Theaterprojekt in Freiburg

Europa − von Schmetterlingen umflattert?

Viola Hasselberg im Gespräch mit Janis El-Bira · 29.04.2017
Acht internationale Künstlerteams inszenierten am Theater Freiburg einen gemeinsamen Theaterabend. "EuroTOPIA" heißt der dreieinhalbstündige Abend, den die Schauspieldirektorin Viola Hasselberg als vielstimmiges Nebeneinander beschreibt.
Mit "EuroTOPIA" beendet die Intendantin Barbara Mundel nach elf Jahren ihre Amtszeit in Freiburg. Präsentiert wurde "EuroTOPIA" an vier Wochenenden im Rahmen eines umfangreichen Begleitprogramms mit renommierten Vertretern aus der Wissenschaft.
Die Dramaturgin und Schauspieldirektorin Viola Hasselberg hat die Inszenierung von Anfang an begleitet. Im Gespräch mit Deutschlandradio Kultur sagt sie, dass dieses Europa-Projekt auch für Freiburg eine spezielle Bedeutung habe:
"Wir sind hier im Dreiländereck. Das ist total spürbar, was Europa sein könnte oder auch zum Teil nicht mehr ist. (…) Man ist natürlich mitten in einem sich rasant wandelnden politischen Geschehen und das ist ja immer die Frage: Wie kann Theater darauf reagieren, ohne dem Tagesgeschehen hinterher zu galoppieren, aber sich trotzdem eben plitisch zu artikulieren und mit Zeitgenossenschaft auseinandersetzen."

Mit Absicht heterogen

Mit Blick auf die Zusammenarbeit der internationalen Künstlerteams an dem gemeinsamen Abend sagte Viola Hasselberg:
"Wir haben mit Absicht gesagt: Wir machen hier nicht eine Inszenierung von einem großen Regie-Zampano, sondern wir initiieren einen vielstimmigen Prozess (…) also kann es durchaus heterogen sein. (…) Man setzt sieben bis acht Mal komplett neu an und jeder hat letztendlich auch eine ganz eigene Sprache gewählt. Und dadurch entsteht eher der Eindruck von einem Nebeneinander verschiedener Stimmen."
Unter den versammelten Arbeiten des Abends habe sie dabei besonders der Beitrag des Regisseurs Ruud Gielens berührt. Gielens hatte in Kairo Kinder auf der Straße gefragt: "Was träumst du denn von Europa? Wie sieht das denn aus? Was wünschst du denn den Europäern?" Die Antworten seien dabei in ihrer überbordenden Fantasie regelrecht poetisch ausgefallen. Europa sei in der Vorstellung der Kinder ein "von bunten Schmetterlingen umflatterter" Ort – und den Europäern wünschten die Kinder, "dass ihr so glücklich seid wie wir".
Viola Hasselberg: "Haben wir überhaupt noch einen Blick für die Verhältnismäßigkeiten, wenn wir in unserem eigenen innereuropäischen Saft schwimmen?"
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