefe Langeweile" – sehr anregend

Der deutsche Komponist und Dirigent Enno Poppe.
Der deutsche Komponist und Dirigent Enno Poppe. © picture-alliance / dpa / Vladimir Astapkovich
07.02.2018
Noch einmal das "Ultraschall"-Festival von Deutschlandfunk Kultur und dem kulturradio vom rbb in seinem 20. Jahrgang, diesmal als Nachlese; die heutige Aufzeichnung stammt aus dem Radialsystem Berlin.
"Profound Boredom" – tiefe oder umfassende Langeweile – stammt aus dem philosophischen Vokabular Martin Heideggers. Die Idee, genau diesen Zustand zu musikalisieren, kann man schräg nennen – oder sehr anregend. Jedenfalls ist genau ihr Yair Klartag, Gast des Berliner Künstlerprogramms der DAAD, in einer Komposition aus dem Jahre 2012 gefolgt, die sich nun im Programm des Ensembles Nikel aus Tel Aviv wiederfindet. Dessen Besetzung mit Saxophon, Klavier und Schlagzeug – in weiteren Werken des Konzertes kommt noch eine E-Gitarre dazu – erinnert an Jazz-Standards und zeigt einmal mehr eine Tendenz, die sich sowohl in der aktuellen Musikentwicklung als auch im "Ultraschall"-Festival als deren Reflexion zeigt: weg von eingelaufenen Stereotypen, hin zum Aufweichen von Gattungs- und Besetzungsgrenzen. Die weiteren drei Werke der Programmfolge – darunter die deutsche Erstaufführung einer Komposition von Enno Poppe – dürften diesen Trend bestätigen, wobei Poppes Titel "Fleisch" neugierig macht, wie sich die Fleischwerdung des Klanglichen bei ihm wohl vollziehen mag…


Ultraschall Berlin - Festival für neue Musik
Radialsystem V, Berlin
Aufzeichnung vom 20.01.2018


Enno Poppe
"Fleisch" für Saxofon, E-Gitarre und Drumset (Deutsche Erstaufführung)
Yair Klartag
"Fragments of Profound Boredom" für Saxofon, Klavier und Schlagzeug
Mark Barden
"Witness" für E-Gitarre, Sopransaxofon, Perkussion, Klavier und Elektronik
Ann Cleare
"the square of yellow light that is your window" für Altsaxofon, E-Gitarre, Klavier und Schlagzeug


Ensemble Nikel:
Yaron Deutsch, E-Gitarre
Patrick Stadler, Saxofon
Brian Archinal, Schlagzeug
Antoine Françoise, Klavier