Übersetzer-Preis der Leipziger Buchmesse für "Internat"

Eine Übersetzung mit "enormer Wucht"

Der Übersetzer Juri Durkot und die Übersetzerin Sabine Stöhr werden auf der Buchmesse mit dem Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Übersetzung ausgezeichnet.
Auf der Leipziger Buchmesse für ihre "Internat"-Übersetzung ausgezeichnet: Juri Durkot und Sabine Stöhr © picture alliance / Jens Kalaene
Sabine Stöhr und Juri Durkot im Gespräch mit Dorothea Westphal · 23.03.2018
Sabine Stöhr und Juri Durkot haben den Roman "Internat" von Serhij Zhadan aus dem Ukrainischen übersetzt und dafür den Preis der Leipziger Buchmesse gewonnen. Sie sprechen über ihre Arbeit an dem Roman. Er erzählt vom Krieg in der Ostukraine, "der hier schon in Vergessenheit geraten ist", so Durkot.
"Wir freuen uns für Serhij Zhadan", sagt Juri Durkot. Zusammen mit Sabine Stöhr hat er dessen Roman aus dem Ukrainischen übersetzt und damit den diesjährigen Übersetzerpreis gewonnen.
Die Jury, die den Preis der Leipziger Buchmesse vergibt, lobte die "enorme Wucht" der Übersetzung und die profunde Auseinandersetzung des Duos mit der Sprache des ukrainischen Autors. "Lebendiger als in diesem Roman kann man vom Krieg nicht erzählen, lebendiger kann eine Übersetzung nicht sein.", heißt es in ihrer Begründung.

Zumutungen wie in einem Horrorfilm

Sabine Stöhr: "Die Sprache ist einfach, aber sie ästhetisiert die Gewalt nicht. Zhadan erzählt sehr direkt und fast schon einfach, was seine Hauptperson Pascha sieht. Und gleichzeitig gibt es frische, neue, ans Herz gehende Bilder in diesem Buch, die einen dann die Zumutungen, denen Pascha ausgesetzt ist, deutlich erleben lassen. Zum einen ist das Buch erzählt wie mit einer Kamera, und es ist dann ein Horrorfilm, aber ein wenig blutiger Horrorfilm, und man hat permanent das Gefühl, dass in der Dunkelheit, im Nebel, in Treppenhäusern, in Kellern das Grauen lauert. Und diese Mischung zieht einen in den Bann."
"Internat" ist ein Roman, der in verstörenden und zugleich poetischen Bildern vom Krieg in der Ostukraine erzählt, ein Krieg, "der hier schon in Vergessenheit geraten ist", so Durkot. Der Roman lässt eine apokalyptische Landschaft entstehen, einst vertraute Orten, die durch die Zerstörung fremd geworden sind.
Juri Durkot: "Der Titel 'Internat' ist auch eine Allegorie, es gibt viele Ebenen in diesem Buch. Man kann dessen Handlung und den Titel auch allegorisch verstehen: Das Internat, die Schule, kann für die Region stehen, für den Donbass, oder auch für alle Menschen, die in diesen Konflikt hineingezogen worden sind."
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