"Staatlich verordnete Preissteigerung" für Kunst

Olaf Zimmermann im Gespräch mit Eckhard Roelcke · 27.02.2012
Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, Olaf Zimmermann, hat die Rüge der EU-Kommission am ermäßigten Mehrwertsteuersatz für Kunstwerke in Deutschland scharf kritisiert. Er warnte vor den Folgen einer Anhebung für die große Mehrzahl der Künstler, die unter prekären Bedingungen arbeiteten.
Für viele Gegenstände des kommerziellen Kunsthandels wie Fotografien, Drucke und Auflagenobjekte gelte bereits der volle Steuersatz von 19 Prozent. Wenn die ermäßigte Steuer von 7 Prozent für die Kunstoriginale und Sammlungsstücke nun wegfallen müsste, träfe diese Maßnahme besonders die Masse der Künstler und kleinen Kunsthandlungen, die ohnehin sehr wenig verdienten und "am Existenzminimum knapsen", sagte Zimmermann.

Weil sich die Kunst vom Produzenten durch die ganze Handelskette hindurch erheblich verteuern würde, würde es als Konsequenz für die bildenden Künstlerinnen und Künstler in Zukunft noch schwieriger werden, "ihre Kunstwerke and den Mann, an die Frau zu bringen," gab er zu bedenken.

Zimmermann forderte die nationale Politik auf, sich gegen die Vorgaben aus Brüssel entschlossen zur Wehr zu setzen, und klarzumachen: "Liebe EU-Kommission, das geht euch gar nichts an, wir haben die Hoheit im Kulturbereich."

Die Brüsseler Behörde hatte die Bundesrepublik förmlich aufgefordert, die Mehrwertsteuer auf Kunstwerke und Sammlungsstücke anzuheben. Kommt Deutschland der Forderung nicht innerhalb von zwei Monaten nach, drohen eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof und eine Geldstrafe.

Das vollständige Gespräch mit Olaf Zimmermann können Sie mindestens bis zum 27.7.2012 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.
Mehr zum Thema