Stefan Mey: "Darknet: Waffen, Drogen, Whistleblower..."

Es gibt so etwas wie Moral im dunklen Netz

Illustration zum Thema Darknet , Logo des Tor Browsers, der Zugang zum Darknet bietet. Im Hintergrund sind Binaercodes abgebildet, Berlin, 13.01.2017.
Die Zwiebel ist das Logo des Tor-Browsers, mit dem man legal Zugang zum Darknet bekommt. © imago/Florian Gärtner
Moderation: Christian Rabhansl · 06.01.2018
Viele Internet-User fürchten, schon das Surfen im Darknet sei illegal. Ist es aber nicht. Stefan Mey hat ein Buch darüber geschrieben, das sich auch mit möglichen positiven Effekten des anonymen dunklen Netzes beschäftigt - etwa auf den Drogenhandel und den Schutz von Whistleblowern.
Obskur, illegal, gefährlich – Waffen, Drogen, Kinderpornografie: Das fällt vielen Internet-Usern spontan zum Darknet ein. Vom "dunklen Netz" lässt man besser die Finger, denken viele.
Dem Journalisten Stefan Mey ist diese Bewertung zu eindimensional und hat deshalb ein Buch darüber geschrieben: "Darknet: Waffen, Drogen, Whistleblower. Wie die digitale Unterwelt funktioniert". Das Darknet ist seiner Meinung nach viel mehr als anonyme Kriminalität. Es gebe durchaus so etwas wie das "gute Darknet", das beispielsweise politischen Oppositionellen und Whistleblowern mit Geheimpostfächern eine Kommunikationsplattform biete – und als solche auch von Medien wie der "New York Times" oder der "taz" genutzt werde, um Informanten zu schützen.

Der Untergrund ist kein moralfreier Raum

Und: "Es gibt so etwas wie eine Untergrundmoral." So würden beispielsweise Drogen- und Waffenhändler im Darknet die Verbreitung von Kinderpornografie ächten und ihre Geschäfte deshalb nicht auf den gleichen Plattformen abwickeln.
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Stefan Mey lotet in seinem Buch die Tiefen des Darknet aus.© C.H. Beck
Mey hat in seinem Buch all dies – im wahrsten des Wortes - beleuchtet. Er beruft sich dabei auch auf Studien und Expertenmeinungen. Demnach könnte der Drogenhandel via Darknet durchaus positive Folgen haben:
"Es gibt in der Suchtforschung eine sehr offene Diskussion darüber, ob der Darknet-Drogenhandel nicht eigentlich eine gesellschaftlich wünschenswerte Entwicklung ist." Denn er haben zwei Folgen:
"Zum einen verschwindet in der Drogenvertriebskette der letzte Teil, nämlich die Dealer-Kriminalität. Es ist Ecommerce – man kauft Sachen mit wenigen Clicks, und man muss nicht in den Park gehen, wo man vielleicht eine übergezogen kriegt", und wo sich rivalisierende Dealer-Bande herumtrieben. Es gebe somit weniger Gewalt.

Bewertungssysteme wie bei Amazon und Co.

"Zum anderen kann man besser die Qualität von Drogen beurteilen – was man im normalen, Offline-Drogenhandel nicht kann, wo man im Grunde einen Dealer kennt, und dann muss man nehmen, was der hat."
Tatsächlich gibt es im Darknet, ähnlich wie bei Anbietern im Internet, die Möglichkeit, die gelieferte Ware zu bewerten, etwa die Qualität der Drogen und wie zuverlässig sie geliefert wurden.
Selbstverständlich dürfe man jene, die die Anonymität im Darknet für kriminelle Zwecke instrumentalisierten, nicht verharmlosen. Ihm mache jedoch das Internet – als "Schauplatz der Geheimdienste", auf dem User-Daten rücksichtslos benutzt würden - weitaus mehr Sorgen als das Darknet. Im übrigen könne jeder Internet-Nutzer ganz legal auch das Darknet nutzen. Es könne jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass man ins Visier der Polizei gerate, wenn man zufällig in Zusammenhang mit kriminellen Plattformen gelange.

Stefan Mey: "Darknet: Waffen, Drogen, Whistleblower - Wie die digitale Unterwelt funktioniert"
C.H. Beck, 2017, 239 Seiten, 14,95 Euro

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