Theater

Die besten Inszenierungen 2016

Blick in einen leeren Theatersaal mit geschlossenem Vorhang.
Alles Theater: Was 2016 auf den deutschen Bühnen sehenswert war. © dpa/picture alliance/Stefan Sauer
15.12.2016
Das Theaterjahr neigt sich dem Ende zu. Wir haben unsere Kritiker gefragt, was für sie die herausragendsten Theaterproduktionen in diesem Jahr waren, und stellen Ihnen die zehn Besten vor.
Anton Tschechow: "Onkel Wanja"
Inszeniert von Neil La Bute am Theater Konstanz
Der US-amerikanische Regisseur, Autor und Dramatiker Neil LaBute, aufgenommen bei einer Theaterpremiere am 26.6.2013 in Los Angeles
Der US-amerikanische Regisseur, Autor und Dramatiker Neil LaBute© imago / ZUMA Press
Elske Brault: Die sonst trägen Tschechow-Typen als reißende Wölfe: Der Regisseur Neil LaBute versetzt in seinem Regie-Debüt "Onkel Wanja" am Theater Konstanz in den Prager Frühling der späten 1960er. Das Publikum wird in seelische Katastrophen hineingezogen - und damit bestens unterhalten.

"Die Borderline-Prozession" am Theater Dortmund
Der Intendant des Theaters Dortmund, Kay Voges
Der Intendant des Theaters Dortmund, Kay Voges© dpa/picture alliance/Roland Weihrauch
Stefan Keim: Visionäres Totaltheater, in dem Kay Voges und Team einen sich ständig verändernden Weltentwurf präsentieren.
Tobi Müller: In einem ehemaligen Fanshop der Borussia Dortmund arbeiten Kay Voges und sein Team an einem Ritual im Raum über Leben, Krieg, Tod und Auferstehung - nicht erzählerisch, sondern performativ, nicht gerade, sondern spiralförmig.

Der Schweizer Regisseur Christoph Marthaler
Der Schweizer Regisseur Christoph Marthaler © picture alliance / dpa / Barbara Gindl
Susanne Burkhardt: Dieser genauestens durchchoreografierte und hinreißend gespielte Marthaler-Abend knüpft aufs Schönste an den legendären Erfolg von "Murx ihn..." an und ist eins der berührendsten Abschiedsgeschenke, die bislang dem Haus gemacht wurden.

"Us Dogs" von SIGNA bei den Wiener Festwochen
Ein Pitbull schnappt nach dem Stock, den ihm ein Mann hinhält.
Auf den Hund gekommen.© picture-alliance/ dpa/epa Steve Pope
Reinhard Kager: Ein Fanal gegen die zunehmende "Vertierung" der Menschen in einer Gesellschaft, die Hunden und anderen kleinen Haustieren mehr Verständnis entgegenbringt als Menschen in Not.

Joel Pommerat: "Triumph der Freiheit", Schauspiel Dortmund
Der französische Autor und Regisseur Joel Pommerat.
Der französische Autor und Regisseur Joel Pommerat.© AFP / Pierre Verdy
Ulrike Gondorf: Was passiert, wenn der Demokratie das Volk davonläuft? Pommerat schildert, was 1789 passiert ist, und jeder Satz passt auf das, was 2016 Populismus heißt.

Mike Kenny: "Der Junge mit dem Koffer", Düsseldorfer Schauspielhaus
Regie: Liesbeth Coltof
Die Regisseurin Liesbeth Coltof (r) nimmt bei der Verleihung des Theaterpreises des Deutschen Bühnenvereins "Der Faust" im Theater in Freiburg im Breisgau den Preis als beste Regisseurin in der Kategorie Kinder- und Jugendtheater für "Der Junge mit dem Koffer" am Jungen Schauspielhaus Düsseldorf von Moderator Milan Peschel entgegen.
Liesbeth Coltof (r) erhält den Preis "Der Faust" in der Kategorie Kinder- und Jugendtheater für "Der Junge mit dem Koffer".© picture alliance / dpa / Silas Stein
Peter Claus: Mike Kennys Flüchtlingsdrama "Der Junge mit dem Koffer" inszeniert von Regisseurin Liesbeth Coltof (Junges Schauspiel am Düsseldorfer Schauspielhaus): ist bewegendes Theater und packendes Politpamphlet, zeigt hintergründig und künstlerisch anspruchsvoll, was sich hinter dem Schlagwort "Flüchtlingsdrama" verbergen kann, ist aktuell und stellt dabei universelle, zeitlose Fragen.

Peter Weiss "Marat/Sade", Deutsches Theater Berlin
Regie: Stefan Pucher
Der Schriftsteller, Maler und Regisseur Peter Weiss in den 60-er Jahren: "Die Ermittlung", sein Stück über den Frankfurter Auschwitz-Prozess, wurde am 19. Oktober 1965 an mehreren Theatern in Deutschland sowie der DDR uraufgeführt.
Der Schriftsteller, Maler und Regisseur Peter Weiss in den 60er-Jahren.© picture-alliance / dpa / Manfred Rehm
André Mumot: Politisches Theater als schriller, musikalischer, perfekt choreografierter Jahrmarktsbühnenschwank: Ein grandioser Abend, der in garstiger Selbstverständlichkeit vorführt, wie wir soziale Realität sofort in gefälligen Pop verwandeln, nur um den Zuschauer dann doch in beklemmender Deutlichkeit mit der Realität des Populismus zu konfrontieren.

Harold Pinter: "One for the road/ Der stumme Diener", Schauspiel Frankfurt
Regie: Jürgen Kruse
Der Dramatiker Harold Pinter im Jahr 2001.
Der Dramatiker Harold Pinter im Jahr 2001.© picture alliance / dpa / Fiona Hansen
Alexander Kohlmann: Weil es Kruse jenseits der üblichen Kalauer gelingt, die ungeheure Brutalität von Pinters Vorlage in Bilder zu verwandeln, die verstören und noch lange nachwirken. In Kombination mit "Der stumme Diener" entsteht eine dunkle, alptraumhafte Welt, die trotz allem auch noch komische Elemente enthält.

Marion Brasch während der 18. Erfurter Herbstlese
Marion Brasch© imago / VIADATA
Bernhard Doppler: Ungemein geschickt und theatralisch lustvoll ist die Autobiographie von Marion Brasch umgesetzt.