Stadtjubiläum

Bielefeld? Gibt's doch gar nicht!

Das Bielefelder Wappen im Fußboden des Rathauses der Stadt, aufgenommen am 26.4.2014.
Das Bielefelder Wappen im Fußboden des Rathauses der Stadt © picture-alliance / dpa / Robert B. Fishman
Von Michael Frantzen · 27.06.2014
Seit Jahren - 20 genau genommen - kursiert die Verschwörung: Bielefeld gibt es gar nicht. Was ist da dran und woher kommt diese Theorie? Und wie kann es sein, dass die Stadt, die es angeblich gar nicht gibt, nun 800 Jahre Stadtjubiläum feiert?
Trailer von "Bielefeld-Verschwörung:
"Ich möchte Sie heute darüber in Kenntnis setzen, dass Bielefeld Opfer einer geheimen Verschwörung geworden ist."
"Hä?! Wie?! Bielefeld-Verschwörung? Was is das denn?"
Gute Frage.
Trailer von "Bielefeld-Verschwörung:
"Es werden auch Menschen entführt.
"Sie entwickeln wirklich eine blühende Phantasie."
Wir auch.
Karsch: "Und wenn man dann sagt: Ich komme aus Bielefeld, dann ist das erst Mal für die nächste halbe Stunde Thema."
In der Tat.
Trailer von "Bielefeld-Verschwörung:
"Treffen Sie alle Vorbereitungen für die Expedition."
Tun wir.
Udo Lindenberg: "Und sehen wir uns nicht in dieser Welt, dann sehen wir uns in Bielefeld."
Kein Café – keine Stadt?
Der Stadt im Niemandsland zwischen Ruhrgebiet und Hannover. Rund 320.000 Menschen leben hier. Mysteriöserweise. Vorzugsweise mundfaule Ostwestfalen - und nicht ganz so mundfaule Zugezogene:
"Mein Name ist Fabio Magnifico. Ich bin Dozent an der Uni Bielefeld. Ich bin Filmemacher und Filmeproduzent."
Lautmalerischer Name.
"Wenn das dazu gehört: Ich sage es nicht sofort, ob das mein echter Name oder ein Künstlername ist. Ich sage immer: Es ist eine sogenannte Sekt-Frage."
Signore Magnifico steht nicht nur auf Sekt, sondern auch auf Kaffee. Guten Kaffee. Ist so eine Sache - in Bielefeld. Magnifico verdreht im Wintergarten seines Hauses, in dem einen pechschwarzer Espresso und ein esoterisches Brettspiel erwarten, die Augen. Ganz schlimm war es in den 90ern; als er nach Stationen in Rom und Mailand frisch nach Bielefeld kam; frühmorgens, an einem Sonntag. Und nach einem offenen Café Ausschau hielt:
"Ja! Deshalb vielleicht schon damals hätte ich es denken müssen, dass es eigentlich schon Zeichen gegeben haben zu eine Verschwörung. Wenn man um 9.30 Uhr kein Kaffee findet - vielleicht existiert die ganze Stadt nicht. Es ist nur eine Fake."
Ein "Biele-Fake" - um genau zu sein. Letzteres ist ein feststehender Fachbegriff unter Verschwörungstheoretikern. Bielefeld hat es ihnen angetan. Signore Magnifico auch. Zwanzig Jahre jetzt schon. So lange geistert die "Bielefeld-Verschwörung" durchs Netz. Magnifico schließt für ein paar Sekunden die Augen - ehe er einen Schluck Espresso nimmt und ohne Rücksicht auf Verluste und die deutsche Grammatik loslegt: Wie er nach dem Kaffee-Fiasko im noch jungfräulichen Internet etwas über seine neue Wahlheimat herausfinden wollte - und im Zuge der Recherche zwar auf keine brauchbaren Informationen stieß, dafür aber im Diskussionsforum "Talk Bizarre" auf eine Eintragung über die "Bielefeld-Verschwörung" - bizarrer-weise.
