Sportökonom Wolfgang Maennig

"Stepanowa hätte den olympischen Orden verdient"

Der ehemalige Ruderer und heutige VWL-Professor Wolfgang Maennig in seinem Hamburger Büro.
Der ehemalige Ruderer und heutige VWL-Professor Wolfgang Maennig in seinem Hamburger Büro. © dpa/picture alliance/Christian Charisius
Moderation: Ulrich Ziegler · 20.08.2016
Wolfgang Maennig möchte, dass das IOC und sein Präsident Thomas Bach die Themen Doping und Korruption schnell in den Griff bekommen, da sonst die Gefahr bestehe, dass die neuen Olympischen Spiele irgendwann im Nichts verschwinden.
Wolfgang Maennig, ehemaliger Ruder-Olympiasieger und Gründungsmitglied der Anti-Doping-Kommission des Deutschen Sportbundes, fordert endlich ein Anti-Doping-System, dass Hochleistungssportler schützt. Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) habe sich nicht zuletzt deshalb blamiert, weil sie die Vorgänge in den russischen Laboren nicht richtig verstanden hat. Als Konsequenz fordert der ehemalige Leistungssportler und Sportökonom ein völlig unabhängiges Kontroll-System. "Unabhängig von den nationalen Sportverbänden, unabhängig von der staatlichen Finanzierung."
Dass die russische Athletin und Whistleblowerin Julija Stepanowa vom IOC kein Startrecht bekommen habe sei zwar juristisch nachvollziehbar. "Nur, wenn man Whistleblower nicht mit einem Startrecht belohnt, wo sollen denn in Zukunft, -wenn wir glauben, dass es beispielsweise in China auch Staatsdoping gibt-, chinesische Kronzeugen herkommen, wenn sie davon nichts haben? Ich persönlich hätte Frau Stepanowa natürlich starten lassen und ihr auch noch den Olympischen Orden verliehen." Natürlich habe sie sich um die olympische Bewegung sehr verdient gemacht.

IOC muss Doping und Korruption schnell in den Griff bekommen

Wenn das IOC und sein Präsident Thomas Bach die Themen Doping und Korruption nicht schnell in den Griff bekomme, bestehe die Gefahr, dass die neuen Olympischen Spiele den Weg der klassischen Spiele gehen und irgendwann im Nichts verschwinden. Außerdem müsse das IOC künftig seine Beiträge, die es den Bewerbern verspricht, deutlich erhöhen. "Wenn die finanziellen Stellschrauben besser aussehen, Doping und Korruption bekämpft sind, dann wird es auch wieder mehr Bewerber geben", so Maennig.
Wolfgang Maennig, 1960 in Berlin geboren, wurde 1988 Olympiasieger im Rudern, war Gründungsmitglied der Anti-Doping-Kommission des Deutschen Sportbundes und Vorsitzender des Deutschen Ruderverbandes. Maennig studierte Volkswirtschaft und lehrt als Professor für Wirtschaftspolitik an der Universität Hamburg.

