Typisch deutsch: Pfandflaschen

"Eine Idee, die man überall einführen sollte"

Pfandring in Karlsruhe zum Deponieren von Pfandflaschen: Flaschensammler müssen so nicht mehr den Müll durchwühlen
Pfandring in Karlsruhe zum Deponieren von Pfandflaschen: Flaschensammler müssen so nicht mehr den Müll durchwühlen © picture alliance / dpa / Uli Deck
Von Matthias Baxmann und Matthias Eckoldt · 11.10.2018
Die deutsche Pfandflasche ist aus der mexikanischen Perspektive eine prima Sache, aus der russischen wird die soziale Funktion des Pfandflaschen-Verschenkens betont. Und Tejan Lamboi aus Sierra Leone muss an Bürokratie und Ordnung denken.

Yaotzin Botelle aus Mexiko:

"Das Pfandflaschensystem in Deutschland ist etwas Besonderes und eine tolle Idee, die man eigentlich überall in der Welt einführen sollte. In Mexiko gibt es solch' eine Kultur nicht. Nach einer Party schleppt man dann aber drei oder vier Taschen mit leeren Flaschen zum Supermarkt, um sie dort abzugeben. Keine leichte Aufgabe!"

Tejan Lamboi aus Sierra Leone:

"Hier muss man immer die Flaschen zum Supermarkt bringen. Das ist zwar anstrengend, muss ich zugeben, ist aber auch sehr besonders. Das hat wohl was mit der ganzen deutschen Bürokratie und Ordnung zu tun. Es gibt so viele Leute, die Flaschen sammeln, die können davon leben. Da denke ich immer, ich bringe die Flaschen jetzt nicht zum Supermarkt, sondern kann ihnen etwas spenden. Das ist auch etwas Gutes, was man tun kann. Man schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe, einerseits recycelt man die Flaschen und andererseits kann man Leuten helfen."

Tatjana Firsova aus Russland:

"Ich liebe das Thema Pfandflaschen! Das ist ein Genuss für mich, die Flaschen zu sammeln und sie dann abzugeben und ich kriege dann vielleicht acht Euro dafür. In Russland haben wir so etwas nicht. Sie haben hier auch eine soziale Funktion. Nach einer Party stellen die Leute die Bierflaschen für die Obdachlosen auf die Straße. Ich mache das auch selber."

Flaminia Busotti aus Italien:

"Was in Deutschland anders ist als in Italien, dass es auf alles, Glas, Plastik, sogar Metalldosen ein Pfand gibt. Das ist ein Thema, was den Deutschen offensichtlich sehr am Herzen liegt. Obwohl die Italiener durchschnittlich ärmer sind als die Deutschen, bin ich mir nicht so sicher, dass der Italiener sich die Mühe macht, zum Supermarkt zu gehen, um zwei Groschen zurückzubekommen. Geld ist da nicht unbedingt so ein Anspornfaktor wie bei den Deutschen."

Unsere Serie "Typisch deutsch" wird an jedem Donnerstag um 17.50 Uhr in der Sendung "Studio 9" ausgestrahlt. Die Autoren Matthias Baxmann und Matthias Eckoldt haben Korrespondenten aus rund 30 Ländern zu ihren Erfahrungen befragt. Dazu ist auch das Buch "Typisch deutsch" im Holiday Verlag erschienen. Sie erreichen uns unter: typisch.deutsch@deutschlandfunkkultur.de

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