"The Disaster Artist"

Machtmissbrauch im Filmbusiness

Szenenbild aus "The Disaster Artist": James Franco als Tommy Wiseau, mit Fischerhut am Set von "The Room".
James Franco als Tommy Wiseau, dem egomanischen Produzenten des "schlechtesten Films aller Zeiten". © imago stock&people
Martin Tegeler im Gespräch mit Shanli Anwar · 31.01.2018
Ein Film über den schlechtesten Film aller Zeiten: In "The Disaster Artist" schildert James Franco den Wahnsinn, der der Traumfabrik Hollywood innewohnt.
Ein durchgeknallter Filmfanatiker, der trotz starken Akzents und mangelnden Schauspieltalents seinen eigenen Film produziert: Mit "The Room" ging der Regisseur und Schauspieler Tommy Wiseau 2003 in die Filmgeschichte ein – als Produzent des wohl schlechtesten Films aller Zeiten. Heute genießt "The Room" Kultstatus. Seine absurde Entstehungsgeschichte dient nun James Franco als Vorlage für "The Disaster Artist". Sein Film ist gleichzeitig Hommage an und Kritik der Visionäre des Hollywoodkinos.
Für Filmkritiker Hartwig Tegeler spiegelt der Film die Leidenschaft, die Obsession, gar den Wahnsinn der Traumfabrik wider: "James Franco erzählt von etwas, was die Hollywoodfilme von Hollywood so gerne erzählen: Einer hat eine Vision und lässt sich nicht davon abhalten die umzusetzen."
Doch "The Disaster Artist" reflektiert nicht nur die Liebe zum Film, sondern auch die Schattenseiten des Business: "Diese Rücksichtslosigkeit. Wenn einer über Leichen geht, um genau seiner eigenen Vision zu folgen. Diese beiden Seiten erscheinen bei "The Disaster Artist" als Kern dessen, was Hollywood ausmacht."

Kritik an der Macht der Produzenten

Die Hauptfigur des Films, Tommy Wiseau, verkörpert diese Rücksichtslosigkeit, an der das System krankt. Als Regisseur, Produzent und Hauptdarsteller in Personalunion hat er am Set nahezu unbegrenzte Macht. Seien seine Ideen noch so absurd, noch so herabwürdigend für den Rest der Crew – sie werden umgesetzt.
Einiges werde dabei weggelacht, sagt Filmkritiker Tegeler. Doch durch die genaue Darstellung der Produktionsbedingungen werde "The Disaster Artist" zu einem "klugen Film über das Filmemachen, über die Strukturen von Macht und Machtmissbrauch, auch von der Ausbeutung des Körpers in der Industrie der bewegten Bilder."

Vorwürfe gegen James Franco

Für die Karriere von James Franco markiert der Film eine Zäsur. "The Disaster Artist" brachte Schauspieler und Regisseur James Franco einen Golden Globe als bester Schauspieler ein. Doch nachdem Vorwürfe gegen Franco bekannt wurden, wonach er Frauen sexuell belästigt haben soll, ist der Ruf des Multitalents im Keller. Vom Hollywood-Cover der Zeitschrift "Vanity Fair" wurde er wegretuschiert.
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