"The Social Network"

Gesehen von Hannelore Heider · 06.10.2010
Wer 500 Millionen Freunde hat, hat auch Feinde: Facebook-Gründer Mark Zuckerberg ist der jüngste Miliardär aller Zeiten. Der Weg zum Erfolg führt den jungen Unternehmen durch zwahlreiche zwischenmenschliche und juristische Probleme.
Wenn David Fincher, der Regisseur von "Sieben" und "Fight Club", einen Film über den Erfinder der erfolgreichsten Internetseite der Welt macht, der mit seinen 26 Jahren und einem Privatvermögen von 6,9 Milliarden Dollar immer wieder als Citizen Kane unserer Tage geadelt wird, muss es dann nicht ein aufregender Film geworden sein?

Diese typisch amerikanische Erfolgsgeschichte von Facebook und seinem Erfinder wird konventionell, wenn auch in seinen Dialogpassagen und Bildfolgen atemlos schnell erzählt. Als Rahmenhandlung dienen die beiden Prozesse, denen sich Mark Zuckerberg (Jesse Eisenberg) stellen musste, weil er seine einstigen Mitstreiter mithilfe des cleveren und vom großen Geld um die Früchte seines Tuns betrogenen Napster-Erfinders Sean Parker (Justin Timberlake) auf dem Höhepunkt des Erfolges ausgebootet hat.

Dann wird zurückgeblendet und wir sehen den einsamen Jungen in abgerissenen Klamotten, der an der Eliteuniversität Harvard nie Zugang zu den wichtigen Studentenverbindungen und damit den aufregenden Parties fand. Nach einem verpatzten Date mit Erica (Rooney Mara), die dem abgehobenen Gerede ihres verstiegenen Kommilitonen nichts abgewinnen konnte, kam ihm eine Idee: Datenklau aus dem sozialen Netzwerk der Uni diente ihm als Rache an der weiblichen Ignoranz und in einer Nacht legte er mit einer Art Gewinnspiel unter Tausenden Teilnehmern das Netzwerk der Uni lahm.

Dieser Geniestreich immerhin brachte ihm die ersehnte Verbindung in den elitären Studentenklub. Zwei reiche Schnösel kauften sich den genialen Programmierer, der freilich das versprochene Programm nie lieferte, und stattdessen mithilfe seines Freundes Eduardo Saverin (Andrew Garfield) an seiner eigenen Idee weiter bastelte, vorerst die Studenten aller Universitäten bald sogar weltweit und bald auch nicht nur diese Klientel im Internet so zu vernetzten, dass ein soziales Netzwerk gigantischen Ausmaßes entstand. Als dann noch der glamourös auftretende, eiskalte Sean Parker die Vermarktung übernahm, war die Erfolgsstory komplett, auch die Prozesse der ausgebooteten Weggefährten können daran bis heute nichts ändern. Es waren keine Justizdramen, beide endeten mit Vergleichen.

Für erwachsene Kinozuschauer, denen das Freundes-Netzwerk Facebook und der selbstverständliche Umgang ihrer Kinder damit, immer noch ein Buch mit sieben Siegeln sind, ist die erste Filmstunde möglicherweise aufschlussreich. Aber dann wird er mit viel Gerede und Erfolgsmeldungen bombardiert, die die Konturlosigkeit des Helden nur um so deutlicher machen. Er bleibt bis zum Schluss, was er ist: ein sozialer Analphabet, der besessen auf der Computertastatur herumhackt, vom Erfolg weder berauscht noch bereichert wird und am Ende das ist, was er immer war – ein Mensch ohne Freunde, ohne ein geliebtes Wesen an seiner Seite, ohne wirkliche soziale Kontakte.

Insofern verhärtet der Film ein Vorurteil, dass die schöne neue Welt des Internets nichts zur Menschbildung beiträgt, im Gegenteil. Die beiden Prozesse, in den USA ein Riesenaufreger, problematisieren kaum den in Europa heiß umstrittenen Konflikt um Datenschutz, sondern bestenfalls, ob der berühmte Mark Zuckerberg vielleicht nur ein egozentrischer Verräter ist. Mit einem Hauptdarsteller wie Jesse Eisenberg, der bisher nur sympathische Sonderlinge spielte, war das nicht wirklich darzustellen und eigentlich auch nicht interessant.

USA 2010. Regie: David Fincher. Darsteller: Jesse Eisenberg, Andrew Garfield, Justin Timberlake, Brenda Song, Rashida Jones, Joseph Mazzello, Rooney Mara, Malese Jow, Armie Hammer, Max Minghella, Dakota Johnson. Länge: 121 Minuten

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