"Hab ich angefangen zu lesen. Und da meine deutsche Sprache nicht mal heute so hundert Prozent funktioniert, dachte ich: Ist 'ne Satire? Oder wie soll ich das verstehen? Was sollte es? Da hab ich es ausgedruckt, von ein paar Kollegen und Freunden lesen lassen. Die natürlich sofort gelacht haben: Ja, guck mal, was im Netz existiert: Bielefeld gibt es nicht. Es ist eine Verschwörung. So von Alien."
Ein Kieler erfindet die Bielefeld-Verschwörung
Bielefeld - eine Spielwiese von Aliens - spätestens da schwante Signore Magnifico, dass er sich trotz akuten Kaffeemangels hier wohlfühlen - und der Sache auf den Grund gehen würde. So kam es, dass er sich in den Weiten des Word-Wide-Webs an die Fersen des Urhebers der Bielefeld-Verschwörung heftete. Bald hatte er ihn ausfindig gemacht. Ist ja schließlich Wissenschaftler.
Der Übeltäter auch. Er hört auf den Namen Achim Held - und ist seines Zeichens Informatiker, der zur "Hierarchisierung von Benutzerkennungen zur weiteren Differenzierung der Zugriffskontrolle in Unix" promoviert hat. Kein Scherz. Das mit der Verschwörung schon. Eher ein Zufallsprodukt. Im Herbst 1993 - hat unsere italienische Spürnase Herrn Held entlockt - muss es dem Informatiker in Kiel - seiner Heimatstadt - zu langweilig geworden sein. Irgendwie verständlich. Ist er also auf die Autobahn und auf dem Weg gen Süden an Bielefeld vorbeigekommen. Das hätte er besser nicht tun sollen.
"War eine Ausfahrt, wahrscheinlich unsere Ausfahrt Zentrum, einfach rot gestrichen. Mit eine Umleitung. Weil gerade da eine Baustelle war. Bielefeld ist für Baustelle sehr bekannt. Und deswegen hat den Witz gemacht: Guck mal! Kann man nicht mal nach Bielefeld, weil es gesperrt ist. Die Stadt existiert nicht."
Der Rest ist Geschichte. Bielefeld - ein Hirngespinst: Was als Jux gedacht war, entwickelte im Laufe der Zeit im Netz eine Eigendynamik, die selbst den Erfinder, das Nordlicht, überraschte. Die Bielefeld-Verschwörung ist einfach nicht tot zu kriegen. Bis heute: In schöner Regelmäßigkeit tauchen neue Gerüchte auf. Wie die, dass wahlweise CIA, Mossad oder Außerirdische uns weismachen wollen, dass es Bielefeld gibt.
Die Bielefelder Uni dreht einen Verschwörungsfilm
Letztere haben ihr Raumschiff cleverer Weise als Hochschule getarnt - und am Rande der Stadt angedockt. Da steht es immer noch. Samt zehntausender Insassen, die so tun als ob sie Studenten wären, in Wirklichkeit aber kleine grüne Männchen mit Antennen sind. Sie sind perfekt getarnt.
"Ich bin Sebastian Habla. Habla. H. A. B. L. A. Falls das im Radio wichtig ist. Ich bin Student."
Am Medienpädagogischen Labor der Bielefelder Universität. Das ist der gebürtige Schweriner schon seit neun Jahren. Da ist einiges zusammen gekommen: Nicht nur brauchbare und weniger brauchbare Scheine, sondern auch fundiertes Wissen über "alternative Erklärungsmodelle der Bielefeld-Verschwörung":
"Sehr viele Hochschulen waren miteinander vernetzt."
Anfang der 90er, als das Internet noch Spielwiese einiger Nerds war:
"Nur Bielefeld war in 'nem anderen Netzwerk. Da soll das wohl auch mal gefallen sein: Ich wollt an die Bielefelder Uni grad schreiben, aber die sind gar nicht drin bei uns. Da hat wohl einer gesagt: Ach, Bielefeld gibt's doch auch gar nicht."
