Trauer Transalpin

01.03.2013
Trave und Salzach - Wittenberg und Rom - welche Welten liegen dazwischen! Doch sterben müssen sie alle, Protestanten wie Katholiken Und die Komponisten beider Konfessionen haben doch ähnliche Töne gefunden für die letzte Gewissheit. Der RIAS Kammerchor konfrontiert Kantaten des Lübeckers Buxtehude mit Lamenti der Salzburger Schmelzer und Biber.
Die Gemeinsamkeiten der drei Komponisten sind nicht sehr groß, obwohl alle drei annähernd zeitgleich lebten und wirkten, dürften sie einander nie begegnet sein, ja kaum breitere Kenntnis vom Schaffen der anderen gehabt haben. Was es über alle dogmatischen und regionalen Unterschiede hinaus so spannend und reizvoll macht, die stilistisch so grundverschiedene Musik dieser Großmeister des Barock an einem Abend zu hören, ist die einfach Tatsache, dass all diese Stücke sich mit Tod und Trauer beschäftigen.

Sich mit dem Lebensende zu beschäftigen, war schließlich kein Tabu, aber auch keine Besessenheit der barocken Musikschöpfer oder gar Anzeichen eventueller Depressivität, sondern alltägliche Realität. Nicht zuletzt wollten sie mit ihrer Musik den Hinterbliebenen Trost spenden.

In diesem Konzert folgt auf Buxtehudes intime und zugleich dramatische Dialogkantate "Gott, hilf mir" Schmelzers instrumentales "Lamento" auf den Tod seines Wiener Dienstherrn, Kaiser Ferdinand III., dessen hochexpressiver Tonfall weit über seine Zeit hinaus zu weisen scheint.

Schmelzers Schüler Biber wiederum schrieb ein Requiem, das mit erhabener und satztechnischer Raffinesse und beträchtlicher Klangfantasie Würde ausstrahlt, Würde in der Trauer. Diese Würde zu erreichen und zu zelebrieren war schließlich beiderseits der Alpen erklärtes Ziel der Komponisten. Und diese Würde tröstet noch heute.
RIAS Kammerchor


Live aus dem Konzerthaus Berlin
Dietrich Buxtehude
Kantate "Gott hilf mir"

Johann Heinrich Schmelzer
"Lamento sopra la morte Ferdinand III."
für Violine, Viola I und II und Basso continuo

Dietrich Buxtehude
Kantate "Herzlich lieb hab ich dich, o Herr"

ca. 20:50 Uhr Konzertpause mit Nachrichten
Offen und tolerant – zum Lob des Herrn – der mormonische One Voice Choir
Von Georg Hirsch
Heinrich Ignaz Franz Biber im Porträt
Von Simon Chlosta

Heinrich Ignaz Franz Biber
"Die Kreuzigung", aus den Rosenkranzsonaten für Violine Solo

Requiem für Soli, Chor und Orchester f-Moll

Gerlinde Sämann, Sopran
Stephanie Petitlaurent, Sopran
Damien Guillon, Altus
Charles Daniels, Tenor
Stephan MacLeod, Bass
RIAS Kammerchor
Akademie für Alte Musik Berlin
Leitung: Hans-Christoph Rademann