Top 5: Die teuersten Vinyl Raritäten des Monats

Schwarzes Gold

Alte Vinyl-Schallplatten in einem Plattenladen
Alte Vinyl-Schallplatten in einem Plattenladen © Fabien Barral / unsplash.com
Von Tarik Ahmia · 14.09.2017
Schallplattenverkäufe steigen und Vinylliebhaber lassen sich seltene Platten ganz schön was kosten. Wieviel genau, kann man auf der Plattform Discogs nachsehen. Wir stellen die teuersten fünf Raritäten und die Geschichten dahinter vor.
Tarik Ahmia hat in die aktuellen Top 5 der teuersten und vielleicht auch wertvollsten Schallplatten des Monats reingehört.

Platz 5: pbNichol ‎– "Motherlove"

Experimental Spoken Word von bpNichol aus dem Jahr 1968. Sein Album "Motherlove" wurde für rund 1.500 Dollar verkauft.

"Das Gedicht ist tot" war das Motto des kanadischen Lyrikers und Kinderbuchautoren Barrie Phillip Nichol. Seine Lautgedichte machten den Bruch des exzentrischen Dichters mit den lyrischen Konventionen hörbar.
"Motherlove" – bpnichols einziges Soloalbum– gilt unter Plattensammlern als heiliger Gral der akustischen Poesie. Seine Experimente mit Sprache und Schrift nahmen allerdings viele Formen an.
Bis heute wird der kanadische Avantgardist als Pionier der konkreten Poesie verehrt. Nichol nannte sich Sprachforscher, ahmte Fremdsprachen lautmalerisch nach und erfand dafür den Begriff "Translation Poems". 1988 starb pbnichol mit nur 43 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung.

Platz 4: David Bowie - "The Man Who Sold The World"

David Bowies Album "The Man Who Sold The World" aus dem Jahr 1970. Verkauft für rund 1.600 Dollar.

David Bowies drittes Album erschien zwei Jahre vor seinem großen kommerziellen Durchbruch als Ziggy Stardust. Sound und Inhalt der Songs von "The Man Who Sold The World" spiegeln wider, was Bowie damals faszinierte: der Hard Rock von Led Zeppelin, Jimi Hendrix und Black Sabbath, Paranoia-getränkter Science Fiction, gewalttätige Phantasien und die existenziellen Fragen. Gleichzeitig traf er bei diesem Album erstmals die Musiker, die ihn dann durch seine legendäre Ziggy Stardust-Phase begleiten sollten.
Kritiker nahmen "The Man Who Sold The World" freundlich auf, auch wenn es musikalisch keine großen Überraschungen bot. Bowie überließ fast alle Arrangements der Band und dem Produzenten Toni Visconti, weil er sich lieber seiner frisch vermählten Ehefrau widmete, als im Studio zu sitzen.

Platz 3: Madonna – Single: "La Isla Bonita" (Special Limited Edition)

Pop von Madonna aus dem Jahr 1986. Die philippinische Ausgabe ihrer Single mit dem Hit "La Isla Bonita" wurde für 1.800 Dollar verkauft.

"La Isla Bonita" gehört zu den meistgespielten Live Songs von Madonna. Der unkaputtbare Ohrwurm erreichte in vielen Ländern die Spitze der Charts. Ursprünglich hatten die Komponisten Patrick Leonard und Bruce Gaitsch das Lied für Michael Jacksons Album "BAD" komponiert. Als Jackson jedoch abwinkte, schrieb Madonna den Text um und nahm den Song auf.
1.800 Dollar zahlte ein Plattensammler nun für "La Isla Bonita", weil die Rarität in dieser Form nur 1987 auf den Philippinen erschienen ist: In der Mitte des Vinyls prangt ein Foto von Madonna in Herzform, verpackt war die Maxi Single in einer Klarsichthülle.

Platz 2: Samhain – "Initium"

Punk-Musik von 1986 von Szaun. Das Album "Initium" der Hardcore Band wurde für rund 2.000 Dollar verkauft.

1984 veröffentlichte Samhain sein Debütalbum "Initium" – eine dunkle, dreckige, laute, kompromisslos schlecht produzierte Mischung aus Hardcore Punk und Metal – und genau deshalb so begehrt.

Platz 1: Bobak, Jons, Malone – "Motherlight"

Britischer Psychedelic-Rock vom Trio "Bobak, Johns, Malone" aus dem Jahr 1969. Ihr Album "Motherlight" wurde für rund 2.300 Dollar verkauft.

Motherlight entstand als reines Studioprojekt der Toningenieure Mike Bobak und Andy Babson sowie des Songwriters Wilson Malone. Gemeinsam realisierten die drei ihre psychedelischen Klangvorstellungen in nächtlichen Studiosessions, weil ihnen dann das Studio kostenlos zur Verfügung stand.
Nach seinem Erscheinen verschwand Motherlight allerdings schnell wieder aus der öffentlichen Wahrnehmung, weil das Trio niemals live spielte.
"Motherlight" ist ein episch-psychedelisches Crossover-Werk mit herausragender Musik, wie es unter Vinyl Sammlern zur Zeit besonders hoch im Kurs steht. Gerade Alben mit progressiver und psychedelischer Musik aus den späten 60er- und frühen 70er-Jahren haben dabei in den letzten Jahren eine extreme Wertsteigerung erlebt. Dabei gilt: je obskurer, desto wertvoller. Wenn dann noch so meisterhaft komponierte und arrangierte Musik wie bei Motherlight dazukommt, dann soll es nur recht sein.
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