Stadtutopien und Stadtruinen

Entwürfe anderer Wirklichkeiten

Spuren der Siemensbahn in Berlin
Ein Relikt alter Zeiten: die Siemensbahn in Berlin. © privat
Von Katharina Deparade, Vanessa Jürcke, Clémence Dubost, Jana Weiss, Maike Brülls, Daniel Lücking · 15.02.2016
Wenn städtebauliche Utopien scheitern, bleiben nur Ruinen bestehen. Realisierte und misslungene Ideen sind in Berlin haufenweise zu entdecken. Ein Streifzug zu neuen Gesellschaftsmodellen und Überbleibseln vergangener Zeiten.
Utopien sind Entwürfe anderer Wirklichkeiten. In Berlin sammeln sie sich, wie auch das, was von ihnen bleibt, wenn sie scheitern. Berlin ist die Stadt der Ruinen und der Utopien. Der in Kooperation mit der UdK Berlin entstandene "Länderreport" berichtet von besonders beeindruckenden Beispielen.

Ein Inseltraum am Alex

Von Maike Brülls und Jana Weiss
Es könnte kaum eine unpassendere Stelle für ein riesiges, ungenutztes Gebäude geben: Mitten am
Alexanderplatz steht das Haus der Statistik und verfällt. Die meisten Fenster fehlen bereits, einst
weiße Farbe blättert von der Fassade und ein Bauzaun hindert Passanten, dem DDR-Plattenbau zu
nahe zu kommen. Ende der 60er Jahre erbaut, diente das Haus der Statistik bis zur
Wiedervereinigung als Bürogebäude der Staatssicherheit. Seit 2008 ist es verlassen – eine Ruine
mittendrin im hippen Berlin-Mitte. Eine Ruine, der nun wieder Leben eingehaucht werden soll: Die
Initiative Haus der Statistik setzt sich für eine Nutzung des Gebäudes als Zentrum für Geflüchtete –
Soziales – Kunst – Kreative ein – gar nicht so leicht, denn der Senat hat andere Pläne. Jana Weiss
und Maike Brülls berichten von einem Projekt zwischen Verwahrlosung und Verwaltung, zwischen
Kunst und Kommerz.

Utopie und Wirklichkeit: Marzahn - Welcome to New-Brooklyn

Von Malte Baumgarten & Katharina Deparade
Wer denkt Marzahn sei als Ort außerhalb des S-Bahn-Ringes gänzlich vom Puls Berlins abgeschnitten, der irrt. Seit 2010 suchen immer mehr Künstler dort Ateliers in Platten, neue Kulturzentren entstehen. So wie die Alte Börse Marzahn. Inmitten neu gebauter Einfamilienhäuser und DDR-Platten versuchen Künstler hier neue Formen des Zusammenlebens auszutesten. Eine Stadtutopie, die auch von politischer Seite vom Quartiersmanagment des Bezirks gestützt wird.

Die Siemensbahn : Ein Stück Atmosphäre Berlins

Überbleibsel der Siemensbahn in Berlin.
Überbleibsel der Siemensbahn in Berlin.© privat
Von Clémence Dubost & Vanessa Jürcke
Seit nunmehr 36 Jahren fährt kein direkter Zug mehr zwischen Jungfernheide und Gartenfeld, denn
1980 wurde die Siemensbahn stillgelegt. Was einst ein Symbol für das moderne Berlin war und die Arbeiter aus der Stadt in die Fabriken beförderte, ist nur noch eine Ruine. Diese kann nicht zerstört werden, da die Siemensstadt und mit ihr auch die S-Bahn-Strecke unter Denkmalschutz steht. Immer wieder wird über eine Verlängerung der damaligen S4 bis Tegel oder eine Nachnutzung in Form Erholungs- und Vergnügungraum diskutiert. Clémence Dubost und Vanessa Jürcke haben sich auf den Weg gemacht um die Siemensbahn, ihre Geschichte, Bedeutung und Zukunftsaussichten zu erkunden.

Unterwegs an verlassenen Orten

Solche Motive schaut sich die Hobbyfotografin und Motivjägerin Lizzy in Berlin aus.
Solche Motive schaut sich die Hobbyfotografin und Motivjägerin Lizzy in Berlin aus.© privat
Von Daniel Lücking
Die Foto- und Motivjägerin Lizzy streift mit ihrer Kamera durch verlassenene Gebäude und Anwesen. Sie fängt dabei Momente der Stille ein. Ihre Bilder lassen in die Vergangenheit blicken. Was ist der Reiz dieses Hobbies? Was würde fehlen, wenn jeder Ort bis ins Letzte genutzt und einem Zweck zugeführt würde? Gehören Ruinen und Verfall zum Stadtbild nicht letztlich ebenso dazu, wie Neubauten und der uns ständig umgebende Wandel in den Vierteln und auf den Plätzen der Stadt?

Die Sendung ist eine Kooperation mit der UdK Berlin

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