Weiß der taxifahrende Dauerstudent zu berichten, der sich im Taxi wie im Leben gleichermaßen an Monty Pythons Maxime hält: "Always look on the bright side of life." Immer schön positiv denken.
Habla: "Ach! Cool! Ich bin in 'ner Stadt, die es nich' gibt. Is doch geil so."
Besonders, wenn alle eine Heiden-Angst vor einem haben.
Vier Jahre ist es her, dass sie am Medienpädagogischen Labor einen Film über die "Bielefeld-Verschwörung" drehten. Muss man sich wie eine Persiflage auf James Bond und die abstrusesten aller abstrusen Verschwörungstheorien vorstellen - mit Habla in der Hauptrolle als größenwahnsinnigen Schurken:
Habla: "Er scheut nicht davor über Leichen zu gehen. Seine Begleitung "Lucy Fair" - zu der war er stets freundlich."
Autor: "Freundlich?! Aha."
Habla: "Und nie in irgendeiner Form sexistisch. Ansonsten: Er wusste was er wollte und wie er es kriegt."
Hablas Alter Ego. Ein Riesen-Spaß. Das Studium weniger. Habla seufzt leise vor sich hin. Die Uni - das ist eigentlich nicht so seins.
Massenpanik in der Bielefelder Fußgängerzone – ein Riesenspaß
Die Schauspielerei schon. Allein die Massenszene in der Bielefelder Fußgängerzone: Wie knapp tausend Komparsen an einem regnerischen Sonntagmorgen panikartig vor ihm das Weite suchten. Ganz großes Kino. Genau wie die Dialoge.
Habla: "Ich weiß gar nicht mehr. Ich könnte das gar nicht in kurzen Worten weiter...Wie geht's weiter?"
Walden: "Die zentrale Frage ist: Was passiert, wenn das absolute Machtinstrument in einer Stadt wie Bielefeld ankommt?"
Hilft Thomas Walden Bielefelds Oberschurken auf die Sprünge - seines Zeichens:
"Lehrkraft für besondere Aufgaben."
Im Medienpädagogischen Labor. Walden hat die Romanvorlage zum Film geschrieben. Hat ihm einige schlaflose Nächte gekostet. Sollte ja alles Hand und Fuß haben. Halt wie in einem richtigen James Bond Film. Nur halt als Persiflage. Deshalb hat sich der Mann, der, wenn er nicht gerade James Bond und Verschwörungstheorien aufs Korn nimmt, Seminare zur "Reflexion durch Abduktion" anbietet, nicht lumpen gelassen - und seine Bielefelder in die große, weite Welt geschickt:
"Die müssen woanders Erfahrungen sammeln. Da haben wir sie einfach nach Griechenland geschickt."
Zum Dreh.
"Über...wie hieß das damals?...Lay-Linien, mit denen unterirdisch Bielefeld verbunden ist. Um dann auch den Bielefeldern zu zeigen, dass sie nicht einzigartig in der Welt sind. Sondern tatsächlich was mit dem Rest der Welt zu tun haben."
Sind alle wohlbehalten zurückgekehrt - in die Stadt, von der es auch schon mal heißt, hier befinde sich der unterirdische Eingang nach Atlantis. Walden lacht in seinem Uni-Büro, das nach Arbeit und skurrilen Humor aussieht, sein dröhnendes Lachen. Davon hat er auch schon gehört. Das sei ein typisches Charakteristikum von Verschwörungstheorien - ernsten und weniger ernst-gemeinten gleichermaßen, erklärt er: Dass sie mit der Zeit immer verworrener werden.
Die Sparrenburg und viele hässliche Häuser – Stadt mit Imageproblem
Ist ja auch nicht so, als ob die "Bielefeld-Verschwörung" allein auf weiter Flur wäre. Die Liste der Verschwörungstheorien ist lang: Prinzessin Diana? Von der britischen Königsfamilie ermordet. J.F. Kennedy? Von der Mafia. Die Terroranschläge vom 11. September? Ein Komplott der Bush-Regierung um den Einmarsch in den Irak zu legitimieren:
"Mit diesen Verschwörungstheorien: Natürlich hat man: Die NASA ist nicht auf dem Mond gelandet - davon hat man gehört. Viel tiefer möchte ich mich in diese Materie auch nicht hineinbegeben. Es scheint mir dann immer zu abstrus. Die in Anführungsstrichen Realität, mit der ich mich so auseinanderzusetzen habe, scheint mir schon Verschwörungsmaterial genug zu liefern."