Das Wortlaut im Interview:
Deutschlandradio Kultur: Bei den Olympischen Spielen in Seoul 1988 gewann er die Goldmedaille im Ruderachter, studierte Volkswirtschaft und ist heute Professor für Wirtschaftspolitik an der Universität Hamburg. – Tacheles heute mit Wolfgang Maennig, der uns per Leitung aus dem Deutschen Haus in Rio zugeschaltet ist. Herr Maennig, zunächst mal einen herzlichen Gruß nach Rio.
Wolfgang Maennig: Ja, herzlichen Gruß zurück nach Deutschland.
Deutschlandradio Kultur: Gleich mal die Frage: Steht denn das Deutsche Haus noch?
Wolfgang Maennig: Ja, es waren ja Verwüstungen angekündigt worden. Man wollte wohl an die Hockeyspiele von London anknüpfen, aber das Haus steht bestens. Es ist sehr gut erhalten.
Deutschlandradio Kultur: Also, das heißt, Fabian Hambüchen hat nach seinem Olympiasieg am Reck sich doch zurückgehalten.
Wolfgang Maennig: Jawohl, das hat er.
Deutschlandradio Kultur: Jetzt ist dieses Deutsche Haus im Süden der brasilianischen Millionenmetropole, Kokospalmen vor der Tür, direkte Strandlage. Man hat so ein bisschen das Gefühl, das wäre eine schöne geschlossene Welt, umgeben von einer nicht ganz so intakten Umgebung. – Wie erleben Sie das?
Wolfgang Maennig: Also, die Gegend hier direkt in wahr ist relativ intakt. Das ist die Gegend, wo die neue Mittelschicht oder auch Fußballspieler, die ja zumindest finanziell zur Oberschicht hier gehören, hinziehen wollen. Hier ist die Welt relativ in Ordnung.
In Rio Downtown, würden wir vielleicht sagen, oder Zentrum, ist es natürlich durchaus anders. Hier gibt es weiterhin die Favelas mit schwierigen Anbindungen an den ÖPNV, mit schwierigen Entwässerungssituationen, mit hygienischen Problemen. Rio ist eine Stadt von riesigen Gegensätzen, viel größer als wir es in Deutschland gewohnt sind. Das macht sie spannend, aber natürlich auch problematisch.
Deutschlandradio Kultur: Wie erleben Sie das denn ganz persönlich, Sie sind ja schon einige Tage in Rio, vor allen Dingen auch die Tatsache, dass dieser olympische Glanz auf der einen Seite da ist, wir sehen das ja auch vor den Bildschirmen, und auf der anderen Seite diese bittere Armut, die es ja auch in Rio gibt? Wie erleben Sie das?
Wolfgang Maennig: Ja, Sie werden damit konfrontiert unweigerlich, so wie Sie sich ein bisschen außerhalb der eingetretenen Pfade bewegen. Mein Gefühl ist, dass die Ungleichheit, die ja auch statistisch messbar hier deutlich größer als in Deutschland ist, trotzdem zu weniger Spannung führt. Das liegt ein bisschen, glaube ich, an der Haltung der Brasilianer, die sich schon in ihrem Gruß verdeutlicht. Sie begrüßen sich mit "todo buen", alles in Ordnung, alles gut. Sie genießen das Leben. Und das gilt selbst für diejenigen, die also an der untersten Einkommensskala sind. Sie fühlen sich nicht unbedingt schwerstens benachteiligt von der Gesellschaft, sondern sie können trotzdem in gewisser Weise ihr Leben zumindest eingeschränkt genießen.
Deutschlandradio Kultur: Das funktioniert auch, wenn sogenannte Shuttle-Busse mit Sportlern oder mit Funktionären an den abgesperrten Straßen entlang der Favelas vorbeifahren, die normalen Busse warten müssen, nicht rankommen und der Widerspruch sich dann tatsächlich auf den Straßen auch zeigt?
Wolfgang Maennig: Ja, das funktioniert auch da. Also, ich sage mal, die Neidkultur, die wir ja bei uns schon haben, die scheint mir hier nicht so ausgeprägt zu sein.
Deutschlandradio Kultur: Das heißt, Olympia überfordert Rio und die Beteiligten vor Ort nicht?

Olympische Spiele waren eine Anstrengung für Rio

Wolfgang Maennig: Na ja. Es war schon eine Anstrengung für diese Stadt und für diesen Staat. Aber wenn man mit den Brasilianern spricht, ob es nicht zu viel war, dann lassen sie durchscheinen, dass sie glauben, dass es vielleicht der Hauptnutzen dieser Olympischen Spiele war, dass diese Gesellschaft, diese Stadtgesellschaft sich einer solchen Anforderung mal gestellt hat und mal einen gewissen Ehrgeiz entwickeln musste.
Das ist überhaupt ein Stichwort, was, glaube ich, ganz interessant ist, das Thema Ehrgeiz und Wettbewerb. Wir sind in einer Gesellschaft, die vielleicht im Vergleich zu Amerika weniger wettbewerblich orientiert ist, aber die Brasilianer sind von sich aus, und zwar ich zitiere jetzt Brasilianer, viel weniger ehrgeizig, viel weniger auf Wettbewerb aus. Sie genießen, wie gesagt, ihr Leben so wie es ist, auch wenn es viele Probleme mit sich bringt.
Das spiegelt sich dann wider in einer Medaillenausbeute hier bei Olympischen Spielen, die weit hinter dem bleibt, was andere Nationen, wenn sie Gastgeberrollen hatten, erzielen konnten. Es spiegelt sich aber halt auch wieder im wirtschaftlichen Bereich, bei dem Thema Bildung, bei dem Thema Startup-Unternehmen und ähnliches. Der Ehrgeiz, den wir aus den meisten westlichen Nationen hören, ist hier weniger ausgeprägt, was im tagtäglichen Leben ja durchaus auch mal seine Vorteile haben kann.
Deutschlandradio Kultur: Da frage ich Sie mal als promovierten Volkswirt: Immerhin sind sieben Milliarden Euro in die Infrastruktur von Rio investiert worden. Wer profitiert eigentlich von diesem großen Geld, das da verbaut wurde?
Wolfgang Maennig: Schwer zu sagen. Also, die U-Bahnlinie, die verlängert wurde, das dürfte zumindest stark die Mittelschicht betreffen, die hier in Barra dann in den teilweise sehr schönen Hochhäusern direkt am Strand lebt, die bisher schon leichteren Zugang nach Rio hat. Die Sportstätten selber werden einige Leistungssportler bevorzugen. Das Olympische Dorf, ich denke, man hätte diese Anzahl von Wohnraum auch ohne Olympische Spiele hier in dieser Zeit in Rio erstellt und erstellen hätte müssen. Es sind ganz andere Dimensionen, als wir es uns aus Deutschland vorstellen können.
Deutschlandradio Kultur: Herr Maennig, wenn wir zu Hause an den Bildschirmen sitzen, dann sehen wir die Sportarenen, sehen schöne Wettkämpfe, begeistern uns. Wir lassen uns begeistern, obwohl wir wissen, dass wahrscheinlich nicht wenige Sportler gedopt waren, zumindest gab es im Vorfeld ja viele Diskussionen darüber, und auch nicht alle Funktionäre unbedingt nur im Dienste des Sports unterwegs sind.
Das ist aber während der Spiele so richtig nie zum Thema geworden. Oder habe ich da was übersehen?

