Stimmung vor der Wahl in Myanmar

Alle wünschen sich ein besseres Leben

Ein Händler sitzt an einer Straße der burmesischen Metropole Yangon. Ein neue, große Autos fahren vorbei, eine Frau mit Kopftuch führt zwei Kinder an der Hand.
Myanmar: Straßenszene in der Metropole Yangon, dem früheren Rangun © Deutschlandradio / Maximilian Kuball
Von Udo Schmidt · 07.11.2015
Am Sonntag wird in Myanmar gewählt. Fragt man die Menschen auf der Straße, dann steht die Siegerin bereits fest: Aung San Suu Kyi, die Oppositionsführerin und Friedensnobelpreisträgerin. Die Frage ist nur noch, wie hoch der Wahlsieg ausfällt.
Morgens am Fähranleger von Rangun. Gemüse wird verkauft, Ticketpreise werden ausgerufen. An einem Gemüsestand sitzt Ka Meh und hofft auf bessere Zeiten.
"Ich wünsche mir Stabilität und einen Wirtschaftsaufschwung. Dann bessert sich auch mein Leben."
Drinnen wartet auf einer Bank Ge Ka, ihr Gesicht ist dick mit der landestypischen Tanaka-Paste eingerieben, gegen die Sonne und für die Schönheit:
"Ich mag die NLD und Aung San Suu Kyi, ich hoffe, sie gewinnt und alles wird besser. Jetzt ist alles so teuer. Es ist nicht alles schlecht, aber es könnte besser sein."
Fünfzig Kilometer weiter beginnt Khawmu, der Wahlbezirk Aung San Suu Kyis. Hier ist seit Jahren Oppositionsland, hier hat Daw Suu bereits bei einer Nachwahl 2012 einen Parlamentssitz errungen. Und hier versucht sie, der Landbevölkerung das Leben leichter zu machen, sagt ihr Büroleiter U Eh Thei:
"Wir haben hier eine kleine Hotelfachschule aufgemacht, hier wird alles was zum Hotel gehört gelehrt, danach finden alle Absolventen eine Arbeit."
Die Frauen draußen auf dem Markt haben davon allerdings noch nicht viel bemerkt. Das Geschäft mit Früchten und Gemüse läuft schlecht, die Kunden haben kaum Geld und kaufen nicht, klagt Jo Liu Mah:
"Die meisten hier haben keine Arbeit mehr, und daher kaufen sie nichts. Bei mir reicht es gerade so für das Essen."
Auch für Akademiker gibt es kaum Jobs
Über sechzig Prozent der Einwohner Khawmus sind nach Angaben der NLD arbeitslos. Bildung, das ist der Schlüssel zu Fortschritt und Wohlstand, dies ist schon fast eine Binsenweisheit. Han So hat die Schule nach vier Jahren verlassen, nun schraubt der 25-jährige in Khawmu an Mopeds, für etwa sechzig Dollar im Monat. Bildung alleine reiche nicht, sagt er:
"Auch wenn man auf dem Gymnasium war oder an der Universität bekommt man keine Jobs. Da ist das Problem."
Das die Friedensnobelpreisträgerin, dass Aung San Suu Kyi hier in Kawhmu nicht nur gewinnen, sondern den Regierungskandidaten geradezu wegfegen wird, steht für alle außer Frage.
Die noch regierende Union für Solidarität und Entwicklung feiert sich deswegen vielleicht schnell noch einmal selbst, am Stadtrand von Khawmu:
"Die USDP hat dem Land bisher so gut getan, es gab so viel Entwicklung, es wird so weitergehen."
Es wird getrunken, bereits am Vormittag, es wird gesungen, und das Ganze wirkt wie das buchstäbliche Pfeifen im Wald.