Besonders bei Waldens zu Hause:
"Ja. Ja. Die Mysterien, die mir meine Tochter in den letzten Wochen und Monaten permanent zuführt: Was passiert bei der da gerade? Sie ist zehn Monate alt. Da is' schon genug Material vorhanden."
Für die eine oder andere Verschwörungstheorie. Stoff bietet auch die Uni:
"Weil da permanent diese Platzhirsch-Gefechte anstehen: Irgendwie wer denn jetzt wie was machen darf. Die gehen dann da los. Wo Leute denn auch drauf achten, dass sie auch genug begünstigt und beachtet werden."
Auf so etwas hat Walden eigentlich keine Lust. Auf Bielefeld schon. Schließlich hat die Stadt einiges zu bieten. An und für sich.
"Wir haben den Fernsehturm. Die Sparrenburg. Die Altstadt. Stadtwerke."
Macht: Einen Ort mit einem Imageproblem. Für die Bielefelder ist das nichts Neues. Leicht haben sie es am Fuße des Teutoburger Waldes nie gehabt. Im Zweiten Weltkrieg wurde Bielefeld von englischen Fluggeschwadern kurz und klein bombardiert - und in der Folgezeit mit diversen 50er, 60er, 70er und 80er-Jahre Kästen zugepflastert, die alles verdienen, nur keinen Architekturpreis.
Walden: "Ich glaube an der Stelle: Bielefelder haben da, glaub ich, einen sehr ausgeglichenen emotionalen Haushalt."
Der Bielefelder glaubt an innere Werte
Das kommt nicht von ungefähr. Weil: Der Bielefelder im Allgemeinen und Herr Walden im Speziellen glaubt sympathischer Weise noch an etwas Altmodisches wie innere Werte.
Walden: "Bielefeld ist weniger oberflächlich als beispielsweise das Rheinland, nich?! Die Leute sind da sehr nett auf den ersten Blick. Aber das hat meist nix anne Hacke. Wenn man in Bielefeld jemanden kennenlernt, ist der also erst Mal unfreundlich bis zum Geht-nicht-mehr. Wir bemühen uns jetzt zwar hier freundlich zu sein. Aber im Grunde genommen geht uns allen schon das Klappmesser auf."
Autor: "Ich spür's."
Walden: "Ja. Der Druck nimmt zu. Aber wenn man mit entsprechenden Leuten mal warm geworden ist, dann ist das auch wirklich was, das dauerhaft trägt."
Zweifellos. Da kann man schon mal Fünfe gerade sein lassen - und über den einen oder anderen Schönheitsfehler hinwegsehen:
Walden: "Man kann ja in allen auch was Schönes entdecken. Wenn wir zum Beispiel Sieker, den Stadtteil Sieker, angucken: Dann gibt es ein Viertel, dass von den Bewohnern Klein-Manhattan oder sogar Klein-Bronx genannt wird. Also so Sozialbauten, die aufeinander gestapelt wurden irgendwie. Das kann man hässlich finden, aber auch das hat natürlich mit gewissem Blick nen gewissen Charme. Also so richtig total hässliche Ecken? Weißt du eine? Wo du sagst: Das ist richtig hässlich?"
Karsch: "So eine richtig hässliche Ecke? Bis auf vielleicht das Gebäude hier direkt neben uns: Die Universität. Ein 70er-Jahre-Zweck-Bau."