Noch immer sind viele Leichtathletikathleten gedopt

Wolfgang Maennig: Das ist eigentlich fast immer so, dass bis kurz vor der Entzündung der Olympischen Flamme die Diskussionen sich vor allem um politische, ökonomische drehen und dann mit der Entzündung der Flamme und ja zu Recht die Wettkämpfe im Vordergrund stehen. Das heißt aber nicht, dass das Thema nicht trotzdem vorhanden ist.
Also, ich hatte hier ein für mich auch durchaus frustrierendes Gespräch mit einer Person, die ich für sehr kompetent halte. Ich weiß nicht, ob ich ihn nennen darf. Deshalb möchte ich es nicht tun. Der geht davon aus, dass auch heute noch in der Leichtathletik dreißig bis fünfzig Prozent gedopt sind. Und das ist natürlich ein ganz entsetzliches Urteil.
Deutschlandradio Kultur: Also, dass manche Sportler ein immenses Programm ohne jedwede Schwäche bewältigen, sei es beim Schwimmen oder anderswo, Sie haben das angesprochen, das wundert Sie auch als ehemaliger Leistungssportler?
Wolfgang Maennig: Also, lassen Sie es mich so sagen aus meiner persönlichen Perspektive von damals: Ein Hochleistungssportler muss einen gewissen Tunnelblick haben. Er hat nur ein Ziel. Er denkt nicht sehr viel länger. Ich weiß das noch von mir selber. Und das geht auch gar nicht. Wenn Sie an der absoluten Weltspitze bestehen wollen, dann können Sie sich nur auf ein Ding konzentrieren.
Ich lege nicht meine Hand dafür ins Feuer, dass es nicht genommen wird. Das ist Leistungssportler immanent. Das lässt sich nicht vermeiden. Und es gibt ja auch eine Befragung von dem amerikanischen Arzt Bob Goldman, der gefragt hat: Wenn ich Ihnen ein Medikament geben würde, mit dem Sie die nächsten fünf Jahre lang unbesiegbar wären und dann aber nach weiteren fünf Jahren sterben würden, würden Sie es nehmen? – Und drei Viertel der Sportler haben Ja gesagt.
Das zeigt, wie hoch die Medaille in der Wertschätzung bei den Athleten ist, sagt aber auch, dass die Sportler geschützt werden müssen durch ein Antidopingsystem, was bei ihren Betreuern anfängt, bei den Ärzten anfängt – bis hin zu den Untersuchungsmethoden und den Strafen, die eben verhindern, dass sie das machen, was sie am liebsten machen würden, was viele am liebsten machen würden, wenn es denn technisch virulent ist. Also, ich sage mal, im Segeln könnte ich mir vorstellen oder auch im Hockey, das sind vielleicht Sportarten, die auch nicht so dopingaffin sind, aber in allen anderen Sportarten, wo es die Mittel gibt, glaube ich schon, dass die Athleten eben nicht alle auf sich alleine gestellt werden können, sondern dass sie einen Schutz brauchen.
Deutschlandradio Kultur: Das ist die individuelle Geschichte, die Sie beschrieben haben. Aber wenn wir von Staatsdoping und Russland reden, dann hat das doch eine neue Qualität. Michael Groß, der mit Ihnen ja auch in Seoul war damals als Schwimmer und Ausnahmeschwimmer, der sagte: Lasst uns jetzt diese Dopingenthüllung erstmal auf Eis legen, aber wir müssen sie mit aller Kraft am 21. August oder danach in Angriff nehmen, das heißt, dann, wenn das Olympische Feuer wieder gelöscht ist. – Sehen Sie denn die Chance, dass nach Ende dieser Olympischen Spiele tatsächlich diese Dopingfrage und Staatsdoping mit oder ohne Thomas Bach intensiv in Angriff genommen wird?
Wolfgang Maennig: Es muss. Es gibt gar nicht die Frage ob, sondern es geht um die Frage wie und wie intensiv und mit welchen auch vielleicht eingefahrenen Wegen wir aufhören, wie konsequent wir das gehen, mit welchen personellen Konsequenzen wir auch rangehen.
Deutschlandradio Kultur: Aber woran denken Sie denn?
Wolfgang Maennig: Ich denke schon, dass der Schritt jetzt mit Russland doch schon ein harter Schritt für Russland war, …
Deutschlandradio Kultur: Obwohl noch Sportler teilnehmen konnten.
Wolfgang Maennig: .. obwohl noch Sportler teilnehmen konnten. Das ist aber vielleicht die größere Strafe für Russland gewesen. Denn ein Komplettausschluss hätte relativ leicht vermarktet werden können als, ich sage mal, "der typisch westliche Boykott von Russland". So ist es ja viel problematischer in der Außendarstellung, dass man sehr gezielt nur in einigen Sportarten Sportler ausgeschlossen hat, Leichtathletik allerdings komplett.
Hier wird es ja für den russischen Bewohner viel offensichtlicher, dass es halt nicht darum geht, dass der Westen Russland etwas auswischen will, sondern dass es um ein wirklich unglaubliches Vergehen im russischen Sport geht.

