"Typisch deutsch?": Schwule und Lesben

"Ich finde die Toleranz hier vorbildlich"

Der Christopher Street Day in Berlin (2016).
Demonstranten auf dem Christopher Street Day in Berlin (2016). © dpa / Revierfoto
20.07.2017
"Im Gegensatz zu Japan erlebe ich den Umgang mit Sexualität in Deutschland als sehr offen", sagt Korrespondent Akiko Yamashita. Malina Andronesc aus Rumänien geht es mit der Toleranz in Bezug auf Sexualität fast schon ein bisschen weit.
Asborn Svarstad, Norwegen:
"Bei diesem Thema hat sich der Umgang in Norwegen und Deutschland angenähert. Man ist tolerant. Es ist nicht politically correct, sich abfällig über Schwule und Lesben zu äußern. In einer Weltstadt wie Berlin ist es mittlerweile ganz normal, schwul oder lesbisch zu sein. Auf einem Dorf im Südwesten Deutschlands wird man da eher noch Probleme bekommen. Das ist in Norwegen genau so."
Akiko Yamashita, Japan:
"Im Gegensatz zu Japan erlebe ich den Umgang mit Sexualität in Deutschland als sehr offen. In Japan spricht man nicht über Sexualität. Weder über Hetero-, noch über Homosexualität. Es gibt ältere Leute, die sagen: 'Was, schwul, lesbisch? Das kommt gar nicht infrage.' Ich finde das in Deutschland angenehm und gehe sehr gerne zu diesem Christopher Street Day in Berlin oder in Köln. Ich demonstriere da nicht mit, aber ich gucke mir das sehr gerne an. Ich finde es toll, dass die Leute das offen sagen und an ihrer Sexualität Spaß haben. Das ist in Deutschland schon vorbildlich, auch wenn es sicher noch manche Probleme geben mag. Aber in Japan denken Schwule und Lesben oft noch: 'Vielleicht bin ich falsch.' Alles, was nicht einer gewissen Norm entspricht, ist in Japan problematisch."
Mălina Andronescu, Rumänien:
"In Berlin, wo ich zurzeit wohne, gibt es sehr viele Schwule und Lesben. Das finde ich völlig in Ordnung. Als ich zum ersten Mal den Christopher Street Day gesehen habe, war mir das ehrlich gesagt ein bisschen zu viel. Jeder soll machen, was ihm gefällt. Das ist klar. Aber muss man das auch so sehr zeigen? Auch in privaten Begegnungen hat mich das hin und wieder ein wenig gestört, dass Schwule und Lesben sehr viel über ihre Art der Kommunikation reden. Mir kam das so vor, als erwarteten sie Applaus dafür. Das nimmt dem Ganzen dann etwas von der Selbstverständlichkeit der Homosexualität, die sie eigentlich haben sollte. Aber die Toleranz, die in Deutschland herrscht, ist schon vorbildlich. Das ist in Rumänien ganz anders. Dort erfahren Schwule und Lesben viel Ablehnung."
Patricia Salazar Figueroa, Kolumbien:
"Ein kolumbianischer Freund von mir ist schwul. Alle seine Bekannten wissen das. Aber sein Partner will sich nicht outen. Der traut sich nicht. Da hat mein Freund gesagt: 'Wenn nicht in Berlin, wo denn dann?' Das sagt viel über den Umgang der Deutschen mit Homosexualität aus. Ich finde die Toleranz hier vorbildlich! Für mich ist das ganz selbstverständlich. Niemand sollte sich wegen seiner Sexualität verstecken."