Wirklich kein schöner Anblick. Doch es gibt schlimmeres. Meint Waldens Mitstreiter Philip Karsch, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Medienpädagogischen Labor:
"Bin Bielefelder. So richtig. Man mag es kaum glauben. Ja! Aber... Sie sehen das jetzt. Die Leute im Radio sehen es jetzt vielleicht nicht. Aber: Ich bin da. Sie können gleich auch gerne mal um mich rumgehen. Ich bin kein Hologramm. Oder sonst was. Ich bin da."
An der Universität, der hässlichen. Manchmal aber auch auf Zelluloid. Als Leinwandstar.
"Agent A. Agent C. Und einmal Agent X. Aber: Der wurde rausgeschnitten."
Aus der Mutter aller Agententhriller: Der "Bielefeld-Verschwörung."
"Ich war in erster Linie immer der, der als erster einen auffe Schnauze gekriegt hat."
Kurt Cobain und Elvis – alle hocken unter Bielefeld
Hat er locker weggesteckt. In Bielefeld sind sie aus hartem Holz geschnitzt - und nicht so schnell aus der Ruhe zu bringen. Schon gar nicht durch irgendwelche Promis, die sich hierhin verirrt haben:
"Wenn man mal ganz genau hinguckt: So Leute wie Kurt Cobain. Die sollen sich hier auch zurückgezogen haben."
Der verstorbene Leadsänger der Grunge-Band Nirvana.
Magnifico: "Kurt Cobain. Genau. Auch jemand anders...so ein Rock'n-Roller...wie heißt der bekannte...?"
Autor: "Elvis?"
Magnifico: "Elvis! Richtig! Elvis, natürlich, ja ja. Wir haben auch ein Elvis bei uns. Wenn Ihr dann Interesse habt: Hier kann man vielleicht im Zentrum: Bahnhofstraße spazieren gehen und vielleicht trifft man solche Leute, die bei uns leben."
Elvis und Kurt Cobain sieht man auf der Bahnhofsstraße zwar nicht - dafür aber Straßenmusiker und den einen oder anderen Bielefelder, den das Leben etwas aus der Bahn geworfen hat. Jetzt sprichwörtlich. Nicht ganz Signore Magnificos Welt. Lieber macht es sich der filmende Dozent zu Hause gemütlich, draußen in seinem kleinen Garten Eden, wo die Vöglein zwitschern und es sich besser sinnieren lässt. Über die großen Fragen des Lebens. Wie: Dolce Vita in Bielefeld:
"Das Gefühl, wo man lebt, ist immer subjektiv. Das heißt: Wenn es vielen Nachteilen gibt, dann auch in Rom ist es nicht schön. Zu viel Verkehr, zu viel Smog. Weniger Arbeitsmöglichkeiten. In Bielefeld ist alles anders. Zwar wir haben kein Meer, wir haben nicht mal einen Fluss. Vielleicht die Stadt existiert nicht. Aber man fühlt sich wohl. Man kann überall hingehen wo man möchte. Wir haben ein Super-Straßenbahn-Netz. Wir haben eine Super-Universität. Wir haben die Fachhochschule. Wir haben Theater."
Plus ein Multiplexkino. In dem lief sein Film über die Bielefeld-Verschwörung:
"Wir waren fünf Wochen hintereinander Top 1. Wir haben zwei Blockbuster geschlagen. Das waren "Sex in the City" und "Prince of Persia". Wir haben die beide platt gemacht."
In Bielefeld. Soll ihm mal einer nachmachen. Selbst in Berlin, der Hauptstadt, wissen sie jetzt was Sache ist:
"Ich glaube auch gehört zu haben, dass unsere Angela... Sogar die Bundeskanzlerin hat einmal den gleichen Witz gemacht. Und uns als Stadt bezeichnet, die nicht existiert. Das ist einfach Werbung."
Eine Verschwörungstheorie als Imageheber
Haben sie alles Signore Magnifico zu verdanken - dem Zugezogenen:
"Ich glaube nicht, dass es Leute gab, die gedacht haben: Ah! Wie?! Eine Schande! Ein Italiener oder ein Ex-Italiener jetzt mit deutschen Pass macht jetzt diesen Film. Und ich glaube, waren alle froh, dass endlich jemand etwas in diese Richtung bewegt hat."
