"The Guard"

Von Anke Leweke · 21.09.2011
In Sachen Coolness und Zynismus ist Kleinstadtpolizist Jack Boyle nicht zu überbieten. Mit unorthodoxen Methoden und einem aus den Vereinigten Staaten eingeflogenen FBI-Partner ermittelt Boyle gegen einen internationalen Drogenring.
Natürlich hat die Filmgeschichte schon etliche Polizeihüter der amoralischen Sorte zum Vorschein gebracht. Doch in Sachen Zynismus und Coolness übertrifft der in einem kleinen irischen Städtchen stationierte Boyle (Brendan Gleeson) sie alle.

Dabei muss er weder Trenchcoat tragen, noch permanent eine Zigarette im Mundwinkel haben. Was hat diesen Mann überhaupt so abgeklärt werden lassen?

In den Filmen der Schwarzen Serie war es der Moloch Großstadt, die Kommissare der französischen Krimi-Klassiker wurden wiederum von den großen existenzialistischen Fragen eingeholt, doch wo ist dieser Überbau in der hügeligen, irischen Landschaft zu finden? Diese Frage macht diese Figur so neu, so schräg, so anders.

Man kann Boyles nächste Schritte nie berechnen. Schon bei seinem ersten Auftritt geht er ziemlich unorthodoxe Wege, wenn er den Unfalltod von drei Jugendlichen feststellt, die sich mit einem Auto um einen Baum gewickelt haben. Er entsorgt die Drogen aus ihren Taschen. Damit ihre Mütter nicht noch schockierter sind, wirft er diese weg, doch zuvor schmeißt er selbst einen Trip ein.

Zwischen der Aufklärung von Morden und anderen Delikten besucht er seine todkranke Mutter im Seniorenheim und diskutiert mit ihr russischen Klassiker. Um wenig später dann den aus den Staaten eingeflogenen afro-amerikanischen Kollegen (Don Cheadle), der einen gigantischen Drogenschmuggel auffliegen lassen soll, mit rassistischen Äußerungen zu tyrannisieren.

Mit Vergnügen verharrt in solchen Momenten die Kamera auf Boyles Gesicht, um ihm dabei zuzuschauen, wie er sich an der eigenen Bösartigkeit erfreut. Wie es sich für einen Genrefilm dieser Art nun einmal gehört, werden die beiden Cops sich irgendwann zusammenraufen. Und der große, bildfüllende Boyle wird sich selbst zum Kinohelden machen, dabei aber seine unorthodoxen Eigenarten nie verlieren.

Großbritannien / Irland 2011, Regie: John Michael McDonagh, Darsteller: Brendan Gleeson, Don Cheadle, Liam Cunningham, David Wilmotm, Mark Strong, Rory Keenan, ab 16 Jahren, 96 Minuten

Filmhomepage "The Guard - Ein Ire sieht schwarz"