Trainer Dieter Löffelmann

"Handball ist mein Leben"

Trainer Dieter Löffelmann nach einem verlorenen Spiel mit der Spielerin Dunja Brand von der SG Eintracht Minden.
Trotz Handball-Gott kein Sieg: Trainer Dieter Löffelmann nach einem verlorenen Spiel mit der Spielerin Dunja Brand von der SG Eintracht Minden. © dpa / picture-alliance
Von Heinz Schindler · 14.01.2018
Eine Mannschaft – das reicht Dieter Löffelmann nicht. Seit mehr als 50 Jahren ist er Trainer und betreut meist mehrere Mannschaften gleichzeitig. Einmal mussten zwei seiner Teams sogar gegeneinander antreten. Außerdem hat Löffelmann den Handball-Gott erfunden.
Oberlübbe am Wiehengebirge – eines der handballverrückten Dörfer im Kreis Minden-Lübbecke. Ländlich geprägt, eine Durchgangsstraße, dreitausend Einwohner und einen Verein mit 19 aktiven Mannschaften. Auch Dieter Löffelmann, Jahrgang '51, wurde früh vom Handball gepackt.
"Mich hat's ganz früh schon geprägt, weil wir im Kreis Minden-Lübbecke keinen Fußball hatten. Da war damals eben der TSV Grün-Weiß Dankersen mit Herbert Lübking, das waren einfach für uns Idole. Und da sind wir schon als kleine Kinder nicht in'n Kindergottesdienst gefahren, sondern mit Fahrrad dann einfach durchgestartet ins Weserstadion. Und dann mussten wir sehen, dass wir für unsere zehn Pfennig – Eintritt konnten wir ja nicht bezahlen, dann sind wir eben so durchgerutscht oder über'n Draht gestiegen im Weserstadion – man wollte einfach dabei sein."

Erstes Traineramt mit 14 Jahren

Es war der Anwurf für Löffelmanns Leben mit dem Handball. Bei seiner Eintracht Oberlübbe steht er im Tor, übernimmt mit 14 Jahren sein erstes Traineramt in der Jugend. Betreut zeitweise fünf Jugendmannschaften, doch das ist ihm nicht genug.
"Parallel zu meiner ganzen Vereinsarbeit in Oberlübbe zu meiner Trainertätigkeit habe ich ja schon die A- und B- Mädchen-Kreisauswahl trainiert und habe dann angefangen, 'nen anderen Verein zu trainieren. Das hat natürlich am Anfang Wogen geschlagen, ob ich jetzt nun ganz verrückt bin. Und weil ich einfach die Faxen dicke hatte, weil alle meinten, daß kann er nur in Oberlübbe machen. Die fressen ihm aus der Hand und die kann er so anspitzen. Das waren so diese lockeren Worte, die ich auf Trainerlehrgängen hörte, die ich mir aber auch immer anhören mußte beim Bier und so auf den Sportfesten. Und das wollte ich mir einfach selber beweisen."
Bis heute behält der 67-Jährige dies bei, trainiert die Männer von TuSPO Minden-Meißen und daheim in Oberlübbe A- und B-Jugend, ist Abteilungsleiter, Schiedsrichter und die Handball-AG an der Grundschule leitet er auch. Höhepunkt waren die Trainerjahre bei Eintracht Minden in der Frauen- Bundesliga um die Jahrhundertwende.
"Ganz viele von meinen Oberlübber Freunden haben gesagt: Jetzt mach das endlich, erfüll' Dir Deinen Traum! Es war ein Traum, da war ich glaube ich im zweiten Schuljahr und habe Gerd Enders gesehen, bei Grün- Weiß Dankersen als Trainer im Weserstadion. Da habe ich gesagt: Da möchtest Du auch mal sitzen – als Trainer."

Der Handball-Gott und das Pokalfinale

Er rettete Minden vor dem Abstieg, führte die Mannschaft dann zu Platz fünf und ins Pokalfinale. Ungeplant unkonventionell. Zerrte vor einem entscheidenden Siebenmeter seine Torfrau in den Kabinengang. Für alle hörbar, schrie er sie an, dass es den Handball-Gott gäbe, schubste sie wieder ins Tor. Sie hielt, die Halle tobte.
Den Karrieren seiner Trainerkollegen setzt Löffelmann Volksschule, 35 Jahre als Maurerpolier und sein Credo entgegen, nur von den Besten lernen zu wollen.
"Ich bin nicht weggefahren in Urlaub, sondern ich bin einfach nach Freiburg zur Handballschule gefahren. Ich war dann zwei, zweieinhalb Wochen war ich in Freiburg beziehungsweise auf allen Lehrgängen, die angeboten wurden. Ich hab mir einfach versucht alles reinzuziehen, was man reinziehen kann. Aber nicht nur unten, sondern ich bin zu Weltmeisterschaften gefahren in die Schweiz, ich war in Jugoslawien. Ich bin da gewesen, wo der große Handball gespielt wurde und hab eben auf den Lehrgängen Top-Leute kennengelernt und ich wollte immer die kennenlernen und sehen wie die trainieren, die damals Weltspitze waren."

"Das Größte wäre, wenn ich in der Halle sterben würde"

Was er von Vlado Stenzel oder Simon Schobel hörte, setzte er in seinen Mannschaften um und pflegt nach wie vor den Austausch mit den Besten seiner Branche. Handball nur noch als Beobachter? Das kann sich Dieter Löffelmann nicht vorstellen.
"Weil's mir Spaß macht. Weil ich mir auch heute noch jedes Handballspiel gerne anschaue. Dass ich am liebsten in der Halle bin. Ich hab meiner Oma immer gesagt, also das Größte wäre für mich, wenn ich in der Halle dann vielleicht mal sterben würde. Dann wär's auch gut, aber: Handball ist mein Leben, das hat mir alles gegeben und ganz viel gegeben. Und das ist einfach so."

Interview mit Sylvana Drewes:
"Es fällt Spitzensportlern schwerer, die Sportschuhe an den Nagel zu hängen."

Die dahinter liegenden Gründe oder Mechanismen, sind jedoch nicht spezifisch für den Sport, meint Sylvana Drewes, früher Tanz-Weltmeisterin, Psychologin und heute Vorstandsmitglied in einem Freiburger Unternehmen, dass sich mit Leistungskultur in unserer Gesellschaft beschäftigt. In einem Interview mit dem Nachspiel-Magazin von Deutschlandfunk Kultur nannte sie vier Ursachen, die einen zum Weitermachen antreiben. Aus psychologischer Sicht sind das der Selbstwert einer Person, der sich maßgeblich durch die Identität definiert. Außerdem sei die Motivation entscheidend, bei der zwischen intrinsisch und extrinsisch unterschieden wird. Von innen heraus bedeutet das, der Athlet hat Spaß an seinem Sport, am Leistungsstreben. Von außen betrachtet, er sei motiviert durch die Ergebnisse, die er erziele. Zuletzt gebe es noch so etwas wie ein eskalierendes Commitment. Dies trete vor allem bei Sportlern auf, denen nicht alles leicht gefallen sei, die nicht das Supertalent hatten. Diese könnten in einen Zustand kommen, wo ihnen der Ausstieg noch schwerer fallen würde, als anderen Athleten.
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