Hat ja auch lange genug gedauert, bis sich jemand aus Bielefeld der Bielefeld-Verschwörung angenommen - und ad absurdum geführt hat. Wenn man so will, haben die Herren Magnifico und Walden, die sich seit den Filmarbeiten - wie zu hören ist - lieber aus dem Weg gehen, einen Stein ins Rollen gebracht. Gibt jetzt überall in der Republik Trittbrettfahrer: In München haben sie 2011 eine Kriminal-Komödie uraufgeführt, Titel "Bielefeld - stirb stilvoll"; ein Jahr später hat das ZDF nachgelegt - und in seiner Fernsehserie "Wilsberg" gleich zwei Mal die "Bielefeld-Verschwörung" verwurstet. Viel mehr Werbung geht nicht.
Magnifico: "Bei der Werbung ist immer so: Man versucht von ein Produkt genau rauszufinden welche ist die Qualität, die andere gleiche Produkte nicht haben. Und das war so: Die einzige Stadt der Welt, die nicht existiert, war Bielefeld. Und wahrscheinlich heute ist Bielefeld."
Selbst das Stadtjubiläum steht unter dem Verschwörungsmotto
Diese Einsicht hat sich Dank Signore Magnificos unermüdlichen Einsatz inzwischen auch bei den Stadtvätern und -Müttern durchgesetzt. Kommt nicht von ungefähr. Schließlich feiert Bielefeld dieses Jahr 800. Jubiläum.
"Natürlich auch mit ‘nem augenzwinkernden Bezug zur Bielefeld-Verschwörung."
Gibt zwinkernderweise Sabine Moka zu Protokoll - Projektleiterin von "800 Jahre Bielefeld":
"Wenn man Bielefeld hört: Egal, wen sie ansprechen, es kommt immer automatisch die Rückmeldung: Ach, euch gibt's doch gar nicht. Man hat tatsächlich in sogenannten Ideenlaboren und Ideentreibhäusern sich überlegt: Wie kann man dieses Jubiläum gestalten? Wie wollen wir feiern angesichts klammer Kassen? Das ist in Bielefeld ja nach wie vor so. Und: Unter welches Motto wollen wir das Jubiläum stellen? Kam dann der Vorschlag: Warum nicht diese Bielefeld-Verschwörung aufgreifen?! Dann aber auch "Das gibt's doch gar nicht!" so formulieren, dass man's in beide Richtungen interpretieren kann. Und deswegen ist das "gibt's doch" auch fett gedruckt."
Und seit diesem Jahr auch auf diversen Plakaten, Broschüren und Panini-Sammelheftchen. Nicht jedem in Bielefeld schmeckt das. Sich ausgerechnet zum Stadtjubiläum eine abstruse Verschwörungstheorie zu Eigen zu machen: Da kommt der eine oder andere Bielefelder schon mal ins Grübeln.
Moka: "Der Spruch polarisiert natürlich ein bisschen. Es gibt viele, die können's einfach nicht mehr hören."
Allerdings.
Genervter junger Mann: "Da sind Sie absolut der Erste, der uns drauf anspricht. Egal, wo man is'. Egal, wer auf einen zukommt: Bielefeld gibt's ja gar nicht. Am Anfang is' es noch komplett OK gewesen, ich bin ja selbst nur zugezogen. Aber wenn man sich das mit der Zeit dann immer wieder anhört, dann is' das irgendwann doch nur nervig."
Da ist was dran. Deshalb: Machen wir den Sack zu. Und uns vom Acker; dem Bielefelder.
Moka: "Wir sind sozusagen auf der Zielgeraden."
Der verschwörerischen.
Walden: "Wir haben versucht alles irgendwie in Szene zu setzen als wenn's so wäre, dass es irgendwie so wäre wie es wäre."
In diesem Sinne.
Habla: "Sofern das hier nich' 'ne Halluzination is', sach ich schon: Ja! Doch! Ich bin mir ziemlich sicher, dass es diese Stadt gibt."
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