Unglaubliches Vergehen im russischen Sport

Deutschlandradio Kultur: Sind denn eigentlich die Veranstalter der Paralympics dann im Herbst in Rio konsequenter? Denn die sagen: Es dürfen keine, also gar keine russischen Athleten teilnehmen, denn es gehe nicht um Athleten, die ein System betrogen haben, sondern um ein staatliches System, das die Athleten betrügt. – Ist das nicht die konsequentere Herangehensweise?
Wolfgang Maennig: Na ja, das, muss ich sagen, sehe ich etwas anders. Ich finde, dass das Paralympic-Komitee doch übertreibt. Ich komme wieder aus der persönlichen Erfahrung, dass ich zumindest ein halbes Opfer des Boykotts von Moskau 1980 war. Ich war damals auf dem Sprung in die Nationalmannschaft. Ich konnte nicht fahren. Es wurde auch keine richtige Mannschaft mehr gebildet damals. Ich kenne Sportler, denen heute, obwohl sie jetzt ins Rentenalter bald treten, noch die Tränen kommen, weil sie ihre Hoffnung damals nicht erfüllen konnten, bei Olympia zu starten.
Und ich habe übrigens hier in Rio zufälligerweise russische Ruderinnen getroffen aus dem Achter. Die hatten sich eine Hoffnung gemacht auf die Bronzemedaille und durften nun nicht starten. Der russische Verband hat sie eingeladen, hier als Gäste an der Copacabana im Hotel zu wohnen. Und diese Athletinnen haben mir erzählt, dass sie dreimal getestet worden sind von WADA, dass sie aber natürlich wohlweislich als Athleten gar keinen Einfluss darauf hatten, wo ihre Dopingproben analysiert worden sind. Und die WADA hat die Dopingproben halt in Moskau analysieren lassen und sie sind gesperrt worden. Sie sind nie positiv getestet worden. Das wäre ihre einzige und vielleicht letzte Chance, es waren 26 gewesen, hier teilzunehmen. Das ist schon auch ein individuelles Schicksal, was sehr nachdenklich macht.
Deutschlandradio Kultur: Sollte denn künftig die Art der Kontrolle völlig anders gemacht werden, so zum Beispiel, dass nicht die teilnehmenden Länder ihre eigenen Athleten kontrollieren, sondern dass das in Form eines Rotationssystems oder wie auch immer stattfindet, damit systematisches Doping eigentlich ausgeschlossen werden kann? Oder geht das nicht?
Wolfgang Maennig: Also, das muss irgendwie wirklich ein vollkommen unabhängiges Antidopingsystem sein, unabhängig von den nationalen Sportverbänden, unabhängig von auch möglichst der staatlichen Finanzierung. Es muss so sein, dass die Dopingproben halt nicht unbedingt immer an dem nächstliegenden Ort getestet werden. Das wäre ja im Allgemeinen das eigene Dopinglabor.
"Welt-Anti-Doping-Agentur hat sich hier schon auch blamiert"
Wir müssen tatsächlich, angefangen mit der Finanzierung, denn die bedingt ja dann auch ein bisschen, welches Personal und an welchen Standorten getestet werden wird. Man muss es sehr deutlich sagen, die Welt-Anti-Doping-Agentur hat sich hier schon auch blamiert, nicht nur, weil sie Hinweisen nicht nachgegangen ist, die seit vielen, vielen Monaten schon vorlagen, sondern weil sie halt auch offensichtlich die Vorgänge in dem russischen Labor, in dem Moskauer Labor nicht richtig verstanden hat.
Deutschlandradio Kultur: Herr Maennig, Julija Stepanowa, die russische Leichtathletin und Whistleblowerin hat Angst. "Wenn uns etwas passiert, sollten alle wissen, dass dies kein Zufall war", schrieb sie vor wenigen Tagen. – Ist diese Angst begründet?

