Sparpolitik in Griechenland

Ein Land auf dem Weg in die soziale Katastrophe

Tausende Menschen protestieren in Athen gegen Sparmaßnahmen der Regierung (17.5.2017).
Tausende Menschen protestieren in Athen gegen Sparmaßnahmen der Regierung. © AFP / Aris Messinis
Elke Ferner im Gespräch mit Dieter Kassel · 18.05.2017
Generalstreik in Griechenland: Die Proteste richten sich gegen die nächste Sparrunde, die heute im Parlament beschlossen werden soll. Die SPD-Politikerin und Griechenlandkennerin Elke Ferner warnt: "Teilweise ist es so, dass Eltern schon fast kein Geld mehr haben, ihre Kinder zu ernähren."
In Griechenland wird wieder einmal großflächig gestreikt – denn wieder einmal steht ein Sparpaket zur Abstimmung im Parlament an. Fähren fahren nicht, Flüge werden gestrichen, Krankenhäuser müssen Notdienste organisieren. Die Proteste richten sich gegen weitere Rentenkürzungen und Steuererhöhungen, die Voraussetzung für neue Kredite von EU und IWF sind.

Eine Sparrunde nach der nächsten

Die SPD-Bundestagsabgeordnete und Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Elke Ferner, kennt Griechenland besser als viele andere deutsche Politiker – sie verbringt seit über 30 Jahren einen Teil des Jahres auf der griechischen Insel Syros.
Die Griechen erlebten eine Sparrunde nach der nächsten, ohne dass etwas besser werde, sagte Ferner im Deutschlandfunk Kultur. Die Situation der Menschen sei inzwischen dramatisch: Immer mehr Familien hätten niemanden mehr in ihren Reihen, der ein Einkommen habe – und nach einem Jahr Arbeitslosigkeit gebe es auch keine staatliche Unterstützung mehr.

"Kaum Geld für die Ernährung der Kinder"

Viele lebten inzwischen vom Ersparten, Medikamente würden immer teurer, medizinische Behandlungen aus der eigenen Tasche bezahlt:
"Teilweise ist es so, dass Eltern schon fast kein Geld mehr haben, ihre Kinder zu ernähren."
Schuld an der Situation sind laut Ferner die den Griechen vorgegebenen, zu ehrgeizigen Sparziele und zu wenig Zeit, um diese zu erreichen. Bundeskanzlerin Merkel und Finanzminister Schäuble ständen in Griechenland nach wie vor nicht hoch im Kurs, und sie könne das auch nachvollziehen, sagte Ferner:
"Mit der unerbittlichen Forderung, immer mehr zu sparen, hat man die Menschen in die Verzweiflung getrieben."
Für das neue Sparpaket soll Griechenland im Gegenzug weitere Kredite von der Europäischen Union und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) bekommen. Das Land braucht das Geld vor allem, um frühere Schulden zurückzuzahlen. In den vergangenen Jahren sind die griechischen Renten 13 Mal gekürzt worden. (ahe)
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