Telemedizin

Distanz kann förderlich sein

Eine Ärztin kommuniziert in ihrer Praxis über Webcam mit einem Patienten.
Ärzte können in Einzelfällen über eine Videoschalte beraten und behandeln. © imago/Jochen Tack
Johannes Schenkel im Gespräch mit Axel Rahmlow · 06.06.2018
Kann ein Schlaganfall am Telefon oder per Videoschalte behandelt werden? Ja, meint Johannes Schenkel, Leiter der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland. Teilweise sei die Distanz und Anonymität sogar von Vorteil.
Im Mai ist das sogenannte Fernbehandlungsverbot in Deutschland gelockert worden: Ärzte können in Einzelfällen telefonisch oder über eine Videoschalte beraten und behandeln. Johannes Schenkel weist darauf hin, dass sogar eine Schlaganfallbehandlung telefonisch möglich ist:
"Bei Schlaganfall ist es so, dass Patienten von einer spezialisierten Behandlung in der Akutphase profitieren." Aber diese Spezialzentren seien zum Beispiel auf dem platten Land nicht überall vorhanden, sagt Schenkel. "Deswegen wird bei der Akuttherapie des Schlaganfalls häufig per Videoschalte ein Schlaganfall-Experte aus einem entsprechenden Zentrum dazu geschaltet und dann quasi gemeinsam mit dem Arzt vor Ort und mit dem Experten aus der Ferne entschieden, was für den Patienten am besten ist."

Anonymität kann bei schambesetzten Themen helfen

Ein Risiko sieht der ärztliche Leiter der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland im Arzt-Patienten-Verhältnis, weil das in der medizinischen Versorgung eine ganz wichtige Rolle spiele. Es sei wichtig, dass die Telemedizin nicht "quasi ein Ersatz-Arzt" werde. "Die Telemedizin sollte verstanden werden als was Zusätzliches zum physischen Arzt-Patienten-Verhältnis." Das könne sehr viel Nutzen stiften.
Teilweise sei die Distanz und Anonymität auch förderlich, gerade, wenn es um schambesetzte Themen in der Medizin gehe - wie beispielsweise Geschlechtskrankheiten.
(mhn)
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