Türkei

Leise Hoffnung auf Wandel

Anhänger von Muharrem Ince in den Straßen Ankaras. Ein Frau auf einem Dach schwenkt eine große Türkeiflagge.
Erneut kamen Hunderttausende Erdogan-Gegner zusammen. © AFP
Reimar Volker im Gespräch mit Ute Welty  · 23.06.2018
Die türkische Kulturszene benötige mehr Interesse und Solidarität, sagt der Leiter des Goethe-Instituts in Istanbul, Reimar Volker. Vor den Wahlen am Sonntag seien die Erwartungen hoch, dass es einen Wechsel geben könnte - vielleicht zu hoch.
Für mehr Dialog mit der türkischen Kulturszene hat sich der Leiter des Goethe-Instituts in Istanbul, Reimar Volker, ausgesprochen. Im Ausland werde zu häufig gedacht, in der Türkei sei heute alles auf Linie, und man solle das Land boykottieren, sagte Volker im Deutschlandfunk Kultur. "Ein Großteil unserer Arbeit als Goethe-Institut besteht auch darin, Überzeugungsarbeit zu leisten und zu sagen, da gibt es viele Leute in der Türkei, die brauchen unsere Unterstützung, die brauchen den Dialog mit uns."

Andrang bei der Künstlerresidenz

Volker betonte, wie wichtig Solidaritätsbekundungen seien, die zeigten, dass Künstler und Künstlerinnen aus Deutschland in die Türkei kommen. Erfreulich sei das große Interesse an einem Aufenthalt in der Künstlerresidenz Tarabya, die das Goethe-Institut zusammen mit dem Auswärtigen Amt betreibe. Auf zwölf Plätze hätten sich mehr als 300 Leute beworben. "Insofern gibt es auch nach wie vor ein Interesse, in die Türkei zu kommen und hier zu antworten, und das ist wichtig für die Menschen, die hier arbeiten und künstlerisch tätig sind."
Die Kulturakademie Tarabya in Istanbul  
Die Kulturakademie Tarabya in Istanbul © imago / photothek
Mit Blick auf die Wahlen am Sonntag in der Türkei sagte Volker, dass viele in der Kulturszene davon überrascht seien, dass es trotz der erschwerten Bedingungen so etwas wie einen Wahlkampf gebe. Die Erwartungen seien sehr hoch. "Da ist natürlich auch viel Wunschdenken dahinter, weil man damit gar nicht gerechnet hat, dass das überhaupt möglich ist." Es sei erstaunlich, dass sich die Opposition zusammengefunden habe, Themen setze und sich an die Wähler wenden könne. Diese fühlten sich durchaus angesprochen.
Mehr zum Thema