Ukraine

Der Vernünftige gewinnt?

Von Sabine Adler · 26.05.2014
Der Wahlsieg von Petro Poroschenko gibt Anlass zur Hoffnung. Er macht den Anschein eines klar strukturierten Kopfes, der auch auf Russland zugehen wird. Ob er tatsächlich anders ist als seine Vorgänger, muss er aber noch beweisen.
Der Urnengang kam quälend spät. Dass er eine schnelle Entscheidung brachte, eine umso größere Erleichterung. Die Ukrainer sprachen sich für Petro Poroschenko aus, den Favoriten, der anfangs gar keiner war. Der hat aber zwei Dinge schneller verstanden als viele andere: im Wahlkampf für eine Entscheidung schon an diesem Sonntag zu werben, damit Stabilität einkehren kann, Geld gespart wird. Und Vitali Klitschko zu überzeugen, dass er als Präsidentschaftskandidat zurücksteckt, lieber noch einmal für das Kiewer Bürgermeisteramt antritt. Die Idee hinter diesem überraschenden Schritt: Es sollten nicht zu viele Bewerber sein, die das gleiche wollen, sondern einer, der die Unterstützung der anderen bekommt.
Klitschko bewies Größe
Julia Timoschenko war dazu nicht bereit. Und erhielt die Rechnung. Poroschenoko schnitt mit 54 Prozent ab, sie mit 13. Das ist zwar der zweite Platz, aber ein deutlicher Ausdruck dafür, dass die Menschen sie nicht als Präsidentin wollten. Timoschenko hat 2004 das Erbe der Orangen Revolution verspielt.
Klitschko bewies Größe. Denn er war vielleicht der populärste Kandidat, doch im Ring ist er eindeutig besser als Politik. Dass er es nicht auf die Kraftprobe ankommen ließ, belohnten die Kiewer, als sie ihn gestern zu ihrem Bürgermeister wählten, es war sein dritter Versuch.
Poroschenkos Prioritätenliste zeugt von einem klar strukturierten Kopf: Befriedung des Ostens Nummer eins. Die Antiterroroperation soll fortgesetzt werden, härter, intensiver und soll nicht Wochen, sondern Stunden dauern. Den Anfang machte er heute mit dem von den Separatisten besetzten Donzeker Flughafen. Er bietet Gespräche denen an, die die Waffen nieder gelegt haben. Ist bereit zu einem Treffen mit Präsidenten Putin, ohne Russland geht nichts.
Wirtschaftsminister und erfolgreicher Unternehmer
Poroschenko war Außenminister, Wirtschaftsminister, er ist ein erfolgreicher Unternehmer. Er weiß, dass er mit dem großen Nachbarn eine gemeinsame Sprache finden muss. Seine Ausgangsposition: auf Augenhöhe mit Putin. Das Lavieren mit dem Kreml, das sein Vorgänger bis zur Selbstverleugnung betrieb, hat die Souveränität der Ukraine aufs Spiel gesetzt. Die Quittung hat das Land bekommen. Poroschenko akzeptiert weder die Annexion der Krim, noch ist er bereit, sich den Osten abnehmen zu lassen. Dass er anders als Julia Timoschenko nicht von einem schnellen NATO-Beitritt spricht, zeugt von Augenmaß, das er hoffentlich behält.
Diejenigen, die Poroschneko nicht gewählt haben, wollen lieber in der Sowjetunion beziehungsweise Russland leben oder aber sie bezweifeln, dass der Oligarch, der sich nicht als solcher versteht, es anders macht als seine Vorgänger: die Position nutzt, um sich zu bereichern.
Poroschenko hat Recht, wenn er sagt, dass es kein Nachteil ist, sich mit Wirtschaft auszukennen. Doch den Beweis, dass er anders als seine vier Vorgänger ist, muss er erst noch erbringen.
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