Frau Stepanwowa hätte einen Olympischen Orden verdient

Wolfgang Maennig: Ich hoffe, dass sie nicht wirklich gefährdet ist. Aber mir scheint hier ein anderer Aspekt mindestens genauso interessant. Thomas Bach und das IOC haben Frau Stepanowa kein Startrecht gegeben. Und das ist juristisch auch nachvollziehbar. Die Argumentation war, sie war ja positiv gedopt. Aber es gibt halt den Grundsatzbeschluss vom IOC, dass russische Sportler, wenn sie jemals überführt wurden, auf keinen Fall starten können, selbst wenn sie ihre Strafe abgesessen haben. – Und das war einer der Hauptgründe.
Außerdem hat man gesagt, sie hat sich ja erst dann an die Öffentlichkeit gewendet, als sie erwischt wurde und damit klar war, dass sie hätte nicht mehr starten dürfen bei den Olympischen Spielen, schon aus russischer Sicht. Das ist die juristische Begründung. Das ist, wie die ganze Dopingentscheidung des IOC, nachvollziehbar, juristisch nachvollziehbar, eine nachvollziehbare Ungerechtigkeit, so wie jede Lösung zu Ungerechtigkeiten geführt hätte.
Nur als Ökonom muss ich anmerken, dass meines Erachtens die Juristen hier die Anreizwirkungen einfach vollkommen unterschätzt haben. Wenn ich einen Kronzeugen, einen Whistleblower, nicht belohne damit, dass er dann anschließend starten darf, wo sollen denn in Zukunft, wenn wir glauben, dass zum Beispiel China auch Staatsdoping macht, wo sollen den chinesische Kronzeugen in der Zukunft herkommen, wenn sie davon nichts haben?
Also, ich persönlich hätte Frau Stepanowa natürlich starten lassen. Ich hätte ihr auch noch den olympischen Orden verliehen, denn sie hat sich natürlich um die olympische Bewegung sehr verdient gemacht. Aber das ist offensichtlich nicht das, was das IOC hier denkt.
Deutschlandradio Kultur: Ich habe gelesen, dass andere ehemalige gedopte Sportler nach Ablauf ihrer Sperre in Rio starten durften, Frau Stepanowa nicht. Ist das falsch?
Wolfgang Maennig: Es dürfen Sportler starten, wenn sie ihre Sperre abgesessen haben. Der amerikanische Sprinter Gatlin ist ja da, wie auch immer, das Musterbeispiel. Aber eben russische Sportler, die jemals erwischt wurden, selbst wenn sie ihre Dopingsperre abgesessen haben, die dürfen auf keinen Fall starten – also, auch hier eine Zweiklassengesellschaft.
Deutschlandradio Kultur: Verstehen Sie, wo Thoma Bach, der IOC-Präsident, in dem Zusammenhang steht? Wofür steht er, wenn es um die Aufklärung von Doping geht?
Wolfgang Maennig: Also, Thomas Bach hat ja eine große Verantwortung. Die Olympischen Spiele haben einen großen wirtschaftlichen Wert. Und durch alles, was in den letzten Jahren passiert ist und was übrigens hier mit dem Ticketskandal auch wieder passiert ist, leidet ja das Ansehen der Olympischen Spiele. Und damit wird mittelfristig auch die Bereitschaft der Sponsoren, viel Geld auszugeben für Olympia, fallen. Und, was mindestens genauso schlimm ist, die Bereitschaft von Städten in aller Welt, sich um Olympische Spiele zu bewerben, fällt natürlich auch.
Das ist das Schlimmste, was Thomas Bach und dem IOC passieren kann, eine fallende Wertschätzung.
Deutschlandradio Kultur: Passiert doch schon.
Wolfgang Maennig: Das ist schon passiert. Sie sehen die Hamburger Entscheidung, die sicherlich auch an Fehlern liegt, die in Hamburg gemacht worden sind. Aber es liegt halt auch daran, dass mit Doping und Korruption doch zwei Themen, sagen wir mal, das den Olympiagegner auch immer relativ leicht gemacht haben.
Also, er ist in einer Situation, wo er – wenn er das laufen lassen würde – riskieren würde, dass die neuen Olympischen Spiele den Weg der klassischen Olympischen Spiele gehen, die ja immerhin 700 Jahre ungefähr existierten, aber dann ins Nichts verschwanden.
Deutschlandradio Kultur: Höre ich da auch eine Kritik an der Amtsführung von Thomas Bach? Schon?
Wolfgang Maennig: Nein. Na ja, weil… Nein, aber nur im Fußnotenbereich. Ich denke, dass er ökonomische Zusammenhänge wie im Fall hier der Kronzeugin nicht richtig beachtet, sondern da zu sehr als Jurist agiert. Ich glaube, es hätte ihm kein Mensch in der Welt übel genommen, außer vielleicht ein paar Russen, wenn Frau Stepanowa hier gestartet wäre. Sie wäre mit brandendem Applaus hier empfangen worden. Und ich sage es auch nochmal: Sie verdient den Olympischen Orden für das, was sie getan hat.
Ich kritisiere ihn da nicht. Ich glaube schon, dass er so konsequent wie noch kein IOC-Präsident zuvor durchgreift. Ich glaube auch, dass er jetzt im Falle des irischen NOK-Präsidenten Hickey, der wegen Tickethandels verhaftet worden ist, konsequent handeln wird. Man kann ihm nicht fehlende Konsequenz vorwerfen. Man kann ihm in Fußnoten vorwerfen, dass die Konsequenz hätte vielleicht anders aussehen können.
Deutschlandradio Kultur: Es gibt noch einen ganz anderen Aspekt, dieses Flüchtlingsteam, das von Beginn an dabei ist. Ban Ki-Moon, der Generalsekretär der Vereinten Nationen, hatte den Wunsch, dass sämtliche kriegsführende Parteien auf der Welt während der Zeit von den Olympischen Spielen den olympischen Frieden wahren. Das hat nicht stattgefunden, leider.
Was können Olympische Spiele in dieser Zeit nach außen ausstrahlen?

