"The Guard - Ein Ire sieht schwarz"

Von Hans-Ulrich Pönack · 21.09.2011
So richtig bequem gemacht hat es sich der Polizist Gerry Boyle in seinem irischen Nest. Doch mit der Ruhe ist bald vorbei: Ein geheimnisvoller Toter regt Boyles übereifrigen Assistenten zu Höchstleistungen an und dann taucht auch noch ein FBI-Agent auf. Herrlich provokativ mit zutiefst schwarzen Humor.
Wurde zuerst im Januar dieses Jahres auf dem renommierten Sundance Film Festival entdeckt und hofiert und einen Monat später im Programm vom Berlinale-Panorama zu einem der Lieblingsfilme des diesjährigen Festivals. Dabei handelt es sich um einen vergleichsweise billigen Film, denn dieser Geheimtipp für den hiesigen Kino-Herbst entstand mit einem sechs Millionen Dollar Budget im Oktober 2009 in Irland.

Ausgedacht und inszeniert hat ihn sich der irischstämmige britische Kurzfilmer und Regie-Debütant John Michael McDonagh, Jahrgang 1967. Der 55-jährige Brendan Gleeson steht im Mittelpunkt des völlig unkonventionellen Geschehens. Wir kennen diesen bulligen Iren aus vielen Filmen und Nebenrollen. Für sein Porträt des Winston Churchill in der HBO-Miniserie "Into the Storm" ("Blut, Schweiß und Tränen") gewann er 2009 den Emmy, als herausragender Hauptdarsteller. Populär wurde Brendan Gleeson vor allem aber zuletzt durch die Harry Potter-Streifen, wo er ab Teil vier - "Harry Potter und der Feuerkelch" - den einäugigen Professors Alastor 'Mad-Eye' Moody mimte.

Hier nun spielt er einen irischen Eastwood: "Dirty Gerry", Gerry Boyle. Er ist in diesem kleinen Nest an der irischen Westküste der Sheriff, der absolut gar nichts von Vorschriften, Vorgesetzten, Benehmen hält. Ganz im Gegenteil: Jungen Autorasern, die tödlich verunglückt sind, klaut er schon mal die Drogen. Ermordeten greift ins Gesäß, um festzustellen, wie lange sie schon tot sind. Macht er Waffenfunde, gibt er diese an die IRA weiter.

Boyle ist ein knochiger Typ, der seine krebskranke, aber flotte Mutter aufopferungsvoll pflegt. Und an freien Tagen lebt der potente Boyle gerne seine Vorliebe für spezielle Prostituierte aus Dublin aus. Gerry Boyle hat nun wenig Lust, sich um den geheimnisvollen Toten Gedanken zu machen, der in einer Ferienwohnung erschossen aufgefunden wurde. Dafür sieht sein neuer Assistent Aidan, den Boyle nicht ausstehen kann, gleich die Chance für viel kriminalistisches Tun. Was dem Neuen dann auch umgehend zum Verhängnis wird. Die Tage der beschaulichen, übersichtlichen Ruhe jedenfalls sind für Sergeant Boyle, den Uniform-Cowboy, endgültig hin. Zumal nun auch Verstärkung von auswärts anrollt - in Gestalt des schwarzen FBI-Agenten Wendell Everett (Don Cheadle), der ausgerechnet hier einen bevorstehenden Drogentransport aufspüren will, der eine halbe Milliarde Dollar wert sein soll.

Die schwarze lakonische irische Briten-Show beginnt nimmt ihren Lauf. Ein wirklich kurioses Szenarium und Personal - skurril, unverschämt, unorthodox mit besonders derbem Humor.

"The Guard" ist herrlichst absurd und ständig haarsträubend komisch mit seinen schrägen Figuren, dem vielen Dialogwitz, diesen wunderbar frechen Situationen und seiner stimmungsvollen schwarzen Heiterkeit. Dieser pechschwarze britisch-irische Komödien-Spaß kommt prima unerwartet und zählt zum Leinwand-Besten in diesen Tagen.

Großbritannien / Irland 2011, Regie: John Michael McDonagh, Darsteller: Brendan Gleeson, Don Cheadle, Liam Cunningham, David Wilmotm, Mark Strong, Rory Keenan, ab 16 Jahren, 96 Minuten

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