T. Damour/ M. Burniat: "Das Geheimnis der Quantenwelt"

Eine Reise an die Grenzen von Raum und Zeit

Thibault Damour/ Mathieu Burniat: "Das Geheimnis der Quantenwelt"
"Das Geheimnis der Quantenwelt": ein Comic über grundsätzliche Aspekte der Quantenwelt. © Knesebeck / Imago / GregoirexCirade / Novapix / Lemage
Von Gerrit Stratmann · 10.05.2017
Bob und sein Hund Rick begeben sich auf Abenteuerreise – jenseits von Zeit und Raum. In dem Comic "Das Geheimnis der Quantenwelt" vermitteln Physiker Thibault Damour und Zeichner Mathieu Burniat Aspekte der Quantenphysik. Ein perfekter Einstieg in eine verwirrende Thematik.
Bob und sein Hund Rick waren untrennbar, zwei Abenteurer ganz in der Tradition von "Tim und Struppi". Nachdem Bobs Hund bei einer Mondreise aber ums Leben gekommen ist, sitzt er apathisch zu Hause.
Doch dann passieren merkwürdige Dinge. Hat sein toter Hund gerade wirklich zu ihm gesprochen und ihn aufgefordert, das Rätsel der Quantenwelt zu lösen? Warum überreicht ihm die Postbotin neben der Tageszeitung auch eine Einladung zu einer Quanten-Konferenz? Als Bob beschließt, der Spur zu folgen, findet er sich unversehens in einem Abenteuer wieder, das die Grenzen von Zeit und Raum aufhebt.
Der französische Physiker Thibault Damour und der Zeichner Mathieu Burniat haben über zwei Jahre lang einen Comic entwickelt, der in ebenso einfallsreichen wie einprägsamen Schwarz-Weiß-Bildern die Merkwürdigkeiten der Quantenwelt einfängt und dabei eine Story erzählt, die mehr einer Traumlogik als der Realität folgt.

Besuch bei Max Planck und Albert Einstein

Der kleine, knollennasige Bob trifft darin auf die ersten Denker, die die Quantentheorie ins Leben gerufen und weiterentwickelt haben: Max Planck, Albert Einstein, Louis de Broglie, Werner Heisenberg, Niels Bohr, Max Born und Erwin Schrödinger. Von ihnen erfährt er quasi aus erster Hand, wie die Quantentheorie entstand und welche merkwürdigen Eigenschaften sie bereithält.
Die Quantentheorie stellt die Welt, wie wir sie wahrnehmen, infrage. In der Welt des Allerkleinsten, bei den Lichtteilchen, Elektronen und Atomen, regiert offenbar der Zufall. Und was ist ein Elektron überhaupt? Mal verhält es sich wie ein fester Gegenstand, mal diffus wie eine Welle oder Wolke. Von Quantensprüngen und Schrödingers Katze ist die Rede, und manche Formel bringt nicht nur Bob ins Schwitzen. Dank der schlichten, aber pointierten Zeichnungen von Mathieu Burniat, macht das Blättern und Anschauen dennoch großen Spaß. Sein bildlicher Einfallsreichtum unterstützt immer wieder hilfreich das Verständnis auch abstrakter Quantenkonzepte.

Kein Kinderbuch, trotz Bildsprache

Leitmotiv dieser Geschichte ist der Buchstabe "h". Als strahlendes Zeichen am Himmel, als Tier im Wald, als Sanddüne, Kühlerfigur, Luftballon und Badestöpsel durchzieht das leuchtend gelbe "h" als einer der wenigen Farbtupfer den Band. Das "h" steht in der Physik für das "Plancksche Wirkungsquantum", eine Naturkonstante, die in allen Gleichungen der Quantentheorie eine Rolle spielt.
Sie besagt zum Beispiel, dass Energie nicht in beliebig (kleinen) Mengen übertragen werden kann, sondern immer nur in Paketen (Quanten), die ein ganzzahliges Vielfaches von "h" sind. Als würde es Zucker nur in Form von unteilbaren Würfeln geben, wie Max Planck dem Abenteurer Bob am Lagerfeuer erklärt, als er ihm eine Crêpe zubereitet.
Ist man nach der Lektüre Experte für Quantenphysik? Sicher nicht. Dennoch ist es eine tolle Leistung, wie dieser Comic auf spielerische Art grundsätzliche Aspekte der Quantenwelt vermittelt. Das ist kein Kinderbuch, trotz der Bildsprache. Aber ein perfekter Einstieg für Jugendliche und Erwachsene in eine mitunter verwirrende Thematik.

Thibault Damour/ Mathieu Burniat: "Das Geheimnis der Quantenwelt"
Aus dem Französischen übersetzt von Ebi Naumann
Knesebeck Verlag, München 2017
168 Seiten, 19,95 Euro

Mehr zum Thema