Ukraine-Konflikt

"Uns fehlen die objektiven Informationen"

Ein prorussischer Soldat wacht nahe der ostukrainischen Stadt Donezk an einer Straße, auf der ein Flüchtlingskonvoi unterwegs war und beschossen wurde.
Die Anzahl der prorussischen Kämpfer ist höher als die OSZE angenommen hatte. © AFP / Dimitar Dilkoff
Thomas Greminger im Gespräch mit Oliver Thoma und Sonja Gerth · 29.08.2014
Die OSZE habe zwar keine Belege für einen Einmarsch regulärer russischer Truppen in die Ukraine, sagt Thomas Greminger, der ständige OSZE-Vertreter der Schweiz. Allerdings habe die Organisation die Zahl der freiwilligen russischen Kämpfer unterschätzt. Und die müssen auch irgendwoher Nachschub an Waffen und Munition bekommen.
Der ständiger Vertreter der Schweiz bei der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), Thomas Greminger, hat die Besorgnis des Gremiums angesichts der Situation in der Ukraine zum Ausdruck gebracht.
Bei der gestrigen Dringlichkeitssitzung des Ständigen Rats der OSZE seien die Meinungen über die Informationen aus der Ukraine "weit auseinander gegangen", sagte Greminger am Freitag im Deutschlandradio Kultur. Man wisse, dass ganz offensichtlich eine Gegenoffensive der Separatisten im Gange sei: "Was wir nicht wissen, wofür wir im Moment keine Beleg haben, ist, ob reguläre russische Truppen eingegriffen haben."
OSZE kann nur mit Szenarien arbeiten
Aus unterschiedlichen Quellen sei allerdings bestätigt worden, dass eine "doch größere als erwartete Zahl von russischen Freiwilligen in diesen Kämpfen impliziert" sei, äußerte Greminger. Es erscheine auch als wahrscheinlich, dass von irgendwoher Nachschub an Waffen und Munition geliefert werde.
Die OSZE verstehe sich als Dialog-Plattform, betonte Greminger. Sie verfüge über eine Reihe von operationellen Konfliktmanagement-Instrumenten: "Was wir natürlich nicht im Detail kennen, ist, was die Absichten der unterschiedlichen Akteure sind. Wir können hier eigentlich nur mit Szenarien arbeiten."
OSZE hat Spezial-Einheit entsandt
Die OSZE versuche, möglichst objektive Informationen zu beschaffen und habe deshalb schon ein Spezial-Team entsandt, so Greminger. Im Moment warte man aber noch auf Informationen. Ein besonderes Anliegen der OSZE sei es, darauf hinzuwirken, dass möglichst rasch Verhandlungen über einen Waffenstillstand aufgenommen werden würden.
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