Stargast Roberto Saviano

Angelo Bolaffi im Gespräch mit Andrea Gerk · 19.10.2010
Die besten italienischen Stücke will dieser Theaterherbst repräsentieren. Mit besonderer Spannung wird "La belezza e l'inferno" von Roberto Saviano erwartet, wo er auch selbst auftritt. Seit der Veröffentlichung seines Buches "Gomorrha", in dem er mit der italienischen Mafia abrechnet, kann der Schriftsteller kein normales Leben mehr führen.
Mitten im trüben Herbst geht für Theaterfreunde seit sechs Jahren immer ein bisschen die Sonne Italiens auf. Dann nämlich, wenn in Berlin der Italienische Theaterherbst anbricht und in der Hauptstadt das zu sehen ist, was zum Besten zählt, was sich auf italienischen Bühnen abspielt. Vom 21. Oktober bis 7. November 2010 sind vor allem an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz unterschiedliche Performance-, Tanz- und Theaterstücke zu sehen. Ausgewählt hat sie Angelo Bolaffi, Direktor des Italienischen Kulturinstitutes in Berlin. Lesen Sie hier einen Auszug aus dem Gespräch mit ihm:

Andrea Gerk: Eröffnet wird der Italienische Theaterherbst diesmal mit einem fulminanten Auftritt. "La belezza e l'inferno" heißt das Stück von und mit Roberto Saviano, der ja durch sein Buch "Gomorrha", in dem er gegen die Mafia vorgeht, weltberühmt geworden ist. Geht es denn auch in diesem Stück um die Mafia?

Angelo Bolaffi: Ja und nein. Es geht gegen die Mafia in der Welt, nicht nur gegen die italienische Mafia. Es gibt auch eine Passage gegen die Camorra. Sie ist ein Teil der Mafia, die kriminelle Organisation, die Saviano unbedingt umbringen möchte, weil Saviano gegen diese Camorra gekämpft hat - früher mit Taten und dann mit Worten, mit dem Buch. Und das Buch hat der Camorra mehr wehgetan als die Taten. "Die Schönheit und die Hölle" - "La belezza e l'inferno" - ist eine Reise durch die Hölle, durch die Welt, in der die Opfer umgebracht werden von der Macht. Und diese Macht hat verschiedene Gesichter: wirtschaftliche Macht, politische Macht oder kriminelle Macht.

Andrea Gerk: Es geht auch um Savianos Leben selbst unter den gefährlichen Umständen, unter denen er lebt? Erfährt man davon was?

Angelo Bolaffi: Saviano kann psychologisch nur am Leben bleiben, wenn er in der Lage ist, diesen Kampf weiterzuführen. Er hat geschrieben: "Die Wahrheit ist es, von der ich am meisten besessen bin. Auf der Bühne versuche ich sie zu erzählen." Er will die Wahrheiten erzählen, die viele Opfer gekostet haben.

Andrea Gerk: Jetzt muss Saviano seit einigen Jahren im Untergrund leben. Ist es nicht wahnsinnig gefährlich, wenn er da auf einer Theaterbühne auftritt und soviel Publikum da ist? Wie haben Sie das organisiert?

Angelo Bolaffi: Ich glaube, die richtigen Vorkehrungen sind getroffen worden. Die Lage in Berlin, unter diesem Gesichtspunkt, ist nicht gefährlich. Saviano war schon in Paris, in Stockholm. Er will immer gerne nach Berlin kommen. Er war hier vor zwei Jahren, als er die deutsche Übersetzung von "Gomorrha" vorgestellt hat. Das Problem für Saviano ist, dass er nicht mehr normal leben kann, und das macht ihn verrückt. Er hat gesagt: Ich möchte gerne mal allein ein Eis essen und spazieren gehen.

Sie können das vollständige Gespräch mindestens bis zum 19.3.2011 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.

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Italienischer Theaterherbst 2010
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