Entscheidung für das Flüchtlingsteam war richtig

Wolfgang Maennig: Also, die Entscheidung für das Flüchtlingsteam war richtig, war gut. Hier hat man übrigens dann die individuellen Schicksale über die nationalen Belange rüber gestellt. Das war eine sehr humane Geste. Also, diese Idee, Frieden auf der Welt während der Olympischen Spiele, kommt ja aus der Klassik. Damals war während der Spiele in Olympia tatsächlich in dem damaligen griechischen Machtbereich es so, dass alle kriegerischen Auseinandersetzungen, und die gab es dort halt auch reichlich, für die Zeit der Olympischen Spiele und für die Zeit davor, wo nämlich die Athleten erst hinkommen sollten nach Olympia, das war ja kein einfacher Weg, waren die kriegerischen Auseinandersetzungen eingestellt. Das ist das Vorbild, warum man da noch heute danach greift.
Ich habe aber auch den Eindruck, dass die kriegführenden Parteien sich davon halt heute überhaupt nicht mehr beirren lassen.
Wofür kann es trotzdem stehen? Es kann stehen für ein sehr buntes, sehr freundschaftliches Miteinander, ich denke, erstens der Athleten hier, die doch mit ganz, ganz wenigen Ausnahmen, ich denke an den verweigerten Handschlag des Ägypters gegenüber dem israelischen Judokämpfer, aber mit ganz, ganz wenigen Ausnahmen ausgesprochen freundschaftlich miteinander umgegangen sind. Ich denke übrigens auch an das Umgehen der Zuschauer miteinander. Ja, ich weiß, dass jetzt einige sofort denken, die brasilianischen Zuschauer haben doch aber…
Deutschlandradio Kultur: Pfeifen…
Wolfgang Maennig: … gepfiffen gegen die gegnerische Mannschaft. Das ist nicht schön. Das ist nicht sportlich, aber das ist ein bisschen auch die Temperamentfrage. Und nachdem dann die deutschen Volleyballerinnen sich durchgesetzt haben in einem hervorragenden Spiel, war es ja auch so, dass sie sehr wohlwollend dem Tribut gezollt haben und sie anerkannt haben.
Ich habe den Eindruck, dass dieser Respekt, der hier zwischen den Zuschauern und den Sportlern ist, schon auch ein bisschen ausstrahlt in die Welt.
Deutschlandradio Kultur: Es gibt diese sportliche Fairness und dieses Miteinander auch zwischen Athleten, Verlierern und Siegern. Auf der anderen Seite hat man immer den Eindruck und immer mehr, dass es zumindest dem IOC nämlich auch um Geld, Vermarktung und Erfolg geht. – Zwei Welten, die parallel nebeneinander existieren?
Wolfgang Maennig: Na ja, dem IOC, der olympischen Familie muss es ein bisschen auch ums Geld gehen. 1976 gab es ein finanzielles Debakel bei den Olympischen Spielen von Montreal. Die Baukosten hatten sich verzehnfacht. Das hat der Rest der Welt mitbekommen. Und daraufhin gab es auf einmal keine Bewerbung mehr, mit Ausnahme einer wirklich rein privaten Initiative, von privaten Geschäftsleuten gestarteten Initiative aus Los Angeles.
Das IOC war in einer sehr unglücklichen Situation, weil, normalerweise ist das IOC der Monopolist, dem verschiedene Anbieter gegenüber stehen, und kann sich den Bestbietenden aussuchen. Und hier war es nun anders herum. Das IOC musste sich einlassen auf die Forderungen dieser ja letztlich nur einer Handvoll von privaten Geschäftsleuten, die die Olympischen Spiele machen wollten.
Die Spiele waren ein herausragender finanzieller Erfolg. Sie haben die gesamte Vermarktung der Olympischen Spiele völlig verändert seitdem. Sie waren wirklich der Beginn einer neuen Ära. Aber das IOC will in eine Position kommen und ist jetzt bald in dieser Position, wo sie so viel Rücklagen gebildet haben, dass sie zur Not einmal selber die Olympischen Spiele ausrichten können, ohne angewiesen zu sein auf eine Bewerbung eines Landes.
