Tänzerin Tanja Erhart

"Ich tanze mal mit einem, mal mit drei Beinen"

Die Tänzerin Tanja Erhart bei einem Auftritt in London
Die Tänzerin Tanja Erhart bei einem Auftritt in London © EPA/Hayoung Jeon
Tanja Erhart im Gespräch mit Katrin Heise · 19.10.2017
Tanja Erhart tanzt - mit einem Bein, mit drei Beinen oder ohne Beine: mit Krücken, ohne Krücken oder im Rollstuhl. Die österreichische Tänzerin ist seit ihrer Kindheit Bein-amputiert und hat es als Autodidaktin in die renommierte Tanz-Company Candoco in London geschafft.
Tanja Erhart tanzt - mit einem Bein, mit drei Beinen oder ohne Beine: mit Krücken, ohne Krücken oder im Rollstuhl. Die österreichische Tänzerin ist seit ihrer Kindheit Bein-amputiert. Trotzdem habe sie eine "wunderbare Kindheit" gehabt.
"Ich habe mich nie ausgegrenzt gefühlt wegen meiner Behinderung. Wir haben Rennen gemacht mit meinem Rollstuhl vom Berg runter. Ja, es war eine wunderschöne Kindheit auf dem Berg."

Neue Perspektiven dank Studium

Nach ihrem Schulabschluss studierte sie unter zunächst Sozialwissenschaften in Wien, unter anderem Disability Studies. Das habe ihr eine ganz neue Perspektive auf die eigene Behinderung verschafft.

© Andi Weiland | Gesellschaftsbilder.de
"Plötzlich war es wow, also ich muss es nicht immer persönlich nehmen und es gibt einen starken wissenschaftlichen Diskurs dahinter und das war für mich so wichtig, das zu erkennen, weil der Fokus darauf mir Freiheit gegeben hat. Freiheit im Gespräch, es einfach anzusprechen, z.B. in Beziehungen, in Liebesbeziehungen, in anderen Situationen, wo ich mir einfach dann gedacht habe vielleicht hat es wirklich doch mit meiner Behinderung zu tun und mit diesen Stereotypen, die da mitgedacht werden."

Karriere bis nach London

Doch ihre eigentliche Leidenschaft war schon immer der Tanz, den sie sich autodidaktisch aneignete. Inzwischen hat sie es an die renommierte Tanz-Company Candoco in London geschafft. Dort treten behinderte und nicht-behinderte Tänzer gemeinsam auf. Für Tanja Erhart erfüllte sich damit ein Traum. Auf der Bühne als Künstlerin im Blickfeld zu stehen, ist etwas vollkommen anderes, als auf der Straße angestarrt zu werden.
"Ich habe mich da so wohl gefühlt, auch in diesem Rahmen, meiner Behinderung so zu begegnen und meinem Körper so zu begegnen und Bewegungen zu begegnen, auch der Qualität von Bewegung. Dass ich einfach wahnsinnig viel lernen kann, was auch von mir spiegelt und aber auch durch das ständige Trainieren und lernen von anderen Bewegungsformen, das mich auch in meiner Persönlichkeit auch gestärkt hat."

Die Bühne als selbstermächtigende Ort

Am schönsten für sie ist es, auf der Bühne zu stehen.
"Für mich auch ein Grund, warum ich so froh bin, dass ich die Möglichkeit habe als Tänzerin zu arbeiten, weil die Bühne für mich ein selbstermächtigende Ort ist, wo ich sagen kann hier bin ich, schaut mich an. Und es ist eine Entscheidung, die ich mache und wo ich auch etwas zeigen kann, dass Menschen vielleicht ein bisschen anders denken lässt, was Behinderung ist oder sein kann."
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