Trauerarbeit in der Popkultur

Pop, der Seelentröster

Gedenken an den verstorbenen Sänger David Bowie vor seiner alten Wohnung in Berlin-Schöneberg.
Gedenken an den verstorbenen Sänger David Bowie vor seiner alten Wohnung in Berlin-Schöneberg. © imago / Mauersberger
31.03.2016
Ob John Lennon, Elvis Presley oder David Bowie: Wenn ein Popstar stirbt, berührt das viele Menschen besonders. Das hat damit zu tun, dass viele Konzerte oft einen spirituellen Charakter haben, meint der Zeithistoriker Bodo Mrozek - und erklärt die Selbstheilungskräfte des Pops.
Todesfälle in der Popmusik scheinen die Menschen stärker zu berühren als in anderen Fällen: Wenn ein großer Popstar stirbt, dann weint die Welt. Eindrücklich konnte man das etwa nach dem plötzlichen Tod von David Bowie erleben, zu dessen Andenken am Donnerstagabend in New York ein großes Tribute-Konzert stattfindet.
Zeithistoriker Bodo Mrozek erklärt in der Tonart, welche Selbstheilungskräfte der Popmusik innewohnen. Konzerte sind oft gemeinsame spirituelle Erlebnisse in einer zunehmend säkularen Welt. Sie bieten kollektiven Raum für emotionale und spirituelle Erlebnisse. Die Welt trauerte mit gemeinsamen Liedern und Lichterketten nach der Ermordung von John Lennon, die Fans von Elvis Presley fanden Trost, indem sie ihm eine heiligenartigen Status gewährten ("Church of Elvis"), Fans füllten die O2 World nach dem Tod von Michael Jackson, um sich so ihrem Star gemeinsam näher zu fühlen.
Mrozek beschreibt das als "absichtsvoll gemeinsame, erlernte emotionale Zustände herzustellen". So wie es etwa bei der Beatlemania ein Ritual war, gemeinsam, quasi auf Kommando zu kreischen. Mit Graceland und dem Grab von Jim Morrison hat sich der Pop zudem auch gemeinsame Trauerorte geschaffen, die der Liebe zu den Stars einen bleibenden Ort geben.
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