Tragbare Minijukebox

Von Ralf Gödde · 01.02.2010
1977 meldete der Aachener Andreas Pavel ein Patent an. Er hatte eine "körpergebundene Kleinanlage für die hochwertige Wiedergabe von Hörereignissen" erfunden. Drei Jahre später staunte der pfiffige Tüftler nicht schlecht über den neuesten elektronischen Schrei aus Japan: Der TPS-L2 von Sony sah Pavels Erfindung verblüffend ähnlich.
Frau: "An meinen ersten Walkman erinnere ich mich auf jeden Fall – ich glaube, ich hatte auch nur einen. Und den habe ich ganz lange benutzt, solange bis der Deckel abgefallen ist und dann noch viel länger."

Vor 30 Jahren hat SONY den ersten Walkman rausgebracht. Firmengründer Akio Morita beanspruchte die Erfindung für sich. Das 390 Gramm leichte Stück Kunststoff war angeblich eine Weiterentwicklung des sogenannten Pressman, ein Diktiergerät, das vor allem bei Journalisten sehr beliebt war. Im Konzern wunderte man sich, dass der Walkman nur als Abspielgerät konzipiert wurde, so die SONY-Sprecherin:

"Es gab sicher auch viele Kritiker, die der Überzeugung waren, dass man diesem Diktiergerät doch eigentlich das Herzstück nahm, nämlich die Aufnahmefunktion."

Aber auch ohne Recordtaste wurde die tragbare Minijukebox ein Verkaufsschlager. Fortan wummerte und hämmerte, pfiff und zischte es allerorten unter den Kopfhörern hervor.

"Könnten Sie das bitte leiser drehen!"

Oh Entschuldigung!
Auch Erfinder Andreas Pavel meldete sich zu Wort. Der Patentinhaber forderte von SONY Lizenzgebühren. Es folgte ein jahrzehntelanger Rechtsstreit, bei dem der Weltkonzern bis zu 18 Staranwälte aufbot.

Musik: "Mach den Walkman leiser oder geh zu Fuß, geh zu Fuß!"

Mitte der 80er-Jahre erschien dann der Discman. Doch der digitale Nachfolger konnte seinem kleinen Cassetten-Konkurrenten nicht den Rang ablaufen. Die Geräte waren zunächst sehr störanfällig und auch erheblich teurer. Erst die MP3-Technik läutete das Ende des analogen Players ein.

Musik: Ulrich Roski, Walkman:
"Walkman, Walkman in der Hand schützt mich besser als jede Wand.
Kein Gespräch belästigt mich, jeder bleibt schön für sich."

Andreas Pavel hat den Prozess gegen den Weltkonzern übrigens verloren, aber nicht aufgegeben. Nach dem Tod des Unternehmensgründers Morita einigte sich der deutsche Erfinder schließlich mit SONY. Wie viel Geld er bekommen hat, ist nicht bekannt. Es werden wohl Millionen gewesen sein.