Deutschlandradio Kultur: Das heißt, dann muss sich das IOC noch ein eigenes Land kaufen, damit es auch noch Fläche hat, wo es die Olympischen Spiele dann vorweisen kann. Das ist ja schon ein Problem. Wenn niemand mehr sich bewirbt, dann macht das IOC einen Alleingang? Oder wie stellen Sie sich das vor?
Wolfgang Maennig: Na ja. Das IOC wird sowieso dazu übergehen, seine Beiträge, die es den Bewerberstädten verspricht und den Ausrichterstädten dann gibt, zu erhöhen. Und es hat ja damit eine Stellschraube. Wenn das IOC statt der gut einen Milliarde, die es jetzt zu den Organisationskosten dazu gibt, eine zweite Milliarde geben würde für Infrastruktur, dann würden auch wieder mehr deutsche Städte mit Sicherheit darüber nachdenken, ob es nicht eine interessante Alternative sein könnte zu sonstigen Fördertöpfen. So wird es überall auf der Welt sein.
Wenn die finanziellen Stellschrauben günstiger aussehen, wird es auch wieder Bewerberländer geben. Und deshalb braucht das IOC irgendwie diese finanzielle Kraft, die manchmal als Geldtreiberei angesehen wird, für die ich aber als Mitglied der olympischen Familie wirklich Verständnis habe. Stärke ergibt sich nur aus einer gewissen Unabhängigkeit. Und Unabhängigkeit in dieser Welt ist auch immer eine finanzielle Unabhängigkeit.
Deutschlandradio Kultur: Und da geht es um relativ viel Geld, zumindest sagen die Zahlen, dass allein die Fernsehrechte dem IOC 4,1 Mrd. Dollar in die Kassen spülen, dann noch diese eine Milliarde von Sponsoren während dieses Olympiazyklus. Also, in der Kriegskasse sind fünf Milliarden, die das IOC mittlerweile angehäuft hat. – Ist das gut angelegtes Geld Ihrer Meinung nach?
Wolfgang Maennig: Also, als erstes muss man sagen, dass das IOC von seinen Einnahmen nach dem Finanzbericht, der auch auf der Web-Page des IOC runter ladbar ist, rund 92 bis 93 Prozent ausschüttet an die internationalen Spitzensportverbände. Zum Beispiel mein Ruderverband, der ohne diese Millionen, die er kriegt alle zwei Jahre, wirklich äußerste Schwierigkeiten hätte, seine Verwaltung und seine Programme aufrecht zu erhalten. Und die Nationalen Olympischen Komitees, also auch das Nationale Olympische Komitee von Deutschland, kriegt natürlich etwas Geld. Das ist vielleicht für uns nicht ganz so wichtig, aber da draußen sind rund zweihundert andere Olympische Komitees, für die das praktisch die einzige Finanzierungsquelle ist für den Spitzensport und für die das sehr wichtig ist.
Mit dieser Quote von nur sieben bis acht Prozent der Einnahmen, die selbst verwaltet werden, ist das IOC weltweit Spitze – vor solchen Institutionen wie dem Deutschen Roten Kreuz, aber auch natürlich Internationaler Währungsfond, UNO usw., usf. Das heißt nicht, dass da nicht auch noch gespart werden kann und dass vielleicht auch an der einen oder anderen Stelle zu viel Prunk ist. Aber eine doch gewisse Effizienz ist dem IOC hier schon zuzusprechen, dass die Gelder letztlich zu einem großen Teil doch wieder an die Sportler und an den Sport zurückgehen.
Deutschlandradio Kultur: Wenn wir mal einen Blick in die Zukunft werfen: Hamburg hat seine Bewerbung für die Sommerspiele zurückgezogen. Danach stieg Boston aus bei der Bewerbung für die Winterspiele. 2022 stieg erst Oslo aus, dann Stockholm, dann Krakau, München und Davos. Am Schluss blieben noch zwei Bewerber übrig Almaty in Kasachstan und die chinesische Hauptstadt Peking für Winterspiele.
Heißt das, dass wir demnächst in demokratischen Ländern nicht unbedingt Olympische Spiele sehen werden, ausgenommen jetzt mal Japan?

