Theaterintendant Ulrich Khuon

"Das Soziale und die Kunst sind untrennbar verbunden"

Ulrich Khuon, Intendant am Deutschen Theater
Ulrich Khuon, Intendant am Deutschen Theater © dpa / picture alliance / Bernd von Jutrczenka
Moderation: Britta Bürger · 16.11.2017
"Das Theater muss sich an die ganze Stadtgesellschaft richten, nicht nur an die Bildungsbürger und Hipster", sagt Ulrich Khuon. Der Intendant des Deutschen Theaters sammelt seit fast 40 Jahren Erfahrungen in seinem Metier.
Sein Haus, das Deutsche Theater, steht in der Berliner Theaterlandschaft sowohl für klassische als auch für zeitgenössische Aufführungen. Besonders am Herzen liegt dem Intendanten Ulrich Khuon die Nachwuchsförderung. Er hat schon in der Zeit seiner Intendanz in Hannover die Autorentheatertage erfunden. Und am sogenannten "Jungen Deutschen Theater" gibt es theaterpädagogische Projekte für Schüler.
"Ich finde diese kulturelle Bildung, wenn man so will, also wie Menschen über das Spielen lernen, aufeinander zu achten, mal zurückzutreten, mal nach vorne Verantwortung zu übernehmen, aber zu wissen, wenn der andere nicht mitmacht auf der Bühne, bin ich verloren. Also diese Abhängigkeit als etwas Positives zu erfahren, das bildet Menschen weit über das hinaus, was wir eigentlich denken."
Deutsches Theater Berlin
Das Deutsche Theater in Berlin© picture alliance / dpa / Soeren Stache

Theater als politischer Raum

Für den studierten Juristen, Germanisten und Theologen ist Theater immer auch ein politischer Raum, ein Ort, an dem Diskurse stattfinden.
"Die Gesellschaft möchte im Moment sehr breitflächig darüber nachdenken: sie will gehört werden, sie will all das, was man zur Seite drückt, auch an Zorn und Hass und Vorurteilen vielleicht mal auf dem Tisch legen, ohne dass man gleich wieder selbst eins übergezogen kriegt. Und da sind die Theater die richtigen Orte in den Städten, um solche Diskussionen aufzumachen."
Und das nicht nur auf der Bühne. Als 2015 die Flüchtlinge nach Deutschland strömten, nahm das Theater kurzerhand jeden Abend einige auf, die sonst ohne Obdach gewesen wären.
"Das Theater hat eine soziale Energie, und ist vom Sozialen gar nicht abzutrennen. Also das wäre im Grunde wie, wenn ich ein Herz auseinanderschneiden wollte und sagte ich brauchte nur die linke Herzkammer, die rechte interessiert mich nicht. Das Soziale und die Kunst sind untrennbar miteinander verbunden."
Jeder Theaterspielzeit gibt Khuon ihr eigenes Motto. Nach "Keine Angst vor niemand" im vergangenen Jahr stellt die Saison 2017/18 die Frage "Welche Zukunft".
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