Tatsächlich Liebe

16.12.2008
Wollten Sie schon immer wissen, was Frankreichs First Lady wirklich über ihren Gatten denkt? Silke Burmeister verrät mit "Das geheime Tagebuch der Carla Bruni" amüsante Details über das Eheleben des Nicolas Sarkozy. Doch trotz der Lästerei Carlas über ihren Nici gesteht die Autorin ihrer Protagonistin eines zu: eine Bindung aus echtem Gefühl.
Ihnen fehlt noch ein kleines Weihnachtsgeschenk? Dann könnte "Das geheime Tagebuch der Carla Bruni" genau das Richtige sein. Allerdings kommt es - ähnlich wie bei Krawatten oder Parfums - durchaus auf das Geschlecht und den persönlichen Geschmack des Beschenkten an, ein Detail, das Nicolas Sarkozy entfallen war, als er allen Abgeordneten des Europaparlaments zu Beginn der französischen Ratspräsidentschaft eine Krawatte überreichen ließ.

Dies ist eines der vielen realen Missgeschicke, über die die fiktive Carla genüsslich herzieht, wie sie überhaupt kaum ein gutes Haar an dem Mann lässt, den sie schon beim ersten Treffen "mein kleiner Präsident" genannt haben soll, woran sie sich allerdings dank üppigen Genusses von Alkohol und anderen halluzinogenen Stoffen am nächsten Morgen nicht erinnern kann.

Überhaupt wird die Tagebuchschreiberin als wankelmütiges, egozentrisches Fashion Victim dargestellt, einigermaßen mannstoll und sexbesessen. Obwohl sie sich um ihren Sohn Adrien so gar nicht kümmert, wünscht sie sich ein Kind von ihren Nici, "damit mir irgendwas bleibt, sollte der ganze Scheiß hier doch den Bach runtergehen."

Diese äußerst saloppe Sprache mag zwar keine große Kunst sein, macht aber die Lektüre - trotz der zu erwartenden und bewusst gesetzten Häufung von Klischees - sehr kurzweilig und entwickelt das Bild einer jungen Frau, die eben nur ihre eigene, momentane Befindlichkeit ernst nimmt. Außerdem schafft Silke Burmester so einen amüsanten Kontrast zu den Vorstellungen, die man sich sonst über eine Première Dame de France im Allgemeinen oder das Leben im Elysée-Palast, "wo schon die Putten von der Decke fallen", macht.

Da dieses Buch zuerst in Form von Kolumnen in der "taz" erschienen ist, nimmt es nicht wunder, dass die reale Autorin dem Liebespaar nicht unbedingt positiv gegenüber steht. Die Kritik am Präsidenten legt sie seiner Gattin in den Mund, genauer ins fiktive Tagebuch: ein kleingewachsener, ungebildeter Emporkömmling, der sich immer wieder völlig daneben benimmt, ein Geizkragen zudem, und als Liebhaber ein "Tiger", wenn Carla ihm zuvor ordentlich den Marsch geblasen, will sagen eine Szene gemacht hat.

Carla selbst stellt sich durch ihre maßlose Egozentrik bloß, allerdings können wir Leserinnen ihre Sicht auf Sarko zumindest partiell nachvollziehen, obwohl wir ihn nur aus den Medien kennen. Dem Vergnügen am Buch ist es sicher nicht abträglich, wenn man zuvor den Medienhype um die beiden wenigstens am Rande mitbekommen hat, und dies nicht nur in der "Bunten" oder der "Gala", denn die Geschichte spielt logischerweise auf der Folie der französischen Politik.

Da muss Carla ihren Nici mal wieder aufbauen, als er wegen des Gaddafi-Besuchs Prügel von allen Seiten bezieht. Als ihr "Pygmäe" dann aber begeistert über sie herfällt, ist sie heilfroh, dass sie vorher das Gastgeschenk des Libyers, eine Brücke, aufs Parkett gelegt hat.

Für die "taz"-Autorin Silke Burmester scheint es ein besonderes Vergnügen zu sein, die Gattin des konservativen Präsidenten zur Salon-Kommunistin zu machen, aber sie ist gleichzeitig klug genug, ihre Protagonisten nicht gänzlich bloßzustellen: So ist es offenbar tatsächlich Liebe, oder was sie so dafür hält, die Carla an Nicolas bindet, und das hätte man zumindest in diesem Buch nicht erwartet.

Rezensiert von Carolin Fischer

Silke Burmester: Das geheime Tagebuch der Carla Bruni
Kiepenheuer und Witsch, Köln 2008
208 Seiten, 7,95 Euro