Tipps für Retro-Fans

Klassiker auf Vinyl

Eine Schallplatte auf einem Plattenspieler.
Der Vinyl-Markt boomt und bringt auch Klassiker zurück in den Handel. © Unsplash.com/Lee Campbell
Von Uwe Wohlmacher · 15.01.2018
Wanda Jackson, Ringo Starr und Me’Shell Ndegéocello - Die großen Plattenfirmen durchforsten ihre Archive und bringen Klassiker des Rock ’n’ Roll wieder als Schallplatte auf den Markt. Möglich macht's der Vinylboom.

Wanda Jackson: "There’s A Party Goin’ On"

Man nannte sie "First Lady Of Rockabilly" und tatsächlich war Wanda Jackson in den späten 1950er-Jahren die einzige nennenswerte weibliche Konkurrenz gegen die Übermacht männlicher Rock ’n’ Roll-Stars. 1960 landete sie mit "Let’s Have A Party" einen veritablen Welthit, der zum unsterblichen Klassiker des Genres wurde. Kurze Zeit später erschien ihr zweites Album "There’s A Party Goin’ On", das jetzt wieder in einer remasterten Version auf 180 Gramm schwerem Vinyl vorliegt.

"There’s A Party Goin’ On" von Wanda Jackson war 1960 kein hastig zusammengeschusterter Schnellschuss, sondern ein klug zusammengestelltes Album, das die ganze musikalische Bandbreite der talentierten Sängerin aufzeigt. Neben zwei Varianten ihres Partyhits interpretierte Jackson darauf mit rauer Stimme angesagte Rockabilly-Songs, etliche Rock ’n’ Roll-Standarts oder Pop zwischen Country und Hillbilly. Neben ihrem genialen Gitarristen Roy Clark, ist Jackson auf diesem Album übrigens auch als Gitarristin und Pianistin zu hören. "There’s A Party Goin’ On" von Wanda Jackson ist ein auch heute noch mitreißendes Album einer der wenigen erfolgreichen Musikerinnen aus der Frühphase des Rock ’n’ Roll.

Me’Shell Ndegéocello: "Plantation Lullabies"

Gleich noch eine emanzipierte Musikerin, die sich mit ihrem Debütalbum von 1993 nachdrücklich in Szene setzen konnte. Mit "Plantation Lullabies" etablierte Me’Shell Ndegéocello durch die Fusion von Funk, Soul, HipHop und Jazz das Neo-Soul-Genre und lieferte gleichzeitig die Blaupause für nachfolgende Stars wie Alicia Keys, Beyoncé oder Rihanna.

"Plantation Lullabies" von Me’Shell Ndegéocello ist ein flirrendes und pulsierendes Black-Music-Album, auf dem ihr herausragendes Bassspiel die erdige Groove-Grundlage liefert. In ihren Texten wandte sich die engagierte afro-amerikanische Künstlerin gegen Rassismus, die Unterdrückung weiblicher Sexualität und setzte sich für die Rechte der schwarzen Bevölkerung ein. Mit dieser Mischung setzte Me’Shell Ndegéocello dem Macho-Genre HipHop einen weiblichen Entwurf entgegen, der zurecht mit zwei Grammy-Nominierungen ausgezeichnet wurde. Lange war die Platte nur noch als CD erhältlich, seit dieser Woche ist der Black-Music-Meilenstein remastered wieder auf Vinyl im Handel.

Ringo Starr: "Ringo"

1973 veröffentlichte Ringo Starr unter dem schlichten Titel "Ringo" nicht nur sein bis heute bestes Soloalbum, sondern gleichzeitig die erste Beatles-Reunion seit der Trennung 1970. Auch wenn nie alle Beatles gleichzeitig im Studio waren, haben doch alle drei Ex-Kollegen immerhin mindestens einen Song für Ringo geschrieben und ihn im Studio begleitet. Lange war die Platte vergriffen. Jetzt wurde der Klassiker auf Vinyl wiederveröffentlicht.

Ringos gesangliche Fähigkeiten mögen zwar noch so begrenzt sein, Albumtitel wie "I'm The Greatest", "Photograph" oder "You're Sixteen" landeten dennoch weltweit auf vorderen Chartplätzen. Neben den Ex-Beatles konnte der populäre Schlagzeuger Kollegen wie Billy Preston, Marc Bolan, Harry Nilsson, Klaus Voormann und Robbie Robertson als Gastmusiker begrüßen. Ein rundum gelungenes Album zwischen Beatles-Pop, Rock ’n’ Roll und Ringos Vorliebe für Countrymusik, dem wie bei der Originalausgabe ein 24-seitiges Booklets beiliegt, das zehn Lithografien von Klaus Voormann enthält. Bis heute ein Highlight im Katalog der vier Musiker aus Liverpool.
Mehr zum Thema