Stop-Motion-Action zum 50. Jubiläum

Ein Star-Trek-Fanfilmer vor der Weltpremiere

Die Crew des Raumschiffes USS Enterprise auf der Brücke in einer Szene der gleichnamigen Serie
"Wenn auf einmal ringsherum die ganze Brücke zum Leben erweckt wird. Das ist ein unglaubliches Gefühl!", schwärmt Amateur-Filmemacher Jürgen Kaiser. © picture-alliance / dpa
Von Heiner Kiesel · 13.05.2016
Star Trek wird dieses Jahr 50. Und der Messtechniker Jürgen Kaiser steht kurz vor der Vollendung seines Jugendtraums: ein Film in Kinolänge. Sieben Jahre hat er an seinem Fanfilm gebastelt. Auf der Star-Trek-Messe Fedcon wird er in Kürze Weltpremiere feiern.
Wir materialisieren uns gewissermaßen im ersten Stock eines Reihenhauses in einer gutbürgerlichen Wohngegend. Alles akkurat wie im Einrichtungskatalog, kein Schnickschnack. Hier wohnt der Mann, der die inzwischen 50 Jahre alte Star-Trek-Filmwelt in einen Bereich geführt hat, den noch nie ein Mensch zuvor gesehen hat.
"Mein Name ist Jürgen Kaiser, ich bin 35 Jahre alt und ich wohne in Schweinfurt."
Kaiser trägt einen dunkelgrauen Kapuzenpulli, ist schlank, 1,84, wirkt unauffällig. Er ist kurz vor der Vollendung seines Jugendtraums. Ein Film in Kinolänge. Mit dem Raumschiff Enterprise. Er hat ohne Schauspieler gedreht. Seine Stars sind handgroße bewegliche Plastikfiguren. Gemacht für die Fans von Captain Kirk und seinen Nachfolgern. Stop-Motion: da werden bewegliche Figuren in Szene gesetzt.
Kaiser steht in seinem schmal geschnittenen Arbeitszimmer vor einer Arbeitsplatte und demonstriert wie das geht. Womit er sich die letzten siebeneinhalb Jahre in seiner Freizeit beschäftigt hat. Er greift sich die dunkelhaarige Vulkanierin.
"Also eine Sekunde dauert ungefähr eine Stunde. Man hat einfach eine Figur. Zum Beispiel hat man hier T'Pol, die man richtig hinstellt. Die Kamera stellt man ein, die Schärfe, das Licht und macht dann das erste Foto ...und dann bewegt man die Sache, die man gerne bewegen möchte, zum Beispiel den Kopf und macht dann wieder ein Foto. Und das geht dann immer so weiter."

Stop-Motion-Film so teuer wie ein Mittelklassewagen

3600 Sekunden hat der Stop-Motion-Film "Star Trek Enterprise – Der Anfang vom Ende". Es hat ihn soviel gekostet wie ein Mittelklassewagen, schätzt er. Beharrlich hat Kaiser das Projekt über die Jahre vorangetrieben. Das Drehbuch geschrieben, die Kulissen für die Spielfiguren gebastelt. Detailgetreu bis in letzten Ecken des Raumschiffantriebs.
Darin geht er auf. Das kann er. Liegt in der Familie: Der Vater war ein passionierter Modellbauer, sagt er. Eigentlich ist Jürgen Kaiser Messtechniker bei einem Automobilzulieferer und beschäftigt sich mit den Ölkanälen in Automatikgetrieben. Ein penibler Typ eben.
"Ja das sagt meine Frau auch immer, dass ich sehr auf das Detail stehe, das wird man auch dem Film ansehen, dass es eine unglaubliche Detailverliebtheit ist, die dem Film auch zugute kommt."
Der ambitionierte Hobbyfilmer hat zuvor schon einen kürzeren Star-Trek-Animationsfilm produziert. Jetzt sollte es richtig zur Sache gehen. Kaiser hat in seiner geduldigen und direkten Art freiwillige Helfer in ganz Deutschland gefunden. Profi-Synchronsprecher, 3D-Künstler, Programmierer. Gewinn darf keiner von ihnen erwarten, den darf es wegen der Markenrechte gar nicht geben.
Kaisers Augen werden groß, wenn er über das Team spricht: Dass die anderen an sein Projekt geglaubt haben und bei seinem Film mitgemacht haben?! Als er von diesem "Wir" spricht strafft sich sein Oberkörper.
"Wir sind die Allerersten weltweit, die einen Film gemacht haben. Damals schon, 2009 mit dem Zeitspiegel, der 31 Minuten geht und der neue Film, 'Der Anfang vom Ende' geht 60 Minuten. Wir sind die Ersten, die weltweit auf so einem Medium einen Fanfilm gemacht haben."

"Ich weiß nicht, ob ich mir nochmal sowas antun würde!"

Kaiser fischt aus einer Schublade einen Hefter mit Din-A4-Blättern heraus. 53 Seiten – das Drehbuch. Er trägt es rüber ins Wohnzimmer und schlägt es auf. Dabei schüttelt er den Kopf.
"Ich weiß nicht, ob ich mir nochmal sowas antun würde!"
Die Handlung? Kaiser greift nach der Fernsteuerung für den Flachbild-TV. Der Trailer. Die Enterprise kommt nach einer Mission in einem anderen Zeitstrahl zurück und findet Chaos vor. Eine fremde Macht…
"Wir haben jetzt die Heimatwelt des roten Imperiums gesehen."
… hat angegriffen.
"Sie versuchen dann auch Kontakt mit der Erde aufzunehmen und deswegen versuchen sie dann, so schnell wie möglich zur Erde zu fliegen und finden dann eine Riesenschlacht vor sich."
Kaiser stoppt. Die ganze Story sollen die Star-Trek-Fans schließlich bei ihrem großen Treffen in Deutschland, der Fedcon, zum ersten Mal sehen. Dafür lebt der Stop-Motion-Macher aus Schweinfurt. Er will den großen Moment mit den anderen teilen. 2000 Trekkies. Dabei geht es ihm gar nicht mal so sehr um Star Trek selbst. Er ist nur ein bisschen Trekkie. Star Trek ist für Jürgen Kaiser nur ein Vehikel für seine wahre Leidenschaft: Das Filmemachen.
"Ja die Faszination wie es ist, einen Film zum Entstehen zu bringen. Vom Drehbuch, von der Idee. Und es ist ein unglaubliches Gefühl, wenn man merkt, dass diese Figuren zum Leben erweckt werden, wenn auf einmal ringsherum die ganze Brücke zum Leben erweckt wird. Das ist ein unglaubliches Gefühl!"
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