Tanja Kinkel beim Bücherherbst 2017

"Grimm + Droste = Krimi"

Die Schriftstellerin Tanja Kinkel beim Bücherherbst-Gespräch auf der Frankfurter Buchmesse
Die Schriftstellerin Tanja Kinkel beim Bücherherbst-Gespräch auf der Frankfurter Buchmesse © Deutschlandradio / David Kohlruss
Tanja Kinkel im Gespräch mit Kolja Mensing · 14.10.2017
Tanja Kinkel schreibt Historische Romane mit exotischen Kulissen. Ihr neuer Roman "Grimms Morde" spielt allerdings im unglamourösen Kassel des 19. Jahrhunderts. Im Gespräch erklärt sie unter anderem, welche Parallelen sie zwischen dem Vormärz und der Gegenwart sieht.
Tanja Kinkel ist eine der erfolgreichsten Autorinnen im deutschsprachigen Raum. Bekannt ist sie für ihre historischen Romane, die sie stets an neuen, farbenprächtigen Schauplätzen ansiedelt – etwa in Ägypten, in der Mongolei oder auch im alten Rom. Ihr neuer Roman "Grimms Morde" spielt jedoch im deutlich weniger exotischen Kassel. Dort werden im Jahr 1821 die Gebrüder Grimm in einen Mordfall verwickelt – zu Hilfe kommen ihnen dabei Jenny und Annette von Droste-Hülshoff.

Die Grimms als Watson & Holmes

Inspiration zu diesem Krimi fand sie in Steffen Martus‘ Biografie über die die Gebrüder Grimm: Die Charakterisierung der beiden Sprachwissenschaftler habe sie an Sherlock Holmes und Doktor Watson erinnert. Auch erinnerte sich die Autorin daran, dass Grimms und Droste-Hülshoffs miteinander bekannt waren. Und: "Annette von Droste-Hülshoff hatte ja eine der frühen Kriminalerzählungen der deutschen Literatur geschrieben. All diese Sachen zusammen haben dann in meinem Kopf die Gleichung Grimms plus Droste gleich Krimi ergeben."
Bereits in ihrer Kindheit interessierte sich die Bestseller-Autorin für Märchen und Sagen: "Eine meiner frühesten Kindheitserinnerungen ist, wie mir meine Mutter Märchen vorliest. Ich habe sie auch später mit Begeisterung selbst gelesen." Mit den grausamen Passagen etwa in Grimms Märchen hatte sie dabei kaum Probleme, erzählt Kinkel. Angst jagten ihr später eher im Religionsunterricht die Bibelpassagen vom Jüngsten Gericht ein.

Parallelen des Vormärz zur Gegenwart

Dass die Zeit der Grimm’schen Märchen von unser heutigen Zeit losgelöst sei, lässt sie nicht gelten. Interessant am Historischen Roman sei ja gerade die Mischung aus Fremdem und Vertrautem. "Jede Epoche hat Umstände, die für diese Epoche einzigartig sind. Aber: Jede Epoche hat auch wirklich Parallelen zur Gegenwart." Der Vormärz, in dem "Grimms Morde" spielt, ähnele unserer Zeit etwa dahingehend, dass wir auch heute wieder in einer unsicheren Situation leben, in der der Nationalismus Auftrieb hat und sich viele auf die Suche nach "einfachen Feindbildern" begeben.
(thg)
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