Olympische Spiele sind kein Königsweg für Stadtentwicklung

Wolfgang Maennig: Lassen Sie mich noch eine Vorbemerkung machen. Mir blutet noch heute das Herz über die Hamburger Entscheidung. Mir blutet auch das Herz, dass wir mit München nicht nochmal ins Rennen gegangen sind für 2022. Nach mehreren Aussagen von IOC-Mitgliedern in den letzten Monaten, die ich sprechen konnte, wir hätten mit München ganz locker den Zuschlag für 2022 bekommen. Uns ist da etwas durch die Lappen gegangen. Das ist schade.
Jetzt kritisieren wir nicht zu Unrecht, dass es in ein Stadt und in ein Land geht, die nicht so ganz demokratisch sind und wo die Bedingungen vielleicht nicht so richtig sind. Aber wir müssen schon zugeben, das IOC hatte ja auch keine Wahl, sondern wir haben uns nicht zur Wahl gestellt.
Ich persönlich denke, dass das Votum der Hamburger Bevölkerung kein Votum gegen Olympia ist, sondern ein Votum gegen das Konzept, mit dem die Stadtoberen an diese Bewerbung herangegangen sind, mit einem Finanzierungskonzept, was nicht vollständig war, nicht solide war, und letztlich auch mit einem Stadtentwicklungskonzept, was doch in großen Teilen der Stadtbevölkerung zu großen Fragezeichen geführt hat. Das sieht man auch daran: Wenn man sich anguckt, in welchen Wahlbezirken eigentlich der Widerstand am größten war, dann war das justament um den kleinen Grasbrook herum, wo die Ablehnungsquoten am größten waren.
Also, die Menschen haben es offensichtlich nicht so empfunden, dass sie von dieser Turbostadtentwicklung profitieren würden, sondern man hatte ganz im Gegenteil andere Befürchtungen.
Ansonsten muss man natürlich schon sagen, dass die Ablehnung in Volksreferenden nicht die Ausnahme ist. Es ist ein weltweites Problem. Natürlich spielen Doping und Korruption eine Rolle, aber ich denke, ein großer Teil ist auch das Problem dieses copy paste Barcelona. Seit Barcelona 92, und die haben das toll gemacht, die haben die Stadt nach vorne gebracht durch die Investitionen für die Olympischen Spiele, bewerben sich doch die Bürgermeister in aller Welt nicht mehr um die Olympischen Spiele, weil sie die besten Sportler beherbergen wollen, sondern sie bewerben sich doch nur noch, um in eine Situation zu kommen, wo sie die nationale Regierung um ein paar Milliarden für Stadtentwicklung erpressen können.
Olympische Spiele werden als der Königsweg der Stadtentwicklung gesehen. Das ist es nicht, es gibt keine Medaillen für Stadtentwicklung, sondern es ist ein Irrweg, den das IOC aber zugelassen hat, auch Thomas Bach in seinen letzten Interviews. Wenn er darüber redet, was das für Rio und Brasilien bedeutet hat, dann spricht er immer über die Stadtentwicklung in Barra, die S-Bahn- und U-Bahnlinien und ähnliches. Das ist nicht das Thema. Die Legacy ist das Event selber.
Deutschlandradio Kultur: Herr Maennig, am Sonntag enden die Olympischen Spiele in Brasilien. Bei der Abschlussfeier wird IOC-Präsident Thomas Bach eine Rede halten. Da wird er, davon gehe ich fest aus, auf den Erfolg der Spiele hinweisen. – Wird er denn Ihrer Meinung nach anhaltenden Applaus bekommen?
IOC-Präsident Thomas Bach wird in Rio positiv gesehen
Wolfgang Maennig: Thomas Bach wird hier positiv gesehen. Ich denke, er ist tatsächlich auch vieles richtig angegangen. Ich hatte auf ein paar Fußnoten hingewiesen. Er wird natürlich die Cariocas, wie sich die Städter hier nennen, beglückwünschen zu ihrer Leistung, er wird die Organisatoren beglückwünschen. Und man muss ja auch mal eins sagen: Die Sportstätten selber bieten für die Athleten gute, faire, ich möchte sagen, exzellente Voraussetzungen. Es gibt meines Erachtens nicht einen einzigen Fall, wo ein Athlet behauptet hat, dass er nicht die Platzierung erreicht hat, weil die Sportstätte nicht gut war. Und das ist die Hauptsache, dass die Sportler hier faire Wettkämpfe haben.
Deutschlandradio Kultur: Das heißt, die Olympischen Spiele sind Ihrer Meinung nach kein Auslaufmodell, trotz schwieriger Zeiten, in denen wir leben?
Wolfgang Maennig: Nein, die Olympischen Spiele wird es noch lange geben, solange ich lebe, mit Sicherheit und wahrscheinlich auch so lange Sie leben. Aber das heißt nicht, dass man jetzt in Glückseligkeit verfallen kann, sondern wir werden massiv das Thema Korruption und Doping im Sport angehen müssen, werden überdenken müssen den Gedanken, dass Olympia Stadtentwicklung bedeutet. Meines Erachtens sollten wir es nicht mehr als Königsweg der Stadtentwicklung sehen, sondern wir sollten nur den Städten noch Olympische Spiele vergeben, die für ihre Bürger – unabhängig von Olympischen Spielen – schon vorher eine ordentliche Infrastruktur in Transport, in Sport und auch im Wohnen bereitgestellt haben, so dass sie mehr oder weniger reif sind, auch ohne große Milliardeninvestitionen Olympische Spiele zu beherbergen.
Deutschlandradio Kultur: Herr Maennig, ganz herzlichen Dank für das Gespräch und Ihnen noch eine gute Zeit in Rio.
Wolfgang Maennig: Danke und schönen Gruß nach Deutschland.
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