Ultraschall 2007

    Von Rainer Pöllmann und Margarete Zander · 19.01.2007
    Ultraschall – Das Festival für neue Musik, veranstaltet von Deutschlandradio Kultur und dem kulturradio vom rbb, wartet 2007 mit Neuem auf. Das optische Erscheinungsbild wurde aufgefrischt – und zu den Sophiensaelen in Berlin Mitte, der Heimat des Festivals schon seit vielen Jahren, tritt als zweiter Hauptspielort das neu eröffnete "Radialsystem" am Ufer der Spree. Seinen programmatischen Wurzeln bleibt Ultraschall aber auch im neunten Jahr treu. Der Akzent liegt auf wichtigen Werken der jüngsten Zeit, ergänzt durch Klassiker der Avantgarde und rund ein Dutzend Ur- und Erstaufführungen.
    Und wie immer, so gibt es auch diesmal verschiedene Gravitationszentren. So steht der erste Samstag ganz im Zeichen des Schlagzeugs, beginnend mit Robyn Schulkowskys Schlagzeug- Labs für Kinder und Jugendliche bis zum Abbau des Schlagzeugs in Jörg Widmanns Skelett.

    Ein weiterer Schwerpunkt ist die Untersuchung des Verhältnisses von Film und Musik. Dazu zählt ein Konzert des ensemble ascolta mit neuen Kompositionen zu experimentellen Stummfilmen der 1920er Jahre und vor allem Fausto Romitellis Video-Oper An Index of Metals, die den Hörer in "ein Magma fließender Töne, Formen und Farben" zu versetzen trachtet.

    Vor allem aber zieht sich die Frage nach der gesellschaftlichen Relevanz von zeitgenössischer Musik wie ein roter Faden durch das gesamte Programm. Das kann religiös-politische Stellungnahmen beinhalten, wie im ersten und letzten Werk des Festivals. Das kann aber auch sehr direkt in die politische Auseinandersetzung münden. Wie etwa bei Nicolaus A. Huber, der sein Schaffen immer als Einmischung in die gesellschaftlichen Verhältnisse versteht und politische Anliegen in ästhetische Kategorien übersetzt.

    Der israelisch-palästinensische Komponist Samir Odeh-Tamimi vertont in seinem Orchesterstück Schíra Schír, einem Auftragswerk von Deutschlandradio Kultur, Gedichte des in Auschwitz ermordeten jüdischen Dichters Jizchak Katzenelson. Jorge E. Lopez hat sich über viele Jahre künstlerisch mit dem Krieg in den Dolomiten beschäftigt, sein Gebirgskriegsprojekt ist die Quintessenz dieser Auseinandersetzung. Und der früh verstorbene italienische Komponist Fausto Romitelli verstand die "schmutzigen, gewalttätigen Klänge" in seinen Werken auch als Metapher für die reale Gewalt. Romitelli ist einer jener Komponisten, die im Zentrum des diesjährigen Festivals stehen. Außerdem sind unter anderem Clemens Gadenstätter, Isabel Mundry, Juliane Klein und Beat Furrer mit gleich mehreren Werken vertreten.

    Zu Gast bei Ultraschall sind zahlreiche europäische Spitzenklasse-Ensembles wie zum Beispiel das Ensemble Intercontemporain aus Paris, das Klangforum Wien, das Ictus Ensemble aus Brüssel oder das Arditti Quartet, das Ensemble Modern und das ensemble recherche aus Deutschland, darüber hinaus in Berlin ansässige renommierte Interpreten wie das Scharoun-Ensemble und das Kammerensemble Neue Musik. Und natürlich sind mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin und dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin auch die beiden Orchester der roc berlin wieder maßgeblich am Festival beteiligt.

    Weitere Partner des Festivals sind das Berliner Künstlerprogramm des DAAD, das ZKM in Karlsruhe, ZDF/arte, das Konzerthaus Berlin und die Stiftung Berliner Philharmoniker – sowie das tesla, das wie im Vorjahr ein thematisch abgestimmtes Rahmenprogramm zum eigentlichen Festival veranstaltet.

    Die Konzerte werden ergänzt durch Vorträge und Diskussionsrunden sowie einen dreitägigen Kongress, der sich mit der Zukunft des Konzerts als Veranstaltungsform beschäftigt. Und erstmals gibt es auch Programme speziell für Kinder und Jugendliche.

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